No 4. d: 6t JulyAugust Montag Abends 9 ½ Uhr.
Vielgeliebtes Weib!
Da sizze ich wieder einsam und still, und freue mich Gestern und Heut über das schöne
Wetter das die Mukkin hat, und ärgere mich über
die Boten Frau die jezt ½ 10 Uhr noch nicht da ist ich habe eben wieder hin geschikt, und hatte mich so auf
Nachricht von dir geliebtes Leben gespizt. Die Rükfahrt SonnabendWeber hatte vom
2. bis 4. August 1821 seine Frau in Schandau besucht, vgl. TB. war
wirklich herrlich, und um ¼ auf 10 Uhr war ich schon in meinem Neste, und schmaußte
eine gedünstete Leber mit Toffeln.
Gestern Sonntag
habe ich 2 mal Kirche und 1 mal Donau
NixeZu den
Kirchendiensten und zur Aufführung von Kauers Donauweibchen (II) vgl. Tagebuch, 5. August 1821. gehabt. um ¾ auf 6 Uhr
wer kam? Grünbaums!!Zum Besuch von Johann und Therese Grünbaum vgl. Tagebuch, 5. August 1821. die jamerten was ehrliches daß sie dich nicht fanden. die
Grünb: ist ditt fett geworden, auch Er sieht sehr wohl aus. nach dem Theater gieng ich zu Ihnen, und wir plauderten bis 11 Uhr. Sie
sind sehr vergnügt in Wien, und haben
mich beschworen meine Oper ans Hoftheater zu schikkenZur Vorgeschichte der Wiener Freischütz Aufführung vgl. Kommentar im Brief an Kind vom 31. Mai 1821. Mosel
behaupte mir 2 mal deßhalb geschrieben zu habenZu den Briefen von Ignaz Franz Mosel vgl. Kom. im Brief an Mosel vom 8. August 1821, könne gar nicht begreiffen warum ich nicht antworte, und fürchte man möchte es an der Wien zuerst geben. Morgen will ich ihm schreiben. Von Gerstäkker haben sie auch
viel erzählt. Er hat sich auch in
Wien durch dumme unüberlegte
Schwäzereyen alles verdorben. Dietrichstein wollte ihm 4?6000 f conv: Münze geben, und andre die dieß wußten
Gratulirten Gerstäkker und freuten sich ihn zu
behalten, Er aber sagte ganz verächtlich, so schnell gienge das mit Ihm nicht. da müßte er die Direktion erst anders
kriechen und bitten sehen. daß dieß natürlich raportirt und
dadurch der Graf Dietrichst: erbittert wurde ist
klar, und so zerschlug sich die SacheGerstäcker gastierte im Mai/Juni 1821 in Wien. Nachdem ein dortiges Engagement nicht zustande kam, trat er seine neue Stelle in Kassel an.. – Ende Sept: komen Grünb: zurükJohann Christoph und Therese Grünbaum kamen am 29. September 1821 wieder in Dresden an, vgl. Tagebuch.. Heute hatte ich Probe, Joh: v: Paris Boieldieus Oper wurde am 7. August 1821 gegeben, vgl. auch Tagebuch, 6. August 1821.. dann Benedikt, und gegen
Abend holten mich Hellwigs nach
PlauenGemeint ist der von dem Dorf Plauen, heute Stadtteil im Südwesten Dresdens, ausgehende Plauensche Grund, vgl. auch Tagebuch, 6. August 1821. ab. Dein armer Karl leidet aber sehr an ZahnschmerzenVgl. auch Brief an Lichtenstein vom 18. Oktober 1821.
, sonst ist er recht wohl. ich habe einen Balsam
von Wilhelmi auf dem Zahn, und jezt will ich noch ein
Fußbad nehmen, und dann in Bett.
also gute Nacht mein geliebtes Leben + + + Gott segne dich. 1000000 Bußen. gute Nacht.
Dienstag Früh.
