## Title: Dramatisch-musikalische Notizen (Dresden): “Emma di Resburgo” und “Alimelek” von Meyerbeer (Teil 2 von 2) ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030316 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ (Beschluß.) Emma di Resburgo trägt hingegenhinwiederum ganz das Gepräge des Himmelstriches, unter dem sie geschaffen wurdeworden, und des jetzt da herrschenden Musikgeistes. Ich glaube, daß der Komponist es sich zum Ziel gesetzt hatte, gefallen zu wollen, um so zu zeigen, daß er als Herr und Meister über alle Formen schalten und gebieten könne. Es muß recht tief hinein böse seyn mit dem Verdauungsvermögen der italiänischenitalischen Kunstmägen, daß der gewiß aus eigener, selbstständiger Kraft schaffen könnende Genius Meyerbeer's es für nothwendig erkannte, nicht nur süße, üppig schwellende Früchte auf die Tafel setzen, sondern sie auch gerade mit diesen Modeformen verzuckern zu müssen. Es versteht sich von selbst, daß oben berührte Vorzüge des Komponisten, so weit als in der Gattung thunlich, in diesem Werke sich auch wieder finden, und daß es dem Beobachter höchst merkwürdig seyn wird, ein so ganz verschiedenartiges Streben in diesen beiden Werken aufgestellt zu sehen, wie ich bei keinem andern Komponisten ein ähnliches Beispiel nachweisen könnte. Hr. Meyerbeer hat uns also das vielseitige seines, gewiß originelloriginal sein könnenden, Talentes bewiesen, und daß er vermöge was er wolle. Darf der Schreiber dieses einen Wunsch aussprechen, so ist es der, daß Herr Meyerbeer nun, nachdem er die Kunst in ihren vielseitigenvielgestaltigen Abzweigungen, nach der Gefühlsweise der sie pflegenden Nationen, studirt, und seine Kraft, so wie die Geschmeidigkeit seines Talents, erprobt hat, in's deutsche Vaterland zurückkehren und mit den wenigen, die Kunst wahrhaft Ehrenden, nun auch mit fortbauen helfen wolle an dem Gebäude einer deutschen National-Oper, die gern von Fremden lernt, aber es in Wahrheit und Eigenthümlichkeit gestaltet wieder giebt, um uns so endlich auch den Rang unter den Kunst-Nationen festzustellen, dessen unerschütterlichen Grund Mozart in der deutschen Oper legte.