Lieber alter Hans!
Deine 2 Briefe vom 8t und 17t huj:
habe ich richtig erhalten und die Einlagen an Jungh
abgegeben der mir versprochen hat dir zu antworten. ich bekomme ihn jezt wenig zu sehen
obwohl ich alle 3–4 Tage einmal zu ihm komme, da er sehr beschäftiget ist. Es thut mir
sehr leid daß mein durch Passi geschriebener Brief
verlohren gieng weil da mancherley drin stand.
Von Vogler habe ich kurz hintereinander 2 Briefe
erhalten worinn er mir schreibt daß ich
ein Honorar für seinen Samori pp
bestimmen und auf der Stelle nach
Wien schikken sollte. du weißt
das
daß
das so schnell nicht geht
und wie kann ich das Honorar bestimmen.
das sind fatale Correspondenzen ich habe ihm heute geschrieben.
auch wollte er haben daß ich das was du mir schiktest von seinem Orgel ConcertZu Voglers Concert spirituel in der Salzburger Kirche St. Peter am 12. Juli 1813 vgl. u. a. Wiener allgemeine musikalische Zeitung, Nr. 29 (17. Juli 1813), Sp. 255f.,
in die Prager Zeitung einrükken laßen sollte. ich bin recht froh
daß er in München den Vergleich gemacht hatBezogen auf das gescheiterte Orgel-Umbauprojekt in der St. Michaelskirche in München; vgl. Karl Emil von Schafhäutl, Abt Georg Joseph Vogler. Sein Leben, Charakter und musikalisches System. Seine Werke, seine Schule, Bildnisse &c., Augsburg 1888, S. 66–70., und zweifle wie du an dem ganz großen
Vorschuß. Es thut mir auch wehe diese Flekken an dem großen Geiste zu wißen.
Ueber Beer klagt er fortwährend. 's ist doch ein nachläßiger Hund, der
gar keine Verhältniße ehrt. Mein Orchester Volk beugt sich nach
und nach dem eisernen Zepter und kriecht zu Kreuze.
die beyden H: Krals
werden wir wohl verliehren, weßhalb ich mir nicht den Kopf abreißen
werde. mit deinem Haßlauer wird es wohl nichts sein,
denn ziemlich brave Geiger giebt es hier auch noch, und wenn es
nicht etwas vorzügliches ist, muß man es nicht kommen laßen. Von meinen Geschäften und Verdruß hast du keine
Idee. und du fehlst mir recht um mein Herz manchmal auszuschütten. ich habe so gar keine
Seele um mich der ich vertrauen könnte. Es ist zwar ein heilloser Wunsch, aber beynah
möchte ich den Ausbruch des Krieges schnell herbeywünschen, weil ich dich dadurch wieder kriege.
D moll ist den
14t
abgereist was mir wirklich recht leid thut, denn man hat wahren
Sinn für die Kunst. ich soll dir viel davon schreiben? will es aber aufs mündliche
verspahren. was soll man viel von den W:Vermutlich gemeint: Weibern. sagen? mit kleinen
Variationen ist es immer das alte Thema und was ich von dieser GrundMelodie denke, weißt du.
Es freut mich daß du arbeitest, was es ist,
ist gleichvielnur immer etwas gethan. die 4 füßige Sonate
wollen wir gut miteinander dreschen. du bist ja ein ganzes Luder mit deinen Anspielungen
und Verwebungen darinn.Gemeint ist wohl Gänsbachers Grand Divertissement für Klavier zu vier Händen in E-Dur aus dem Jahr 1811, gedruckt bei Schlesinger in Berlin (VN: 494), in dem u. a. im I. Satz (Adagio) Gänsbachers Metastasio-Vertonung L'amerò sarò costante
Nr. 1 aus den Sechs Liedern mit Begleitung des Piano-Forté oder der Guitarre
(op. 9 der Gesangsstücke, erschienen bei André in Offenbach, VN: 3004) aufgegriffen wird. Zu den Liedern hatte Weber für den Erstdruck 1810 die deutsche Textunterlegung besorgt.
bey mir ist an kein Arbeiten zu denken. in
einigen Tagen wird Passi die Oper
vollendenGemeint ist Passys Libretto zu Walburg von Skarroe., und da will ich
dann jede Minute haschen um daran zu arbeiten, denn ich habe rechten Drang dazu. Bald
fangen nun auch meine Proben anVgl. die Tagebuchnotiz zur ersten regulären Opernprobe am 12. August 1813; bereits zuvor sind einzelne Proben vermerkt (vgl. u. a. 2. August 1813)..
daß die Grünbaum in Wien Furore
machtZu den Wiener Gastauftritten im Juni/Juli 1813 vgl. u. a. AmZ, Jg. 15, Nr. 30 (28. Juli 1813), Sp. 496, Nr. 34 (25. August 1813), Sp. 560 sowie Nr. 46 (17. November 1813), Sp. 759. wirst du wohl wißen. den 9t
August kommen Sie wieder hieher. M: B: schrieb mir daß Sie sehr
wieder mich sey. das dumme Thier, so etwas sich merken zu laßen, wenn ich nicht ein so
guter Hammel wäre, könnte ich ihr es gut eintränken. Gestern hat meine
ehemalige Hausfräule Hammer Hochzeit gemacht,
mit dem H: StallMster des Grafen CzerninWohl eher Wolfgang Maria Graf Czernin von Chudenitz (1766–1813) als dessen Bruder Johann Rudolph..
ich gönne ihm sein Glük lieber als mir. ich
lerne böhmisch daß es eine Art hat, und bis du kommst werde ich schon das deutsche
verlernt haben.
Seit dem 8t wohne ich
in meinem neuen Quartiere und ich glaube daß du dir recht
gefallen wirst in meinem niedlichen Stübchen, wo es recht heimlich darin ist.
Auf den UntersbergDer Untersberg in den Berchtesgadener Alpen, zwischen Berchtesgaden und Salzburg gelegen (Gipfel auf der salzburgischen Seite: Salzburger Hochthron, 1853 m), galt wegen seiner Aussicht auf Salzburg und die Gebirgsketten der Alpen als beliebtes Ausflugsziel.
hätte ich wohl mit Kraxeln mögen, er ist ein alter Freund von mir, so wie
alle Berge um Salzburg.
Meine Canzonetten werden auch dieser
Tage fertig und nun geht es an die 6 neuen Lieder.
auch wird Haas
wahrscheinlich den Klavier Auszug
von Hassan
stechen.
Nun habe ich genug zusammen geschmiert, und muß schließen. alle Bekannten
grüßen dich bestens. Heute eße ich bey Kleinwächters im Garten, wo deiner gewiß auch
gedacht wird. Liebichs ziehen heute ins Redouten Haus. Neues
weiß ich nichts mehr, als daß du eine Menge hübsche Madeln hier finden wirst beym
Ballet, und daß der Dichter Tieck
hier ist, dem ich manche belehrende schöne Stunden verdankeVgl. u. a. die Tagebuchnotizen vom 20. Juni sowie 4., 5., 13., 17. und 23. Juli 1813.. ich sang ihm sein Lied
vor, du weißt? das verfluchte, und es gefiel ihm außer ordentlich. vielleicht macht er mir auch
eine Oper.
Empfehle mich aufs herzlichste deiner verehrten Casa,
und schreibe bald wieder deinem treusten Bruder.
Vale et me amas.
dein bis in den Tod
treuster Bruder Weber
Prag d: 28t July 1813.