WeGA, Briefe, Digitale Edition Carl Maria von Weber an Aloys Fuchs in Wien <lb/>Hosterwitz, Donnerstag, 27. Mai 1824 Weber, Carl Maria von Veit, Joachim Übertragung Eveline Bartlitz Joachim Veit

Version 4.9.1 of February 5, 2024

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Machine-Readable Transcriptions of Texts from the Carl Maria von Weber Complete Edition (WeGA)

Antwortbrief Webers an einen jungen Künstler, in dem er Ratschläge für die Komponisten- bzw. Musikerlaufbahn erteilt und auf Schwierigkeiten hinweist; empfiehlt Gänsbacher und Seyfried zu konsultieren Die Erstveröffentlichung, obgleich in ihr der letzte Absatz und die Datierung fehlen, wurde als Hauptquelle benutzt, es werden nur die gewichtigeren Textvarianten bei Hell nachgewiesen, nicht aber Abweichungen, die lediglich die Orthographie, Interpunktion und Typographie betreffen, bzw. einzelne fehlende bzw. ergänzte Buchstaben. Insgesamt scheinen die Abweichungen bei Hell oftmals auf Verlesungen oder Textglättungen zurückzugehen. Durch das hingebende Vertrauen, mit dem Sie Aloys Fuchs Karl Maria von Weber an die, welche sich der Kunst widmen möchten BamZ 3 38 26. Sept. 1826 301–302 Theodor Hell Hinterlassene Schriften von Carl Maria von Weber Dresden Leipzig 1 1828 XXXII-XXXV

Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Sämtliche Briefe

Übertragung folgt den ER der WeGA

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Durch das hingebende Vertrauen, mit dem Sie sich mir nahen, fühle ich mich berechtiget, Ihnen mit jener Offenheit zu sprechen, die man überhaupt dem Leben und der Kunst schuldig ist, die aber in ihrer Ungeschminktheit leicht von einem heissfühlenden jugendlichen Gemüthe für Kälte und Härte angesehen sind. Ich wünsche daher zu Ihrem Besten und meiner Beruhigung, dass Sie Alles was ich Ihnen sage, dem herzlichsten Wohlwollen entsprungen glauben mögen.

Sie wollen sich der Kunst weihen. Es ist meine Pflicht, Sie auf die unendlichen Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, die Sie da zu überwinden haben. Ich kenne das Talent nicht, das Ihnen Gott verliehen hat, ich weiss nur, dass selbst das Ausserordentliche noch der günstigsten Umstände bedarf, um Bedeutendes zu leisten und in der Welt etwas zu gelten.

In Ihrem Alter, wo das kritische Vermögen schon immer sehr die Oberhand gewonnen hat, (bei je mehr Bildung, je stärker,) ist es ungemein schwer, Rückschritte zu thun und den technischen und grammatikalischen Theil der Kunst auf solche Weise und mit solchem Erfolg nachzuholen, dass man nicht ob der Anstrengung erlahmt, oder irre an dem eignen Talente wird. Man weiss schon zu sehr, was uns wie die Kunst wirkt, als dass man sie bloss um ihrer selbst willen in der Unschuld treibe, die am Ende allein die Herrschaft über alle Mittel giebt. Man will gleich selbst Wirkung hervorbringen; man singt nicht seiner selbst unbewusst wie der Vogel, weil er nun eben Vogel ist, man hat den Erfolg des Sanges gesehen und will ihn auch erzwingen. Die Sache geht von Aussen nach Innen, statt dass sie ihrer wahren Natur von Innen nach Aussen gehen soll. – Zugegeben, dass Ihre Anlagen und Ihr Fleiss diess Alles überwinden, und Sie ein tüchtiger Künstler werden. Sind Sie dann auch schon überzeugt, dass Sie es auch der Welt werden beweisen können, dass Sie nicht dem Druck der tausendfältig dem Künstler entgegentretenden Verhältnisse erliegen? Wie manches Grosse geht so unter, und wer weiss, ob nicht Mancher, der auf eine Höhe gelangt ist, mit Freuden seinen Ruhm für das hingäbe, was er ihm gekostet, und das täglich mit zunehmendem Drucke auf ihm lastet, ihn sich und den Seinigen und am Ende auch der Welt vielleicht, raubt.

Was giebt denn das wirkliche Leben eigentlich dem Künstler? und wie darf er hoffen, durch seinen Stand sich einen Platz im bürgerlichen Verhältniss zu erwerben?

Sind Sie ausübender Künstler; – ein Platz in einer Kapelle schwer zu erlangen, auf jeden Fall dürftig besoldet, oder ein Geisttödtender Lebens-Erwerb durch Unterricht geben, sind Ihre Aussichten.

Sind Sie Komponist? welche Jahre gehen darüber hin, ehe das Publikum Sie beachtet, Verleger Sie bezahlen, Direktionen Ihre Werke aufführen. Im glücklichen Fall, doch wieder eine kärgliche Existenz.

Es giebt Ausnahmen von alle diesem. Aber was berechtigt Sie zu glauben, dazu zu gelangen? und wodurch sind diese Ausnahmen glücklich? nur in dem, durch das es jeder tüchtige Mensch ist; in dem Gefühl der erfüllten Pflicht nach Vermögen und Einsicht und dem ruhigen Vertrauen auf Gott in allen Anfeindungen, Verkennen ihres redlichen Wollens, und leichtsinnigen Ueberschätzungen oder Nichtbeachtungen der Welt. – Nehmen Sie alles hier Gesagte, weder für ein Ab- noch Zurathen. In solchen, für das Leben entscheidenden Fällen, muss die innere Stimme der einzige Richter sein. – – [*]