Hochgebohrner
Hochverehrtester Herr Graf!
Da ich auf mein an Ew: HochgebohrenE: H: unterm 12t Aprill a: c:anni currentis gerichtetes Schreiben, noch mit keiner Antwort beehrt worden bin, auch sonstsonstige sonst auf keine andere Weise irgend etwas bestimmtes erfahren habekonnte habe, so hoffe ich von Ihrer Nachsicht Entschuldigung, wenn ich heute blos durch Gerüchte veranlaßt, mich an Ihre Güte wende.
Man sagt daß Euryanthe aufs schleunigste in Berlin gegeben werden solle. allgemein bekannt ist aber auch, daß Mad: Seidler und H: Bader noch diesen im Laufe des Sommers in Urlaub gehen werden, und Mad: Schulz durch natürliche Hinderniße für geraume Zeitfür geraume Zeit abgehalten sein wird die Bühne zu betreten.
Die Schwierigkeit der Oper ist von der Art, daß sich bei den vielfältig sichsich kreuzenden Geschäften in Berlin, – es nicht wohl denkbar ist sie befriedigend in wenigen...wenigen Wochen einstudiren zu können.
Zugegeben aber, dießdasdieß wäre möglich, so würden dochdoch durch oben erwähnte Abwesenheiten die Vorstellungen der Operderselbender Oper auf lange Zeit unterbrochen werden.
daß dieses nicht geschehen, möge und die Aufführung der Euryanthe lieber erst im Spätherbste — wo keine äußere Störung voraus zu sehen ist, —
–– vor sich gehen möge, ist meine innige dringende Bitte an Ew:E: Hochgebohren, deren gütigengütigen Gewährung ich mit Zuversicht entgegen sehe.
ich erlaube mir noch Ew:E: Hochgebohren um baldigste gefällige Antwort zu ersuchen, da ich gegen Ende dieses Monates zur Direktion der Säkularfeyer Klopstoks nach Quedlinburg reise, und von da, zur Herstellung meiner sehr erschütterten Gesundheit nach dem Marienbade gehe.
In der freudigen Hoffnung daß Hochdieselben diese Anfragen und Bitten nicht für unbescheidene Zudringlichkeit ansehen werden, bitte ich die Gesinnungen der wahrhaft innigen Hochachtung zu genehmigen mit welcher ich unwandelbar die Ehre habe zu sein
E: Hochgebohren
treu ergebenerergebenster
Freund und Diener
CMvonWeber
Dresden d: 7t Juny 1824.