WeGA, Rezeptionsdokumente, Digitale Edition Dramatisch-musikalische Notizen (Prag): <q>Alimelek</q>, <q>Wirth und Gast</q>, <q>Scherz – Ernst</q> von Giacomo Meyerbeer Carl Maria von Weber Veit, Joachim Stadler, Peter

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Machine-Readable Transcriptions of Newspaper Articles about Music and Theatre Performances in the early 19th Century

zuerst charakterisiert Weber Textdichter und Komponist; erläutert dann die Aufführungsgeschichte mit den Aufführungen in Stuttgart und Wien, wo das Stück aufgrund ungünstiger Sängerbesetzung und falscher Bearbeitung durchfiel Der frühen Aufführungsgeschichte des Werkes widemt sich Frank Ziegler in Weberiana 33 (2023). Carl Maria von Weber Dramatisch-musikalische Notizen als Versuche, durch kunstgeschichtliche Nachrichten und Andeutungen die Beurteilung neu auf dem Landständischen Theater erscheinender Opern zu erleichtern. Von Carl Maria von Weber, Direktor der Oper am Landständischen Theater Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung 2 294 21. Oktober 1815 1203

D; Berlin; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung; Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (V), Bl. 41a/v–41b/v

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Deutsch 18. Oktober 1815 (laut A und TB) Endkorrektur, Generalvermerk ergänzt und Status erhöht relatedItem ergänzt mit Entwurf verglichen und Abweichungen als Apparat vermerkt Korrektur gelesen nach MF Text eingefügt und ausgezeichnet mit Schriftenliste abgeglichen Initiale Transformation aus der Schriftenliste.xml (Ticket #813)
Dramatisch-musikalische Notizen. Als Versuche, durch kunstgeschichtliche Nachrichten undAndeutungen, die Beurtheilung neu auf dem Landständischen Theater erscheinenden Opern zu erleichtern. Von Karl Maria von Weber, Direktor der Oper am landständischen Theater. (Fortsetzung.)

Alimelek, Wirth und Gast, oder: Aus Scherz – Ernst. Komische Oper in 2 Akten. Gedichtet von Wohlbrück, in Musik gesetzt von MayerbeerNach der Erstaufführung am 22. Oktober 1815 verfasste Weber eine Werkbesprechung für die AmZ, vgl. auch die weiteren Rezensionen zur Prager Aufführung. Während seiner Amtszeit in Dresden beschäftigte sich Weber erneut mit dem Werk; vgl. Weber-Schrift.

Es ist mir sehr erfreulich, sogleich zum Anfange einen Gast einführen zu können, der gewiß selbst seine Zuhörer bewirthen wird, und dem man auch deßhalb eine verdoppelte Aufmerksamkeit gern schenkt, weil er ein ächtes deutsches Originalwerk ist. Ungern blickt Referent auf das Repertoire der deutschen Bühnen, das er überschwemmt, mit fremden Erzeugnissen sieht, die uns noch meistens durch schale Uebersetzungen, lokal nothwendig scheinende Verstümmlungen von der Laune eines einzelnen Gewicht habenden Mitgliedes oft erzeugt, – nicht einmal in ihrer ganzen Eigentümlichkeit erscheinen, und größtentheils ihren glücklichen Erfolg dem Rufe von Außen zu verdanken haben.

Der Dichter dieser Oper Herr Wohlbrück ist selbst Schauspieler; früher in Hamburg, gegenwärtig Mitglied des königl. Theaters zu München. – Ein vielseitig gebildeter Mann, der als trefflicher einsichtsvoller Künstler überall geliebt und geschätzt ist. Kenntnis des Theaters, sprechende Zeichnung der Karaktere, und Herrschaft über die Sprache sind ihm eigen. Außer diesem Operngedicht verdankt ihm die deutsche Bühne noch mehrere andere Werke, die ich später zu berühren, Gelegenheit finden werdeVgl. Dramatisch-musikalische Notizen (Prag): Athalia von Johann Nepomuk Poißl.

Der Kritik zu begegnen, muß ich bemerken, daß man die im ersten Finale erscheinenden Sklavinnen, (als eine große Verletzung der türkischen Sitten) nicht dem Dichter zur Last legen darf, sondern, daß sie erst in Wien, wahrscheinlich um das Theater zu füllen, und Weiberstimmen zum Chore zu gewinnen, eingeschaltet worden sind.

Der Komponist, Herr Mayerbeer, einer der ersten, wenn nicht vielleicht der erste Klavierspieler unserer Zeit – ist der Sohn eines geachteten Hauses in Berlin, und hat sich aus reiner Liebe zur Sache ganz der Kunst geweiht.

