Insbruck, im Februar 1821.
Die Kaiserin Marie Louise hat dem Componisten Johann Gänsbacher einen,
mit ihrer Namenschiffer gezierten, Brillant-Ring für ein ihr überreichtes Divertissement a quatre mains für
das Pianoforte zustellen lassen. Der aufmunternde Beifall, den diese erhabene
Kunstkennerin seinen frühern Arbeiten angedeihen ließ, konnte den bescheidenen
Künstler allein ermuthigen, seine Muse unmittelbar ihrem Dienste zu weihen. Es sei
erlaubt, bei dieser Gelegenheit von dem ausgezeichneten Manne etwas mehr zu erwähnen,
der fast in Abgeschiedenheit von der übrigen Kunstwelt, still in seinem Vaterlande
Tyrol zur Aufnahme und Verbreitung der Kunst beiträgt, und ein thätiger Unterstützer
und wohl eigentlich Begründer des sichtbar gedeihenden Musik-Vereins in Insbruck ist.
Vor allem bezeichnet ihn des ächten Tyrolers reiner Sinn und Vaterlandsliebe, die
alles ihn opfern hieß zur Zeit der Gefahr. Er ist wahrlich unser musikalischer
Körner. Wie es Noth that um kräftige, treue
Seelen, verließ er die angenehmsten Verhältnisse als Mensch und Künstler, hing die
Leyer an die Wand und ergriff das Schwert, für seine Berge, seinen Kaiser zu fechten.
Mit größter Auszeichnung ward seiner oft gedacht, und die große goldene
Verdienstmedaille ziert ihn. Wie später die treuen Tyroler-Haufen zu des Kaisers
Jäger-Regiment gefodert wurden, blieb auch er als Oberlieutenant dabei stehen,
errichtete die Regiments-Musik und bildete durch sie den Kern eines Orchesters für
Insbruck.
Wenn man Gänsbacher's Compositionen kennt und das
Vorherrschende lieblicher Melodieen, origineller süßer Erfindung und schwärmerischer
Innigkeit in ihnen hört, kann man sich kaum den Tyroler Schützen, keck auf seinen
Bergen thronend, dabei denken. Aber wahrlich, hier verschmilzt männliche Kraft mit
tiefem Gemüth. Dieß zog ihn auch immer zu Kirchencompositionen vorherrschend (außer
trefflichen deutschen und italiänischen Gesängen und mehreren Instrumentalarbeiten im
Kammerstyl) und seine Messen und Kantaten haben das Gepräge ernsten Studiums und
innigen Gefühls.
Der Aufenthalt in Wien und Prag, Reisen in's Ausland und eine Zeitlang des Vereins
mit Vogler, Meyerbeer, Gottfried Weber und
Carl Maria von Weber in Darmstadt gaben seinem Talent und Fleiß Mittel, das
Schöne in sich aufzunehmen.
Möge der bescheidene Künstler nur mehr der Oeffentlichkeit übergeben. Die ihn kennen,
ehren ihn gleich hoch als Mensch, Tondichter, Patriot und lieblichen Sänger.
Ein kleiner Theil seiner leichtern Sachen sind in Augsburg bei Gombart, Berlin bei Schleßinger, Wien bei Artaria &c. erschienen.