Liebster theurer alter Hans!
Schimpfe, lärme, tobe, nenne mich einen Hund, alles was du willst, glaube
alles, nur das nicht daß ich einen Augenblik hätte aufhören
können mit der innigsten alten Liebe an dir zu hängen denn das kann nur mit meinem Leben
endigen. Mein langes Stillschweigen hat wirklich keinen anderen Grund als daß ich
wirklich keine Zeit hatte dir ordentlich zu schreiben, mit ein paar Zeilen wollte ich
dich nicht abspeisen, und so wurde es von einem Tage zu dem andern verschoben. du weißt
ja wie es geht. Mit der grösten Theilnahme bin ich dir im Geiste bey allen deinen
Unternehmungen gefolgt, und freue mich herzlichst deiner solideren Anstellung. Wie
kannst du glauben daß ich dein Handeln mißbillige? rieth ich nicht selbst obwohl mit
schwerem Herzen dazu? ich stehe so ganz allein. ich bin in einer stets sehr traurigen
Stimmung, und meine große Beschäftigung ist daher noch ein wahres Glükk.
An Gottfried habe ich geschrieben
und Briefe erhalten. auch Er
begreifft mein Stillschweigen nicht. ich bin wirklich ein sehr lederner Kerl geworden,
so recht trübe in mich hinein gescheucht. Arbeiten kann ich vollends gar nichts. du
erhältst hiebey alte Briefe, die ich dir aber doch nicht vorenthalten wollte. Ich würde
dir überhaupt schon längst geschrieben haben, wenn nicht die F:
mit Gewalt immer hätte meine Briefe in Ihre einschließen wollen. erst vor 3 Tagen
erhielt ich deine Adresse, und zugleich ein Verzeichniß von
deinen Sachen die ich nach Bozen
schikken soll, welches geschehen wird sobald sie abgeschrieben sind.
Was ich bisher geleistet habe, werde ich dir erzählen. an Opern habe ich einstudirt:
1 Cortez
2 die vornehmen Wirthe
3 Joseph.
4 Vestalin.
5 Wasserträger.
6 Uthal.
7 Faniska.
8. Lotterieloos.
9 Carlo Fioras.
10. Aschenbrödel.
11. Joh: von Paris
12) Don Juan.
13. Die Dorfsängerinnen.
14. Adolph und Klara.
15t das HausGesinde.
16 die Verwandlungen.
17. SarginesPremieren (in Reihenfolge der Nennung) am 9., 19. und 26. September, 3., 17. und 19. Oktober, 7. und 21. November, 19. Dezember 1813 sowie 1., 8., 15. und 30. Januar, 6. und 13. Februar, 12. und 7. März 1814; vgl. die Spielpläne..
18. TitusDie Prager Neueinstudierung des Titus hatte erst am 25. Oktober 1814 Premiere; vgl. den Spielplan..
d: 25t Dec: gab ich für die
WittwenSocietät im Theater, das Orat.
von Meyer Beer.
Gott und Natur.
ich hatte es höllisch probirtVgl. die Tagebuchnotizen vom 22., 23. und 24. Dezember 1813.
und es gieng gut.
Mein armer braver Tenorist Mohrhardt
starb am Nervenfieber, und da hab ich ihm d: 25t Februar um 9 Uhr bei
St: Galli
dein Requiem aufgeführt.
es gieng gut und ich war im Geiste bey dir. es ist ein treffliches Werk
Herr Bruder. ich hätte dich
dafür küßen mögen. d: 28t Febr: gab ich die
Schöpfung für die Hausarmen.
sie gieng vortrefflich. überhaupt würde dir das
Herz im Leibe wakkeln vor Freude wenn du mein Orchester jezt
hörtest. diese Kraft, Feuer, und Zartheit. ich bin sehr zufrieden, und ist dieß meine
einzige Freude. übrigens lebe ich wie ein Hund. gleich nach
dem Theater nach Hause. und keine Seele die Antheil nähme oder
mit der ich über die Kunst sprechen könnte.
Silvana ist in Weimar
zum Geburtstag der Großfürstin am 16t
und 19t Februar mit Beyfall gegebenDie Aufführungen fanden am 17. (nicht 16.) und 19. Februar 1814 statt. Die dritte und letzte Vorstellung zu Webers Lebzeiten gab es in Weimar am 26. März 1814; vgl. die Theaterzettel im Landesarchiv Thüringen, Bestand Kunst und Wissenschaft – Hofwesen Nr. A 10419/2, Blatt 76, 77 und 93.. nun hast
du alles Neue das ich weiß und nun zur Beantwortung deiner Briefe.
Mit Dölle
ist es nichts mehr, Er hat uns zu lange bey der Nase herumgezogen, und jezt können wir ihn
nicht mehr brauchen. Jung hat viel zu thun.
hat ein kleines Mädchen unterdeßen bekommen ist ihm aber vor 3 Tagen wieder gestorbenDie Tochter war laut Tagebuch am 8. Dezember 1813 geboren. du kannst dir den
Jammer denken. Bey Kleinwächters und
Liebichs ist alles beym alten.
den Don Juan
habe ich zu meinem Benefiçe gegeben und 1200 ƒ
eingenommen die sogleich nach Stuttgart spaziert sindEin Teil der Einnahme der Vorstellung am 15. Januar 1814 wurde von Weber laut Tagebuch am 18. Januar zum Erwerb eines Wechsels genutzt, der am Folgetag zwecks Verringerung der Schuldenmasse an die Stadtschreiberei in Stuttgart gesandt wurde..
in Jahr und Tag hoffe ich auch diese Last los zu sein und für mich zu arbeiten.
Deinen Brief vom 19t Februar
mit dem Chor habe ich Gestern erhalten.
heute eße ich bey Firmian.
da werde ich davon erzählen was ich für gut finde.
Die Overture die du in Botzen
von mir hörtestGänsbacher hielt sich im Herbst/Winter 1813/14 mehrfach kurzzeitig in Bozen auf; vgl. Denkwürdigkeiten, S. 59 und 62. wird wohl die aus Es dur sein
dem weiland König von Westphalen dedicirt,
das Webersche Tedeum
habe ich im Wallensteinischen Garten aufführen laßen. im SommerLaut Tagebuch am 4. Juli 1813.
deine Kreuzfahrer Overture
werde ich abschreiben und gelegentlich nach Mannheim schikken.
der Jörgl in Paris
ist wirklich ein Gedanke der mir viele Freude macht. Gott schüze dich und
erhalte dich mir und der Kunst. der Chor ist recht schön, und
will ich ihn nächstens einmal wenn auch nur für mich loslaßen.
D moll ist hier und
hat viel Verdruß wegen den ErbschaftsAngelegenheiten. ich sehe Sie von 14 – 14 Tagen, da
ich unmöglich öfter Zeit habe. du bist dann an der TagesOrdnung ich werde ihr deine
Adresse geben, und Sie wird dir gewiß schreiben. Du lebst im
Kriegsgetümmel und opferst den Musen, ich kazbalge mich den ganzen Tag in ihrem Dienst und thue nichts.
eine neue Sonate in As dur
habe ich angefangen. deine Lieder besonders das
in F moll sind meine wahre Erquikung und ich kann Sie ganz
auswendig. im Clamschen Hause
ist alles beym Alten, ich eße oft da und Pepi erkundigt sich dann fleißig nach dir.
Schlicks
haben mir deine Lection angetragen,
ich habe es ihnen aber rundweg abgeschlagen.
d: 4t Aprill gebe ich Concert.
da will ich lauter böhmische Componisten loslaßen, und etwas von
Tomaschek Wittasek
und Weber aufführen.
auch einige Kleinigkeiten von Vogler
und Gluk dazwischen werfen.
von mir nichts.
Stelle dir vor Polawsky
wird die Schechtizky
heyrathen. – Wenn du wieder kömst wirst du ein paar hübsche Mädchen mehr beym Theater finden.
Mlle Brandt
und Mlle Bach.
Ach Bruder, ich kann mir die Freude gar nicht denken
einmal ordentlich wieder mit dir schwazzen zu können. Jezt gehts in die Probe und ich muß schließen.
ich drükke dich innigst an mein Herz, in Gedanken, und reiche dir den BruderHandschlag aus
der Ferne, bis das Schiksal dich wieder vereint mit deinem dich ewig liebenden unveränderten Bruder
Weber.
Ich studire jetzt Samori einDas Werk kam in Prag während Webers Amtszeit als Musikdirektor nicht zur Aufführung, das handschriftliche Stimmenmaterial lag 1816 laut Notizen-Buch allerdings in Teilen bereits vor.. Wie wird dir?
Alle Bekannten grüßen dich herzlichst.