Hochwohlgebohrner Herr
Hochzuehrender H: Geh: Rath.
Auf des H: Geh: Raths VerlangenVgl. auch Tagebuch, 29. August 1821. an ihn geschrieben d: 29t August 1821 aber vom 11t datirt.
Auch nur das Roth bezeichnete gelaßenErgänzung des letzten Satzes mit roter Tinte. Die somit gekennzeichneten Textpassagen wurden in die Reinschrift des Briefes mit geringfügigen Abweichungen übernommen..
In der Beylage habe ich die Ehre Hochdenselben einen Ruf des Churfürstl: Hofes zu Cassel, zur Annahme der Direction der dortigen Oper mit einem Gehalt von 2500 rh: vorzulegen.
Ehe ich etwas weiter auf hierauf sich unmittelbar beziehendes bemerke, fühle ich mich gedrungen auszusprechen wie glüklich ich mein Verhältniß im Allerhöchsten hiesigen Dienste als Bürger und Mensch preise. wie mit jedesm Jahr länger ich es höher achten und lieben lerne und wie über alles schmerzlich betrübend mir nur der Gedanke an eine Trennung von denselben ist sein würde.
ich Ich habe das Glük gehabt diese Gesinnung durch die That beweisen zu können, indem ich früher, wiederholte Anträge vonund Aussichten Berlin, Weimar, zu bedeutenden Gehalt pekuniären Vortheilen, nach Berlin, Weimar, Frankfurt pp von mir gewiesen habeZum Abwägen zwischen Anstellungen in Berlin und Dresden vgl. den Brief an Caroline Brandt vom 1. Juli 1817. In Frankfurt/Main war 1817 (nach Ausscheiden von Carl Joseph Schmitt) das Amt des Musikdirektors vakant; ob Weber tatsächlich als dessen Nachfolger im Gespräch war, lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit belegen. Eine mögliche Anstellung als Hofkapellmeister in Weimar ergab sich nach dem Tod von August Eberhard Müller; Weber soll 1818/19 zu den Mitbewerbern um dessen Amt gehört haben; vgl. Wilhelm Bode, Die Tonkunst in Goethes Leben, Berlin 1912, Bd. 2, S. 156 sowie Wolfram Huschke, Musik im klassischen und nachklassischen Weimar, Weimar 1982, S. 64.; und zwar zu einer Zeit wo manches höchstsehr schmerzlich auf mich eingewirkt hatte.Von In der Beylage [...]
bis hier am Rande mit roter Tinte geklammert und mit Ziffer 1. bezeichnet. Aber nicht verhehlen glaube ich es auch zu dürfen daß meine Stellung hier als Künstler zu den peinlichsten gehört. die Gründung der deutschen Oper ist Allerhöchstem Orte zwar nachgegeben und zugelaßen worden, keinesweges aber aus innerer Neigung veranlaßt worden.viel drükkendes mit sich führt. Ich kann das aus meinen Erfahrungen entsprungene Gefühl nicht verscheuchen daß die deutsche Oper von Seiten der allerhöchsten Ortes nur geduldet wird. die KunstGattungen selbst mußten eine Art Opposition bilden, die nur zu oft von Parthei nehmenden zum förmlichen Wiederstreben statt zu wohlthätiger Reibung geführt wurde. ich mußte die höchst niederschlagende Erfahrung machen, daß je eifriger ich nach meiner Ueberzeugung meine Pflicht that, je unangenehmer, mißfälliger mußte ich fürchten Allerhöchsten Ortes zu werden, weil das mein Streben sehr leicht für Ankämpfen gegen das schon länger bestehende, ältere bewährte Rechte habende, angesehen werden konnte.
Die WerkeGemeint sind die beiden Messen samt Offertorien, möglicherweise auch die Jubel-Kantate. die ich vorzubringen wagte, wurden mit Stillschweigen übergangen. Beweis der Zufriedenheit konnte das nicht sein. Meine Dienstleistungen überhaupt, die laut meines AnstellungsdekretesBetrifft Webers Gleichstellung mit Morlacchi als Kapellmeister, vgl. Brief vom König an Vitzthum vom 8. Februar 1817 gleichförmig mit andern sein sollten, wurden wiederholt auf so für mich kränkende Weise anderst angeordnet. Ich mußte allerdings auch hiebey die Gerechtigkeitsliebe S: Majestät verehren, die den älteren Diener nicht kränken wollte, für mich blieb es aber doch daßelbe. Je mehr Beweise von Theilnahme und Achtung mir das Ausland gab und täglich giebt, je schmerzlicher fühlte ich vermißte ich dieses in dem Verhältniß dem ich alle meine Kräfte, mein Streben, meine Gesundheit im vollsten Eifer weihte. ab hier bis: Gegenstand
als Klammer 2. mit roter Tinte gekennzeichnetIn künstlerischer Hinsicht nun scheint der Ruf nach Cassel einen freyen Wirkungskreis zu bieten. In Ökonomischer überwiegt der dortige Gehalt meinen jezigen um 1000 rh: Jederman hat Pflichten gegen sich und die Seinigen, ich enthalte mich aber aller weiteren Bemerkungen oder gar Vorschläge über diesen Gegenstand. Die Pflichten die jeder Familien Vater gegen sich und seinigen hat, entschuldigen es daß ich dieses hier wiederhol. anführeDas Wort anführe
ist korrigiert aus einem nicht lesbaren Wort. Die genaue Position des Randeinschubs wurde von Weber nicht vermerkt.
ich habe blosbis unbedingt darauf
mit roter Tinte als Klammer 4 gekennzeichnet.Mein Ersuchen an Ew Hochwohlgebohren zu bitten geht also dahin, die ganze Sache S: Majestät dem Könige vorzulegen. Seine Weißheit, Gnade und Gerechtigkeit eines erhabenen Monarchen ist mir sicherster Leitstern, und ich bautee unbedingt darauf.
bis eben macht
mit roter Tinte als Klammer 3 gekennzeichnetIch darf es nicht bergenIndem ich blos anzuführen wage daß allerdings der Künstler Theilnahme und Aufmunterung bedarf, ich und ist es eine Schwäche die ich da bekenne, so ist es vielleicht die die den Künstler eben macht. und ihn vom blos abgelohnten Handwerker unterscheidet
Ew: Hochwohlgebohren Vorsorge und Güte vertrauend, bin ich mit der vollkommnen Achtung
CMvW: