WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Karl Friedrich Ludwig Kannegießer in Prenzlau <lb/>Hosterwitz, Montag, 2. August 1819 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Joachim Veit

Version 4.9.1 of February 5, 2024

Download of this file: 2024-03-28T11:19:56.479Z

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
Hornsche Str. 39 32756 D Detmold
Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) http://weber-gesamtausgabe.de/A041521

Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

dankt für Zusendung der Liedtexte, die ihn sehr angesprochen haben; schickt 2 der Vertonungen u. gibt Anweisung, eine Stelle im 2. Tenor in bestimmter Weise ausschreiben zu lassen; bittet darum, die Lieder nicht unmittelbar aufeinander folgend singen zu lassen (gleiche Tonart); hat das Freiheitslied, entgegen seinem Grundsatz, einen schon von anderer Seite vertonten Text nicht nochmals zu komponieren, in Musik gesetzt, da es ihn besonders ergriffen habe; betr. Komposition des Schlummerlieds; sendet doch Ermunterung noch mit Empfangen Sie meinen besten Dank für die Mittheilung D Berlin Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung 55 Ep 178

1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

Stargardt, Kat. 674 ( 27./28. März 2001), Nr. 917 Nebehay, Liste 77 (1984), Nr. 362 (mit Teil-Faks.) Stargardt Kat. 595 (1971), Nr. 744 International Autographs (New York), No. 14 (1964), Nr. 83 Boerner, C.G.: Auktions-Kat. 92 (8./9. Mai 1908), Nr. 198 ebd., Auktions-Kat. 87 (19./20. Febr. 1907), Nr. 410 Schulz, Otto August: 13. AV (1877), Nr. 173 (nur "1819") List & Franke, Auktion 23. Jan. 1872, Nr. 2857 (ohne genaues Datum) Stargardt, Kat. 8 (o.J.), Nr. 86

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

font-style: italic;font-style: italic;text-decoration: underline;vertical-align: super; font-size: 0.8em; line-height: 0.7em;vertical-align: sub; font-size: 0.8em; line-height: 0.7em;display: block; text-align: center;display: block; text-align: right;font-style: italic;display: block; text-align: left;letter-spacing: 0.15em;font-size: smaller;font-weight: bold;font-variant: small-caps;content: '"'content: '"'content: "'";content: "'";
Weber, Carl Maria von Hosterwitz 2. August 1819 Kannegiesser, Karl Friedrich Ludwig Prenzlau German Obsoletes Element tei:textClass entfernt nach Durchsicht von Frank Ziegler status auf approved gesetzt Text mit Autogr. gegengelesen, kleine Korr. u. Erg. (u. a. Wochentag) AuK-Einträge aus den Kommentaren in die history übertragen Autospie Kleine Korrektur im Kopf Auszeichnungen aktualisiert ID und @keys gegen nicht-sprechende ersetzt. Brieftext eingefügt und Personen ausgezeichnet Initiale Transformation aus askSam DB Briefe1
Wohlgebohrner Herr! Hochgeehrter Herr Rektor!

Empfangen Sie meinen besten Dank für die Mittheilung der übersandten LiederEs handelt sich um die Texte zu den im Brief erwähnten Liedern Gute Nacht, Freiheitslied und Ermunterung , die dann im Op. 68 bei A. M. Schlesinger im Druck erschienen (PN 1167), außerdem um die Gedichte Der Spanier an seine Gitarre, Schlummerlied und Die Schäferinn; vgl. Gedichte von Karl Ludwig Kannegießer, Breslau: Reinhard Friedrich Schoene's Buchhandlung 1824, S. 56f., 70f., 105–107, 120f., 142f. und 145f. Das Gedicht Der Spanier an seine Gitarre hatte Kannegießer bereits zuvor publiziert in: Pantheon. Eine Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst, hg. von Johann Gustav Büsching und K. L. Kannegießer, Bd. 1, Leipzig 1810, Heft 2, S. 342–344., die mich sehr angesprochen haben. Es giebt des guten sehr wenig in dieser Gattung, und das eigentliche Lied wird täglich seltener, daher kann es dem Komponisten nur willkommen sein sich so etwas anvertraut zu sehen. Ich sende Ihnen vor der Hand 2 derselben in Musik gesezt. Mancherley könnte ich über meine Ansicht bei Behandlung derselben sagen, aber es wird wohl nicht nöthig sein. der Dichter wird mich wohl verstehen habe ich anders ihn verstanden. bei Gute Nacht: bitte ich blos d: 7t Takt des 2t Tenors so machten selten Pause pp ausschreiben zu laßen. Es trifft sich beßer. daß es in der Partitur anders steht, ist der Korektheit zu Ehren und dem Schwachen zu Liebe geschehenIn der Partitur ist statt b jeweils ais notiert, das als Terz der Zwischendominante Fis zum folgenden H-Dur-Septakkord satztechnisch richtiger, für die Einzelstimme in der Linie aber schwerer auszuführen ist..

Wenn Sie die Lieder singen laßen, so bitte ich, sie nicht beide unmittelbar aufeinander folgen zu laßen. die Gleichheit der TonartBeide Lieder stehen in C-Dur. verschwemt die Frische des Eindrukkes.

