Ew: Hochgebohren
Verehrtes Schreiben vom 22t huj. hatte ich kaum
erhalten, als ich auch schon zu Freund Kind eilte, ihm Ihren Wunsch wegen des AnnchensBrühl bat im Namen von Johanna Eunicke,
die die Partie des Ännchen sang, um eine zweite Arie; vgl. Brief von Brühl an Weber vom 22. März 1821. Kind und Weber schoben daraufhin für sie die Romanze und Arie Nr. 13
ein, die Weber laut Tagebuch am 25. März 1821 entworfen und am 28. Mai 1821 in Berlin vollendet
hat. Sie ist auf kleinerformatigem Papier dem Berliner Autograph eingeheftet. Vgl.
auch Kind (Freischütz-Buch), Fußnote S. 130: Ich fügte auf des Hrn. Gr. Brühl und Webers Bitte das: Einst
träumte meiner alten Base etc.
noch ein, weil Dem. Eunike,
als auch erste Sängerin, ansonst nicht singen wollte.
mitzutheilen.
Es konnte uns zwar nicht ganz angenehm sein, etwas eigentlich unnothwendiges da
einzuschieben, wo wir auf eine Steigerung und Abwechslung der Empfindung durch die
Cavatine der AgatheUnd ob die Wolke sie verhülle
(Nr. 12)
und des darauf folgenden BrautliedesWir winden dir den Jungfernkranz
(Nr. 14) –
gerechnet hatten. Das Verlangen aber Ihrem Wunsche Genüge zu leisten, und die
Ueberzeugung daß er aus richtiger Kenntniß der Theaterleute
hervor gehe, ließ uns einen hoffentlich glüklichen Ausweg, und eine Mitteltinte
zwischen beide Empfindungen finden. Natürlich kann das immer keine große Arie werden, aber Gelegenheit zur Erhöhung der
Bedeutenheit des Ännchens in Spiel und Gesang soll es bieten.
Kind hat mir heute schon die Worte
geschikt, und diese mich so angesprochen, daß sie so gut als fertig componirt sind. Doch habe ich Lust das Ganze erst in
Berlin zu vollenden, um
Mlle: Eunike vielleicht hin
und wieder etwas recht Kehlgerecht zu machenLaut Tagebuch vollendete Weber die Nummer am 28. Mai 1821..
Die BesezzungVgl. Brief von Brühl an Weber vom 22. März 1821 und Brief von Weber an Brühl vom 15. März 1821 dünkt mich
höchst zwekmäßig. Ich habe aber nicht geglaubt daß der sehr geachtete BeschortJonas Friedrich Beschort sollte die Rolle des Ottokar übernehmen, die dann jedoch von Lebrecht Gottlieb Rebenstein gesungen wurde. Beschort war der Regisseur der Uraufführungs-Inszenierung.
noch singt. desto beßer für mich.
Die Umwandlung des Fürsten, in einen regierenden GrafenVgl. Brief von Brühl an Weber vom 22. März 1821. Ottokar war bei
Kind ein böhmischer Fürst (vgl. Regiebuch, Faksimile bei
Schünemann, S. 66), in der Berliner Aufführung wurde er auf dem
Theaterzettel dagegen als regierender Graf bezeichnet, vgl.
den Theaterzettel vom 18. Juni 1821 (D-B, in: Yp 4824/210-1821 R)., ist Kind ganz recht, nur legt er eine Supplik gegen den Schreckenstein einBrühl hatte in seinem Brief an Weber vom 22. März 1821
vorgeschlagen, der regierende Graf Ottokar solle auf einem
verfallenen Schlosse Schreckenstein wohnen. Im Regiebuch
ist die Bezeichnung daher zu Ottokar, Graf von
Schreckenstein geändert, vgl. Faksimile bei Schünemann, S.
66.; da ihm dieser Name eine Verwandtschaft mit den Wiener
Teufelssteinen und SchrekkenhörnerAnspielung auf Wiener Singspiele wie Der Teufelsstein in Mödling und Die Teufelsmühle am Wienerberge von
Wenzel Müller.
pp herbei zu führen scheint. dem Himmel sei Dank daß die
Sache einmal so weit gediehen ist, und er gebe seinen fernern Seegen dazu. ich
erwarte nun Ew: Hochgebohren Bestimmung
wann Sie mich in
Berlin nothwendig glaubenWeber traf am 4. Mai 1821 in Berlin ein, vgl. Tagebuch..
Noch muß ich schließlich meinen wärmsten Dank Ew: Hochgebohren dafür aussprechen, daß Sie das Orchester der PreziosaZur
Aufführung von Pius Alexander Wolffs Preciosa mit Webers
Musik in Berlin am 14. März 1821 vgl. Zeitung für Theater und Musik zur Unterhaltung gebildeter, unbefangener Leser. Eine Begleiterin des Freimüthigen, Jg. 1, Nr. 11 (17. März 1821), S. 42–43. wie in der großen
Oper besetztenAn den Königlichen Schauspielen in Berlin wurden Schauspielmusiken meist in geringerer Orchesterstärke und teils auch von speziell für diesen Bereich verpflichteten Musikern ausgeführt.. in solchen Dingen spricht sich die wahre Theilnahme und Vorsorge aus,
die dem Künstler so selten zu Theil wird. Glauben Ew: Hochgebohren daß ich das innig erkenne.
Mit wahrhafter Verehrung und Ergebenheit
Ew: Hochgebohren
ergebenster
C. M. von Weber
Dresden d: 25t März 1821.