WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Rezension über <q>Colma, scène ossianique</q> von Louis Berger Carl Maria von Weber Veit, Joachim Stadler, Peter

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Machine-Readable Transcriptions of Newspaper Articles about Music and Theatre Performances in the early 19th Century

verweist auf die Schwierigkeiten der Vertonung des Gedichts, lobt die im Ganzen empfindsame Kompositionsweise, tadelt nur die häufigen Modulationen; bemerkt, dass die Interpretation einen außerordentlichen Pianisten und Sänger erfordere Zuschreibung: namentlich gezeichnet (Carl Maria von Weber); lt. TB, 23. Oktober 1810 Rezension an die Mus. Zeitung geschickt; ebenso vermerkt in Moralische[r] Uebersicht des Jahres 1810 Recension. Colma, scéne ossianique, mise en musique avec accomp. de Pianoforte et dediée à son altesse impériale Mad. la Princesse Stephanie Napoléon, grande Duchesse hereditaire de Bade etc. par – – Louis Berger. à Offenbach, chez J. André Allgemeine Musikalische Zeitung 12 62 5. Dezember 1810 997-999 Kaiser (Schriften), S. 166–168 (Nr. 17) D Berlin Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (IV), Bl. 31

Manuskript fehlt (auch bereits im Autographenverzeichnis 1986, S. 65); die obige Blattangabe entstammt dem handschriftlichen Verzeichniß von Briefen, Aufsätzen, Zeichnungen und Notizen von der Hand Carl Maria von Webers von F. W. Jähns aus WFN 6

HellS II, S. 38–41 MMW III, S. 22–23

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Deutsch Versand am 23. Oktober 1810 (laut TB) Status erhöht weiterer Kommentar eingefügt Entwurf als Textzeuge in den Metadaten angelegt Zusammenfassung eingefügt Text eingefügt, ausgezeichnet und Korrektur gelesen nach ED mit Schriftenliste abgeglichen Initiale Transformation aus der Schriftenliste.xml (Ticket #813)
Recension. Colma, scéne ossianiqueDie Gesänge des Ossian, ein angeblich altgälisches Epos aus der keltischen Mythologie, wurden von dem Schotten James Macpherson (1736–1796) verfasst und erstmals 1760 veröffentlicht (1764 erste deutsche, 1765 französische Übersetzung). Im Ossian wird von Selma, der Burg des Königs Fingal berichtet, in dessen Hallen die Harfen-Sängerin Minona das Leiden der Colma besingt. Colma betrauert den Tod ihres Bruders und ihres Geliebten Salgar, nachdem sich die beiden im Kampf gegenseitig getötet haben. Die Songs of Selma sind wegen ihres lyrischen und elegischen Charakters die bekanntesten Gedichte aus dem Ossian. Goethe übersetzte sie 1771 und verwendete sie ebenso in seinem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers, 2. Teil, Leipzig 1774 (über Colma S. 194–197)., mise en musique avec accomp. de Pianoforte et dediée à son altesse impériale Mad. la Princesse Stephanie Napoléon, grande Duchesse hereditaire de Bade etc. par – – Louis BergerDie ADB und auch noch Kaiser ordnen diese Komposition fälschlich dem gleichnamigen Pianisten und Lehrer Mendelssohns Ludwig Berger zu. . à Offenbach, chez J. AndréDas Werk wurde nochmals im Intelligenzblatt der AmZ Nr. 4 (April 1811), Sp. 16 angezeigt, Preis 20 Gr..

Hr. B. ist dem Publicum schon durch seine gefühlvollen Compositionen für den Gesang bekannt, und liefert in vorliegendem Werke wieder ein, unstreitig vielen angenehmes Musikstück. Das Schwermüthige scheint von jeher die Sphäre zu seyn, in der sich Hr. B. am meisten gefällt, und Rec. erwartete deswegen, unter der Firma eines Ossianischen Gesanges, Hrn. B.s Talent vorzüglich an seinem Platze zu sehen.

Dies Gedicht zu bearbeiten, gehörte nicht unter die leichtesten Aufgaben; es ist ziemlich lang, und der eintönige, düstere Charakter, der über das Ganze verbreitet liegt, machte es schwierig, die, einem längern Musikstück nöthige Abwechslung zu erreichen. Während des Lesens eines Gedichts drängt sich alles schneller der Seele vorüber; wenige Worte reichen hin, die Empfindung zu wechseln und zu bezeichnen: nicht so kann der Componist schalten. Seine Sprache bedarf längerer Accente, und der Uebergang von einem Gefühl zu dem andern legt ihm Hindernisse mancher Art in den Weg. Ungemein glücklich hat Hr. B. den grössten Theil der kritischen Forderungen gelöst; besonders an den Orten, wo wahre Empfindung vorwaltet. Die Stelle: o Salgar, mon héros! mon ami, mon amant etc. ist vortrefflich gedacht; das Innige, Liebevolle, die Unruhe, ist durch die höchstwahre Declamation ergreifend bezeichnet; sowie auch bey dem darauf folgenden Recitativ: l'echo seul me répond etc. bis zu: mes cris douloureux etc. alles mit Wärme gesteigert ist. Eben so schön ist die Stelle, wo die von der Anstrengung und Angst erschöpfte Colma, im Abnehmen ihrer Kräfte und der Vernichtung ihrer Hoffnung; nach und nach sich einer dumpfen Erschlaffung überlässt, durch die ganze Stelle: Zephyr parfume l'air en caressant les fleurs, quand la Nature se ranime, je me sens défaillir etc., indem die ungemein reizende Begleitung, (in Es-dur) die auflebende Natur bezeichnet, wo alles in Heiterkeit um Colma lebt, während nur sie in abgebrochenen, eintönigen Lauten ihre Gefühle verräth. Solche Züge beweisen den denkenden Componisten, und sind durch ihre Wahrheit von hinreissender Wirkung. Die ganze Stelle, auf einem guten Fortepiano mit dem Son celeste vorgetragen, wird gewiss jeden fühlenden Menschen entzücken. Der Uebergang von da ins F-moll ist, trotz dem vorgeschriebenen Adagio, etwas zu schnell und hart, wie überhaupt die etwas häufigen Modulationen am Ganzen hin und wieder zu tadeln wären, wozu freylich auch die häufigen Absprünge des Gedichts verführen halfen.

De sa Valeur, hélas, Salgar est la victime etc. ist sehr richtig als Recitativ und reflectirend gehalten, bis zu den Worten: je n'ai pu m'oublier etc., wo in F-Dur wieder eine Melodie eintritt, die ganz die beruhigende Gewissheit der Liebe Salgars in sich trägt. Von hier nimmt die Empfindung eine trübere Farbe an, bis sie in immer kürzeren Accenten, wo nur die Begleitung noch einigermassen das Leben unterhält, und auch dieses nach und nach verlöscht, und in immer langsamern Absätzen sich zu dem Schlusse neigend, mit den Worten: je meurs, du moins ce soir cache mon ombre errante endet. Soll diese Scene ihre ganze Wirkung thun, so erfordert sie einen geübten Klavierspieler, an einem guten Pianoforte (auf welches Hr. B. sehr gerechnet zu haben scheint) und einen Sänger mit dem bedeutenden Umfange von Hrn. Bergers Kehle – welches letzte wol der einzige gegründete Vorwurf seyn dürfte, den man dem Componisten dieser lieblichen Colma machen könnte.

Carl Maria von Weber.