Hätte mich das Freiheitslied nicht so besonders ergriffen, ich würde es nicht gesezt haben, da es eigentlich gegen meine Grundsäzze ist etwas schon componirtes, nochmals zu schreibenVermutlich meint Weber hier die Vertonung von Carl Friedrich Zelter für Bass solo und vierst. Männerchor-Refrain (vgl. das Autograph in D-B, Mus. ms. autogr. K. F. Zelter 12), zumindest ist bislang keine weitere Vertonung des Textes bekannt.. Es liegt darin eine Art Arroganz die ich überall am meisten aber am Künstler haße. da ich's aber nun einmal gethan habe, wollt ich's Ihnen auch nicht vorenthalten. Ermunterung erhalten Sie nächstens. den Spanier an s: G:seine Gitarre hat Wollank comp:Vgl. Friedrich Wollank, Sechs DEUTSCHE LIEDER mit Begleitung des Pianoforte op. 4, Berlin: Schlesinger (VN 62), Nr. 2 (Beleg: D-B, DMS O. 46007). Diese Lieder sind Carl Maria von Weber gewidmet. und daß er die Form der Gloße nicht beachtet, ist natürlich: – man kann das nicht. die ersten 4 Zeilen müste jede einen musikalischen Schlußfall in der Tonart erhalten, umd als Schlußzeile der andern Strophen dienen zu können und den Zwek der Gloße auszusprechen. das geht nicht. auch ist das Gedicht, so schön es ist, kein Lied. Es steigt im Effekt, statt in einem Gefühl zu verharren.

Mit dem Schlumerlied ist mir ein Unglük paßirt, was in andern Fällen keines ist; nehmlich beim lesen der ersten Strophe, entstand auch die Musik dazu in meiner Seele, aber – 4 stimmig. da ich es nun für Unsinn halte, wenn viere zugleich per ich an eine Geliebte, oder zu sonst Lieben, sprechen, so muß ich es wohl uncomponirt laßen, da ich eine einmal so empfangene Melodie nicht wieder loswerden, und überhaupt nur einmal wahr sein kann. und zur Lüge bringt mich auch nicht einmal der herrschende MusikGeschmak. schweren Herzens laß ich das liebliche Ding fahrenIn op. 68 ist unter Nr. 4 ein vierstimmiges Schlummerlied enthalten, dessen Text allerdings von I. F. Castelli stammt. In dessen Gedicht-Ausgabe von 1835 (Berlin: Duncker und Humblot, S. 83) heißt es freilich zu dem Text des Schlummerlieds: Zu C. M. v. Weber's Musik gedichtet. Das deutet darauf hin, dass Weber seine ursprüngliche Idee zu Kannegießers Schlummerlied 1822 in Wien aufgriff und von Castelli einen neuen, nun angesichts der Vierstimmigkeit passenderen Text verfassen ließ; vgl. auch ausführlicher: Wann entstand Webers Schlummerlied?. Wie's mit der Schäferin wird weiß ich noch nichtDer Text wurde von Weber nicht vertont..

Blume und Sutor haben hübsche Männer Gesänge geschrieben. höchst trefflich aber Michael Haydn gestochen bey Gombart in Augsburg. aber ich glaube für 4 Solostimmen berechnet.

Die Herausgabe der von mir gesezten Lieder behalte ich mir vorDie drei mitgeschickten Kompositionen integrierte Weber in die Sammlung Gesänge für Männerstimmen op. 68, die 1823 bei Schlesinger erschien., wozu ich an Ihrer gütigen Erlaubniß nicht zweifle. Herrn Haße kenne ich nicht. –

Ich war sehr krank und langeLaut TB von März bis Juni des Jahres. Nun aber hat Gott mich mit neuer Kraft und Lust gesegnet.der Himmel schenke Ihrem Unternehmen gedeihen und Bestand: ich werde stets wahren Theil daran nehmen.

Erfreuen Sie mich bald wieder mit so trefflichen Gedichten, und glauben Sie daß es mir herzlich lieb ist Ihnen bei dieser Gelegenheit versichern zu können daß ich mit ausgezeichneter Hochachtung stets sein werde E: Wohlgebohren ganz ergebener CMvon Weber. Hosterwitz bei Pillnitz d: 2t August 1819.

Da hat sich dann doch die Ermunterung auch noch dazu gefundenDieser Nachtrag ist insofern irritierend, als Weber laut Tagebuch alle drei Gesänge (auch Ermunterung) bereits am 29. Juli komponiert hatte, nicht aber erst, wie der Anschein erweckt wird, während des Schreibens dieses Briefes auf die Idee zur dritten Komposition kam. Das heute in der Bibliothèque nationale de France aufbewahrte Autograph (Ms. 406) enthält Ermunterung an zweiter Stelle zwischen den beiden anderen Gesängen, kann also keineswegs das Kompositionsautograph sein. Die Tatsache, dass dieses Autograph und der Brief an Kannegießer sich noch in den 1870er Jahren zusammen im Besitz von O. A. Schulz befanden, deutet darauf hin, dass es sich bei dem Notenblatt um die Reinschrift für Kannegießer handelt, in der Weber (im Widerspruch zum Brieftext) die ursprüngliche Reihenfolge der Gesänge vertauschte.. Beim Anfange der 2t Strophe, müßen die Sänger durch deutliches Deklamiren uns beiden nachhelfen, denn die Kürze der Sylben, Ja freue dich, im Verhältniß zu den langen, du liebst Gott, Mensch pp und der verschieden fallende Einschnitt macht dieß bsonders nöthig. Im Freiheitslied werden wohl die 1t Tenore das erstemal im 3t Takte versucht sein Fis statt F zu singenIn einem aufwärts zum Zielton g geführten Skalenausschnitt. – Wenn es Ihnen möglich ist, wäre es wohl am besten, immer nur ein Lied an einem Abend zu geben. man genießt es beßer, und giebt sich auch mehr Mühe es zu verdauen, wenn man nicht von der Neugierde gleich zu den folgenden gejagt wird, wo dann immer nur eines obenauf bleibt. Nichts vor Ungut des Komponisten Vatersorge.