Mein theurer herzlieber Freund!
Heute nur wenig Worte, aber für mich mit höchst erfreulicher Aussicht mit der
ich gleich herausplazzen muß ehe ich zur Beantwortung Ihres lezten lieben Briefes
schreite.
Die erst im 8ber Statt habende Vollendung des
neuen Hauses in BerlinDie Eröffnung des neuen Schauspielhauses zog sich noch bis zum Frühjahr 1821 hin, bestimt mich meinen ganzen Reiseplan umzukehren, und zuerst über
Halle,
Göttingen,
Hanover,
Braunschweig,
Bremen,
Oldenburg,
Hamburg,
Lübek nach Koppenhagen zu gehen. dazu
will ich den[n] einen fröhlichen Anfang und den habe ich mir so
ausstudirt. ich gienge hier den 25t July weg und brächte 1 oder
1 ½ Tag mit Sak und Pak und Frau in Connewitz bei Freund
Rochlitz zu, spielte ihm meine Oper vor u: s: w: Nun recht offen und ehrlich lieber
Freund, wie immer, bitte ich um Antwort. ist Ihnen das in jener Zeit
gerade genehm?, stört es Sie nicht in andern Plänen, Reisen, oder schon zu
erhaltenden Besuchen? bitte bitte recht offenherzig, daß wir die paar Stunden recht,
ohne durch irgend eine Nebenrüksicht bedrängt zu sein, genießen könen. ich freue mich
sehr darauf. Zugleich füge ich die Bitte hinzu, mir zuweilen bis dahin ein 4tel
Stündchen Ihrer kostbaren Zeit zu schenken, und mich mit Briefen an benannte Orte und
auch nach Berlin zu versehen. ich hoffe recht neue Lebenslust
und Kraft von dieser Reise. –
Was Sie mir mein theurer Freund von Ihrem
Gehör schrieben hat mich sehr beunruhigt. ich habe mich aber seitdem bei Manchem der Sie
gesehen und gesprochen darnach erkundigt und Gott sey Dank erfreuliche Nachricht
erhalten. bestätigen Sie mir diese nur bald selbst. Ein schlechter Trost mag Ihnen das
sein, daß es mir bei der kleinsten Erhizzung auch ganz vor die Ohren fällt, das haben
wir Leute von unserm rege fühlenden Blut auf der einen, und still sizzenden Leben auf
der andern Seite. Von Ihrer Herbstreise sollen Sie mir recht erzählen. Mit Vergnügen
habe ich gelesen was Sie über SchneiderVgl. Rezension von Rochlitz über die Leipziger EA von Friedrich Schneiders Oratorium Das Weltgericht am 6. März 1820, in: AmZ, Jg. 22, Nr. 11 (15. März 1820), Sp. 173–182, und bei Gelegenh: des Leidesd:
Concerts über Concerte sagtenVgl. Rezension über das Klavierkonzert op. 100 von Maximilian Joseph Leidesdorf, Wien, Steiner, in: AmZ, Jg. 22, Nr. 19 (10. Mai 1820), Sp. 313–321. Es thut
der Mus: Z: wohl wenn Sie wieder einmal ein geneigtes Wort sprechen.
Der Aufführung meiner Missa, wenn es namentlich zu einem feyerlichen Tage, 23t XbGeburtstag des Königs. oder dergl:
geschähe, würde wohl nichts im Wege stehen. S: Majestät der König haben sie auch nach
Prag erlaubt wo sie zur 200jährigen Jubelfeyer der
barmherzigen Brüder gegeben wirdVgl. Webers Brief an Joseph Bruno vom 18. Mai 1820..
Mit unserer Gesundheit geht es so so. an Mlle:
Willmann haben wir eine gute Aquisition gemachtBereits nach drei von sechs Proberollen (vgl. die Tagebuchnotizen vom 9., 11. und 25. April) wurde das Engagement vereinbart (vgl. den Eintrag vom 26. April). Auf den Theaterzetteln vom 2., 4. und 9. Mai ist die Sängerin allerdings weiterhin als Gast vermerkt.. die deutsche Oper steht nun auf festen Füßen.
Nun, Gott befohlen, auf baldiges Wiedersehen. Schönes Wort. Meine Frau empfiehlt sich mit mir
herzlichst Ihrer verehrten Gattin.
Immer wie immer
Ihr
Weber
Dresden d: 21t Juny 1820.