## Title: Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig. Dresden, Samstag, 25. April 1818 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041411 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S Wohlgebohren Herrn Hofrath Fried: Rochlitz zu Leipzig. Es kann gewiß weder Zeit noch Umstände geben, mein lieber hochverehrter Freund, die meine herzliche Anhänglichkeit und Achtung für Sie vermindern könnten, aber das Aussprechen derselben wird desto öfter gehindert, und so bin ich in ewiger Schuld gegen alle meine liebsten Freunde, und bin der ewigen Nachsicht bedürftig. Bey Ihnen nun namentlich habe ich recht freudig schon lange auf die Hoffnung gebaut Sie bald einmal hier im freundlichen Dresden zu sehen, und zwar nicht immer so auf den Raub wie meine beengten Reise und LebensZüge mir bisher immer befahlen. So oft ich von Ihnen weg war, fiel mir immer erst alles ein, was ich Ihnen noch zu sagen, zu bitten, zu fragen, gehabt hätte, und überhaupt giebt es so viele Dinge, die sich nur nach und nach und vom glüklichen Augenblikke hervorgerufen recht aussprechen und entwikkelnd aus der Seele geben laßen. Nun bleiben Sie nur recht lange bey uns –. Nun zur Beantwortung Ihrer lieben Zeilen. Was meine Missa betrifft, so ist es vielleicht möglich sie d: 16t aufzuführen, wo ich Dienst habe und der Hof nicht in die Kirche kömt. Beyläufig sei es dem Theilnehmenden Freunde erzählt daß mir der König einen kostbaren Ring für die Meße geschenkt hat. Eine Sache die mich deßhalb freut, da sich vor mir kein KapellMstr in hiesigen Diensten einer gleichen Auszeichnung zu erfreuen hatte. Es wird mir eine große Freude sein, die Meße vorher mit Ihnen durchgehen zu dürfen. Mit dem Van Dyk wird es schwerer halten, da er erst ganz kürzlich gegeben worden ist. doch will ich versuchen es dahin zu bringen, und Ihr Wunsch wird für Direktion und Künstler eine liebe Veranlaßung sein. Herzlichen Dank für die | zu erwartende Mittheilung der Revision. Wodurch vielleicht Manches Undeutliche klarer hervortreten kann. Daß ich übrigens ein Werk der Art, was für mich in jeder Hinsicht von so großer Bedeutenheit sein muste, um auch in diesem Style meinen Genius zu versuchen, in so kurzer Zeit geschrieben habe, kann Ihnen mit beweisen, daß ich meine Stunden Tag und Nacht gut benuzzen und zu Rathe halten muste. Worauf ich mich auch nicht wenig angegriffen fühlte. Nun Gott zum Gruß, ich freue mich kindisch auf Ihr Hierseyn, und meine gute fröhliche Lina gewiß nicht minder, die besten Grüße noch von Ihr, und kommen Sie bald zu Ihren Sie gewiß innigst liebend und achtenden Webers Leuten Dresden d: 25t Aprill 1818.