## Title: Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Wien. Dresden, Dienstag, 1. November 1825 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A042517 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S. Wohlgebohren Herrn Johann Gänsbacher Dom-Kapellmeister zu St: Stephan Singerstraße 891. 2t Stok. Wien Mein theurer Bruder! Wie innig habe ich mich gefreut, endlich einmal wieder etwas von dir selbst zu hören. Freylich hatte ich kurze Zeit vorher durch den B: Call erfahren daß es dir wohl gehe, und die Tyroler Knödles gut schmekken, aber es ist doch ganz anders, es von dir selbst zu hören. das Baad Ems hat mir sehr gut gethan, und ich befinde mich um vieles beßer, wenn gleich der böse Husten und die ängstliche Heiserkeit, noch nicht getilgt sind. Nun, — wie Gott will! — die Gerüchte von meinem Tode pp waren aber reine Erfindung, denn in Ems selbst, fehlte mir gar nichts. auf der Rükreise brachte ich 2 Tage in Darmstadt bei Gottfried Weber zu. errinnerte mich der alten Zeiten, sprach den ungemein huldvollen Großherzog, hörte Probe von Cortez, und dir müßen die Ohren gewiß geklungen haben, so viel sprach ich mit Gottfr: von dir. Nun stekke ich wieder tief in der Arbeit. die Festlichkeiten zur Vermählung des Prinzen Max geben viel zu thun. d: 1t Xb gehe ich nach Berlin um Euryanthe selbst aufzuführen und Ende Februar mit Gottes Hülfe nach London über Paris. von meinem Oberon habe ich 2 Akte entworfen, aber noch nichts instrumentirt, der 3t ist noch nicht im Entstehen, du siehst also wie ich geplagt bin. Nun, wenn es nur meinen Kindern zu Gute komt, und ich ruhig ins Grab gehen kann. Die 100 f C: M. habe ich richtig erhalten, und danke für den Empfang. die übrigen 100 ƒ schikke nur nach deiner Bequemlichkeit. Gott gebe daß deine liebe Frau bald wieder ganz hergestellt ist. ich weiß was das sagen will, ein geliebtes Wesen leiden zu sehen. bei mir ist alles wohl, und die 2 Buben gedeihen zusehends. Meine Frau grüßt mit mir herzlichst. und ich bin in alter treuer Liebe dein Freund und Bruder vWeber. Dresden d: 1t 9b 1825.