## Title: Korrespondenz-Nachrichten aus Mannheim, November 1811 ## Author: Gottfried Weber ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030855 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Mannheim, November. Auch uns ist endlich das Vergnügen zu Theil geworden, Hrn. Prof. Schuars unsichtbares Mädchen in unsern Mauern zu sehen; der Zulauf der Schaulustigen war sehr zahlreich, denn – etwas Unsichtbares war in unserer guten Stadt noch nicht gesehen worden – und nicht unbefriedigt verließ das Publikum den Schauplatz. Indessen schien die Unsichtbare diesmal nicht besonders gut gelaunt; wenigstens gab sie lange nicht alle die Beweise ihres Lebens und ihrer Fähigkeiten, welche ihr Meister von ihr angekündigt hatte: sie sollte Dinge, die man ihr zeigen würde, kennen und sogleich nennen; allein Hr. S. ließ es dazu nicht kommen, sondern brach den Verkehr mit der Unsichtbaren bald ab, um zu andern, zum Theil recht artigen, Taschenspielerkünsten überzugehen. Nach dem Wenigen, was wir von der Unbekannten beobachten konnten, kommt es uns nicht unwahrscheinlich vor, daß sie ihre Stimme der Bauchrednerkunst zu danken haben möge, der Hauch aus der Kugel aber mit der Stimme, mit welcher er auch nicht immer strenge gleichzeitig eintraf, ganz keinen Zusammenhang habe, sondern durch einen darin angebrachten Blasebalg entstehe. Einige Phantasmagorieen ergetzten das gemischte Publikum so sehr, daß einige der Erscheinungen wiederholt werden mußten. Bis, Bis erscholl es, und der Geist war gefällig genug, sich zum zweyten Male zu präsentiren. Aber noch hatte das Publikum sich nicht satt gesehen, und einige Koriphäen des Parterre proklamirten laut das vorige – „Bis.“ Das gefällige Gespenst, welches freylich nicht nochmals zum zweytenmale erscheinen konnte, half sich, so gut es konnte, und erschien zum drittenmale, und damit war man denn auch zufrieden. Das Darmstädter Hoftheater entführt uns unsre besten Subjekte! Hr. Eßlair und Hr. Singer, welche beyde dort Engagements angenommen hatten, bleiben nun zwar bey uns, aber Hrn. Hofmanns und seiner Frau Verlust ist, wie es scheint, entschieden, und unsre Mlle. Frank, welche sich in Berlin nicht halten ließ, ist in Darmstadt engagirt, wo sie schon seit langer Zeit Gastrollen mit größerem Beyfalle gibt, als man ihr hier im Durchschnitte zu zollen pflegte.