## Title: Mannheimer Museums-Konzert vom 30. November 1811 (Teil 1/2) ## Author: Gottfried Weber ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030592 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Kunstbericht. Die in Nro. 224 des Badischen Magazins enthaltenen, aus der Münchner polit. Zeitung entnommene, Notizen über die glänzende Aufnahme, welche C. M. v. Webers Talent in München neuerdings gefunden hat, haben das Interesse auch der Leser dieser Blätter für diesen achtungswerthen Componisten von neuem geweckt, und mit Vergnügen werden sie eine Anzeige über die in der letzten Musikgesellschaft des hiesigen Museums zum zweitenmal wiederholte Aufführung eines seiner anziehendsten Produkte lesen. Es war das Deklamatorium: Der erste Ton, Gedicht v. Rochliz. Schon im Jahrgang 1810 der allg. Mus. Zeitung habe ich über die erste Aufführung dieses Werkes (ebenfalls im Museum) gesprochen, und darf wohl hier Einiges von dem dort Gesagten wiederholen. Die Skizze des interessanten Gedichtes ist ungefähr folgende: Der Schöpfer hatte aus dem Chaos die Welt geschaffen, doch das weite Reich war öde, war stumm – lebensvoll erscheint es todt. Da erhörte der Schöpfer das stumme Sehnen seiner Geschöpfe, und gab ihnen auch noch das Vermögen, ihre Empfindung auszusprechen. – Bald kräftig imponirend, bald schmelzend und lieblich drücken nun erst die einzelnen Geschöpfe die Freude über ihr neues Daseyn aus, und zuletzt jubelt die ganze Schöpfung Preis und Dank. Diesen allerdings ausgezeichnet vortheilhaften Stoff hat denn der Componist höchst glücklich benutzt und bearbeitet; die Schilderung der abwechselnden Situationen und Empfindungen ist meisterhaft gehalten, die wenigen mit einfließenden Tonmalereien sind treffend und reizend, und sehr glücklich ist die Idee, bey dem Jubel, womit das Gedicht schließt, einen Sing-Chor an die Stelle der Deklamation treten zu lassen. Herr Eßlair, welcher die Parthie der Deklamation übernommen hatte, sprach mit unübertrefflicher Schönheit: sein Vortrag athmete verschmolzen den doppelten Geist der Poesie und Musik, wie er beides lebendig aufgefaßt hatte, und man könnte sagen: jede Stelle, die er sprach, war für den Zuhörer eine Skizze der darauf folgenden Musik. Man erinnere sich nur der Stellen: „Wolken bauen den Himmel“ – „nun kommen die Stürme brausend daher gezogen“ – „und es ward der Mensch“ – „ich bin, bin glücklich, und bin es nicht allein!“ Seine überaus schöne und mächtige Stimme that dabey die wohlthätigste Wirkung, und ließ ihn bey manchen Stellen, wo es nöthig war, leicht über die Musik herrschen. Er erschien ganz dazu gemacht, den Menschen die Schöpfung des ersten Tones zu verkünden. Die Aufführung von Seiten des Orchesters war so energisch und feurig – so zart und anschmiegend, als es sich erwarten läßt bey der thätigen Unterstützung, deren das Institut sich von vielen der vorzüglichsten Künstler des hiesigen Hoforchesters erfreut: nur der Schlußchor, zwar durch die gefällige Mitwirkung mehrerer Sänger des Hoftheaters unterstützt, konnte, wegen unvollständiger Besetzung der weiblichen Singstimmen, nicht anders als sehr mangelhaft ausfallen. der Schluß folgt