## Title: Carl Maria von Weber an Maurice Schlesinger in Paris. Dresden, Samstag, 15. März 1823 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042110 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ A Monsieur Maurice Schlesinger Marchand et Editeur de Musique rue de Richelieu 107 Paris. Herrn Moritz Schleßinger in Paris. Vor wenig Tagen hatte ich den Metronom erhalten, und den 10t einige Zeilen an Sie Ihrem H: Vater beigeschloßen, als d: 11t [ich] auf das angenehmste durch Ihr Schreiben vom 3t überrascht wurde. Empfangen Sie meinen besten Dank für Ihre fortwährende erfreuliche Theilnahme, die ich gewiß in ihrem ganzen Werth zu erkennen und zu verdanken weiß. Mit Vergnügen, und mit dem vollen Vertrauen das man einem geachteten Künstler schuldig ist, werde ich H: Habenek die Partitur des Freyschützen senden. Meine Ansichten über die Aufführung dieser Oper in Paris, sind übrigens noch immer dieselben, und ich kann mich nicht überzeugen daß dieser Stoff dort goutirt werden könne. Es wird mir eben so ehrend als erfreulich sein mit H: Habenek mich direkt in Verbindung sezzen zu können. da ich aber die Verhältniße in Paris durchaus nicht kenne, so muß ich Ihn ergebenst durch Sie bitten, mir selbst die Bedingungen vorzuschlagen, die der Achtung wodurch KunstAnstalt und Künstler sich gegenseitig ehren, und der in Frankreich herrschenden Sitte, angemeßen sind. Sehr gerne werde ich die Composition eines schon von der Academie royale acceptirten Buches übernehmen; – vorausgesezt, daß es meiner Gefühlsweise entspreche. Ich würde dann Paris auf 6-8 Wochen besuchen um die Mittel kennen zu lernen die ich verwenden könnte, und darnach meine Arbeit einrichten. Da ich mich nicht gerne im Arbeiten übereile, auch von DienstVerhältnißen abhänge, so möchte | es nicht wohl thunlich sein die Oper ganz in Paris zu schreiben. Allerdings würde ich aber zur Aufführung derselben wieder dahin kommen. Das Wann und Wie bei alle diesem, kann wieder nur H: Habenek bestimmen, vermöge seiner Stellung in Mitten der dortigen Verhältniße. Obwohl ich lange den Wunsch hegte die Hauptstadt Frankreichs zu besuchen, so halten mich doch meine Verbindungen in Deutschland zu fest, um mich ohne eine bestimmte Veranlaßung los machen zu können. Im August gehe ich nach Wien um meine große Oper Euryanthe auf die Bühne zu bringen. von dieser glaube ich daß sie eher sich ihrer Form nach zu der Ehre eignen würde, der Academie royale einverleibt zu werden. Der übersandte Artikel hat mir viel Vergnügen gemacht. Es kann dem Künstler nichts erfreulicher sein als Enthusiasmus zu erregen. Wegen Valentine de Milan habe ich schon an Ihren H: Vater geschrieben. durch eine kleine Confusion ist die Oper aber bereits bei dem Buchhändler in Paris durch den H: Hofrath Winkler, [der] gewöhnlich alles bezieht, bestellt worden. Macht Ihnen dieß einen Unterschied? Es ist ja doch Ihr Verlag. Auf jeden Fall senden Sie uns auch die Stimmen. Auch habe ich Sie dem H: General Director v: Könneritzvon Könn: zu fernern Lieferungenzur fernern Lieferung vorgeschlagen; was er genehmigte. Ich habe noch keine Nachricht über die Aufführung des Freysch: in Italien; und weis nur daß Rossi in Gräz ihn im Auftrag Barbajas über | sezt hat. habe mich aber aus bewegenden Gründen nicht näher darum bekümmert. Meinen hochverehrten lieben Romberg bitte ich herzlichst von mir zu grüßen. Meine Frau erwiedert freundlichst Ihre Grüße, und ich bin mit der freundschaftlichsten Achtung Ihr ergebener CMvonWeber Dresden d: 15t März 1823. Auf welchem Wege kann ich H: Habenek am besten die Partitur des Freysch: senden?