## Title: Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin. Dresden, Mittwoch, 22. Oktober 1817 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041335 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S. Wohlgebohren dem Herrn Profeßor, und Director des Königl: Zoologischen Museums Dr: Lichtenstein zu Berlin UniversitätsGebäude Nach vielem Verdruß, Ärger, Erwartung und Arbeit aller Art, muß ich noch vor meiner Reise ein paar Worte mit dir mein herzlieber Bruder plaudern. Statt den 1t 8b in Prag zu sizzen und zu heyrathen, muste ich auf unbestimte Zeit alles verschieben, weil die VermählungsFeyerlichkeiten unsrer Prinzeßin Marianne, mich hier hielten. dazu, nebst dem Getös aller Handwerker um mich herum, bei der neuen Einrichtung /[:] von Grund aus :/ meiner Wohnung, eine neue große Kantate schreiben die beinah 1 Stunde dauert, also eine halbe Oper. denke dich in meine Lage. das ist nun überstanden, und hoffentlich gut. d: 28t ist die Vermählung d: 29t die Kantate, und den 30t sizze ich im Wagen, fahre nach Prag, und heyrathe d: 4t 9ber wo Ihr unsrer gedenken mögt, so wie wir gewiß es Eurer thun. von da gehts weiter nach Mannheim, Mainz pp Ende Xbr bin ich wieder zu Hause. dem H: Geh. Rath Welper empfiehl mich bestens, entschuldige mein Stillschweigen, und versichere die möglichst pünktliche Besorgung seines Auftrages. du hast unterdeßen freudigere Abhaltung gehabt, und ich hätte sie wohl theilen mögen. Mit unsrer gänzlichen Vereinigung ist also nun nichts geworden. du glaubst noch an die Zukunft, – ich nicht mehr. Wollen uns desto öfter besuchen. Auch gefalle ich mir Gott sey Dank täglich mehr hier, mein GeschäftsGang wird ruhig, wirkend und erfreulich. was will ich mehr. Etwas vollkommenes ist ja hinieden nicht. Was macht meine Maria und ihre liebe gute Mutter? hoffentlich alles frisch und munter, 1000 herzliche Grüße, an Sie und die ganze liebe Familie. Die Einlage gieb gütigst ab, und verzeihe mein konfuses Gekrazze, aber ‘s geht nicht anderst. Vielleicht gewinne ich auf der Reise Zeit zu einem LebensZeichen. ich hoffe sie soll mir gut anschlagen, denn ich habe Erholung sehr nöthig. Gott segne dich und die deinigen, bleibt gesund und froh und behaltet lieb Euren treuen Weber Dresden d: 22t 8br 1817.