Guten Morgen liebe Mukkin. Gottlob wieder schön
Wetter. ich glaube ich habe noch nie so nach dem Wetter gegukt wie jezt. hoffentlich
hast du beßer geschlafen als ich. Balsam, und Fußbad wollten das dume Zahnweh nicht
vertreiben. gegen Morgen kam ich etwas in Schweiß und schlief dann ein paar Stunden.
seit 6 Uhr sauffe ich nun schon Biliner Waßer, und jezt den FeeFamiliensprache für Tee
. noch immer ist die Boten frau nicht da —, wenn du nur dann den Brief nicht auch später erhältst. hier schikke ich dir die verlangten Sachen. wenn ich nur nichts vergeßen habe. grüne oder bunte Handschuh
waren nicht mehr da. dafür schikke ich dir 2 paar dänische. der junge Rellstab aus Berlin hat mir eine große Oper, CidDido, vorgelesen, vortrefflich. da erblüht wieder ein tüchtiger Opern DichterLudwig Rellstab besuchte Weber am 5. August 1821. Dido wurde 1823 von Bernhard Klein komponiert.. Er hat mir auch eine zu schreiben versprochen.
Höre, Lina, das Abschiednehmen ist eine dumme
Sache. es hat mir wieder recht den Hals zugeschnürt. beisammen bleiben, so ists
recht. Sey nur recht brav, und heiter. und spare nichts, und mache
alles mit. hörst du? wenn du mich ein bischen lieb hast, so folgst du. Sonst
hilft ja alles nichts.
nun ade derweile muß nun andre Briefe krazzen.
Mittwoch d: 8t Früh.
Endlich endlich komt dein Brief No: 5. Ich war schon recht in Angst, denn die Boten frau war Gestern Abend gekommen und es hieß sie hätte keinen Brief für mich. wegen der Vogelschieß GeschichteHier ist wohl nicht das Volksfest gemeint, das alljährlich auf der Dresdner Vogelwiese veranstaltet wurde, sondern ein Vogelschießen in Schandau, das Weber laut Tagebuch am 3. August 1821 besucht hatte, ohne dabei besondere Vorkommnisse zu notieren, auf die er hier anspielt. konnte ich mir zwar leicht eine Konfusion denken, und das hätte mich wieder
beruhigt, aber so ist es doch beßer. Mit dem guten Wetter war es Gestern Mittag schon wieder aus. hatte Probe von der ElizabethDie Oper wurde am 11. und 25. August 1821 gegeben, vgl. auch Tagebuch, 7. August 1821., dann
Benedikt. Abends Joh: v. Paris
der troz dem Regen hübsch besucht war. wer aber sehr übel dran war den ganzen Tag,
war die Männe. schrekliches Zahnwehe. aber
Gottlob die Nacht war gut, und heute mukkert er noch so ein bischen. War Gestern
Abend auch liederlich bei Chiapponi. H: Stein reißt durch nach
Berlin. auch Kind, Winkler,
Breuer
ppVgl. Tagebuch,
7. August 1821. waren da. Heute soll nun Kuhn kommen. der bringt mir auch
wieder Nachricht mit. deine KuhstallistereyOffenbar hatte Caroline von Weber eine Wanderung zum Kuhstall
-Felsentor vor. wird wohl der Regen verdorben haben. wenn
du dich nurnicht erkältest
gute Weibe. Lamentire doch nicht über die
Ausgaben, und zeche nur drauf los. aber Er Spizbube mit doppelter Kreide muß er mir
nicht kommen. die 12 Groschen die Er mir gegliehen hat habe ich ihm ehrlich nebst 12
Groschen fürs Haar schneiden mit einem Thaler C: B.
bezahlt. dagegen erlaube ich ihm dem Schnuff seine litterarischen Studien anschreiben zu dürfen.
Ja, die Poten waren recht hübsch, und sollen versorgt werden. Nun weiß ich auch
weiter nichts, als daß ich viel zu thun habe, und die Pintos nur so nebenbey anschielen kannLaut Tagebuch arbeitete Weber noch am selben Tag an Duett und Terzett Nr. 3 (Clarissa, Gomez, Laura) der Oper..Gott segne dich, und erhalte dich heiter. das ganz gut gehen wird schon nach kommen, brauche nur alles recht ordentlich.
schreibe mir auch ob bald eine Silberflotte ankomen soll. hörst du? spare nur nicht. 10000 gute Bußen + + +.
Grüße alle herzlichst.
Ewig dein
Carl.