Nebst einer vorzüglichen literarischen Bildung und Sprachkenntniß, ist er einer der wenigen Komponisten neuerer Zeit, die sich das ernste Studium der Kunst in ihren geheimsten Tiefen angelegen sein ließen. Nächst eigenem Denken und Forschen verdankt er auch dem zweijährigen Umgange des Abt Voglers einen großen Theil seiner Bildung. Lebendige rege Phantasie, – liebliche, oft beynahe üppige Melodien, – richtige Deklamation, – musikalische Haltung der Karaktere, – reiche neue Harmonie-Wendungen, – sorgfältige oft in überraschenden Zusammenstellungen gedachte Instrumentation, – bezeichnen ihn vorzüglich. Als Anerkennung seiner Talente ernannte ihn schon vor 3 Jahren S. K. H. der Großherzog von HessenDarmstadt aus eigenem Antriebe zu seinem Kammerkompositeur.

Diese Oper ward zuerst für das Hoftheater zu Stuttgard geschriebenUraufführung 6. Januar 1813 in Stuttgart unter der Leitung von Conradin Kreutzer, und mit Beifall aufgenommen. Später arbeitete sie der Komponist in Wien nach den vorhandenen Lokalrücksichten um.

Sie erschien auf dem Theater nächst dem KärnthnerthoreDie Oper wurde nicht (lt. Webers Entwurf) am Theater an der Wien, sondern im Kärtnertortheater am 20. Oktober 1814 unter dem Titel Die beyden Kalifen einmalig aufgeführt, vgl. Aufführungsbesprechung in der AmZ, Jg. 16, Nr. 47 (23. November 1814), Sp. 789. und mißfiel, oder vielmehr die eingetretenen ungünstigen Umstände erlaubten ihr nicht, sich mit dem Publikum vertraut zu machen, da sie nur Einmal gegeben wurde.

Ohne im Ganzen der dortigen Aufführung dieser, – durch ihre höchst mannigfaltigen feinen Nuancen, die beinahe den Ensemble-Vortrag eines Quartetts erfordern – schwierigen Musik zu nahe treten zu wollen, bemerke ich bloß folgende Haupttatsachen: Die Rolle des Alimelek war für den Sänger Hrn. Ehlers geschrieben und berechnet; eingetretene Verhältnisse hinderten diese Besetzung – Herr Forti übernahm die Rolle. Die Melodieformen wurden geändert und ihres ursprünglichen Reizes beraubt, ganze Musikstücke transponiert; und, – nachtheillos für die Verdienste des Herrn Forti sey es gesagt; das für die Individualität des Herrn Ehlers so passende Spiel und Leben der ganzen Rolle, konnte nicht auf dieselbe Weise hervortreten, wodurch dieser letztere Künstler sich so lange die Gunst des Publikums erworben hatte.

Mlle. Buchwieser hatte aus physischen Ursachen den Abend nicht die Kraft ihre RolleRolle: Irene, Nichte des Kalifen so gut zu geben, wie man es von dieser trefflichen Meisterin gewohnt ist, und zog sich – der Liebling des Publikums – jenen Tag, den laut ausgesprochenen Unwillen desselben zu.

Daß dergleichen Zufälle hinreichend sind, ein Kunstwerk, dessen Gedeihen und Leben an so zarten Fäden hängt, – für den Augenblick zu stürzen, ist klar. Tausend andere Nebenumstände ungerechnet, die so leicht ungünstig einwirken, wozu ich nach meiner Ansicht sogar auch die Anwesenheit eines Komponisten selbst rechne. Die Persönlichkeit erregt zu viele vorgefaßte Meinungen dagegen und dafür, und Parthey entsteht eher als die Sache selbst.

– Die Zeit reift alles, und ist der natürliche Alliirte der guten Sache.

Don Juan wurde bei der ersten Vorstellung in Frankfurt ausgezischtAufführung am 3. Mai 1789 in deutscher Sprache; vgl. Don Giovanni deutsch. Mozarts Don Giovanni in der deutschen Fassung von Neefe und Schmieder Frankfurt 1789, hg. von Friedrich Dieckmann, Sankt Augustin 1993, S. 4 und auch das Textbuch der Arien und Gesänge.

Joseph in Ägypten in Wien vor einigen Jahren beinahe eben so – jetzt – entzückt er das Publikum – –In der deutschen Fassung von Hassaurek mit einem Schlusschor von Seyfried zum ersten Mal im Theater an der Wien am 5. Dezember 1809 (dort noch 12 Vorstellungen bis 1812, 1817 Neuinszenierung); zum ersten Mal am Kärtnertortheater am 14. Juni 1815, wurde auch hier in zahlreichen Aufführungen bis 1822 gegeben (Neueinstudierung am 19. Januar 1828).