Aufruf zur Beteiligung an einem neuen Musiklexikon

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Musikalisches Lexikon.

Bei der Kulturstufe auf welcher die Kunst in unsern Tagen steht, kann das Koch’sche Lexikon* nun einmal nicht mehr genügen, das einseitige Rousseausche* sogar noch weniger, und auch das neuere von Castil-Blaze* ist – neben vielem etwaigen Guten – wenigstens nicht das, was man von einem solchen Hilfsbuche, zumal in Deutschland, fodern und erwarten darf.

Das Erscheinen eines neuen Werkes dieser Art, welches das Wesen der Kunst aus einem höheren, dem Zeitgeist gemässen ästhetischen Standpunkt auffasse, und auch das gesammte Feld der Technik sachgemäss darstelle, ist daher in so hohem Grade ein Zeitbedürfnis, dass, wer es ernstlich mit der Kunst meint, und an deren veredelnde Einwirkung auf die sittliche Bildung unseres Geschlechtes glaubt, sich gewissermasen verpflichtet achten muss, für die Verbreitung geläuterter Kunstansichten mitzuwirken so weit er es vermag.

In dem Glauben, in diesem Fache Einiges zu vermögen, und mich in den bis jetzigen zwölf Bänden der allgemeinen Encyclopädie der Künste und Wissenschaften von Ersch und Gruben*, bisher einigermasen erprobt zu haben*, habe ich nach und nach Vieles gesammelt und alphabetisch geordnet, was, zusammengenommen mit manchem bereits völlig Entworfenen, und theils nur noch des Niederschreibens, theils auch nur noch einiger Redigirung Bedürfenden, schon ein vollständiges Werk heissen kann, und allenfalls sogleich der Presse übergeben werden könnte, wünschte und hoffte ich nicht, meinem Unternehmen grössere Vollständigkeit und Ausführlichkeit dadurch verschaffen zu können, dass ich der öffentlichen Herausgabe noch gegenwärtige Einladung an alle Sachverständige, zur Theilnahme und Mitarbeit vorangehen lasse.

Ich lade daher alle diejenigen Sachverständigen, welche zur Mitarbeit oder Theilnahme geneigt wären, freundlichst ein, sich mit mir baldmöglichst in Verbindung zu setzen, und mir allenfalls auch zugleich den oder die Artikel, welche sie zu bearbeiten und wie bald einzusenden gedenken, anzuzeigen. Vorzüglich wünschte ich noch mehrere Beiträge an historischen Artikeln, an mathematischen, und noch manche ästhetische. Übrigens versichere ich, dass ich jeden der Sache entsprechenden Beitrag, im Collisionsfalle, einem etwa schon von mir selbst bearbeiteten, gerne vorziehen werde.

Meiner Idee nach müsste unter jedem Artikel der Verfasser (sofern er nicht das Gegentheil wünscht) genannt, und das Honorar pro rata repartirt werden, das Ganze aber bald erscheinen.

Gottfried Weber.

Editorial

Summary

plant ein neues musikalisches Lexikon; glaubt, durch seine Arbeiten für Ersch und Gruber dafür geeignet zu sein; lädt alle Sachverständigen zur Teilnahme an diesem Werk ein

Incipit

Bei der Kulturstufe auf welcher die Kunst in unsern Tagen

Creation

Responsibilities

Übertragung
Solveig Schreiter

Tradition in 2 Text Sources

  • 1. Text Source: Cäcilia, eine Zeitschrift für die musikalische Welt, Intelligenzbatt, vol. 1 (1824), Nr. 3, pp. 57

    Corresponding sources

    • Berliner allgemeine musikalische Zeitung, Jg. 1, Nr. 30 (28. Juli 1824), S. 262
    • Allgemeine musikalische Zeitung, Jg. 26, Intelligenz-Blatt Nr. 7 (August 1824), Sp. 29f.
    • Wiener allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat, Jg. 8, Nr. 96 (1. Dezember 1824), S. 382f.
  • 2. Text Source: Wien (A), Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung (A-Wn)
    Shelf mark: Beilage zu Autogr. 7/120-2

Text Constitution

  • “Gruben”sic!

Commentary

  • “… kann das Koch 'sche Lexikon”Musikalisches Lexikon, welches die theoretische und praktische Tonkunst, encyclopädisch bearbeitet, alle alten und neuen Kunstwörter erklärt, und die alten und neuen Instrumente beschrieben, enthält. Offenbach 1802; vgl. BSB digital .
  • “… genügen, das einseitige Rousseau sche”Vgl. Dictionnaire de la musique (1763) .
  • “… auch das neuere von Castil-Blaze”Dictionnaire de musique moderne, Brüssel 1808, vgl. BSB digital .
  • “… Wissenschaften von Ersch und Gruben”Wissenschaftliche Enzyklopädie, die von 1818 bis 1889 zuerst von Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried Gruber herausgegeben und von 400 Gelehrten erarbeitet wurde. Sie umfasst 167 Text-Bände mit knapp 79.000 Seiten in drei Sektionen und 1 Tafelband sowie mehrere Tafelbeilagen.
  • “… bisher einigermasen erprobt zu haben”Gottfried Weber verfasste für die Enzyklopädie von Ersch/Gruber u. a. Artikel über den „Anfang eines Tonstückes“ (4. Teil, Leipzig 1820, S. 66–68 ), „Auflösung (in der Musik)“ (6. Teil, ebd. 1821, S. 311–317 ), das „B in der Musik“ (7. Teil, ebd. 1821, S. 4f. , über „Betonung in der Musik“ (9. Teil, ebd. 1822, S. 338–342 , „Bewegung in der Musik“ (9. Teil, ebd., S. 375–378 ) sowie „Bezifferung in musikalischer Hinsicht“ (9. Teil, ebd., S. 397–403 ). Weitere Nachweise siehe Weber-Studien 8, S. 431f.

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