Hof- und National-Theater in
Mannheim.
Sonntag, den 14. Juli: Die SchweizerfamilieEA Mannheim: 29. Juli 1810, lyrische Oper in 3
Aufzügen.
Mlle. FrankLuise Frank, eine Lithographie zeigt sie im Kostüm der Emmeline
(Reiß-Museum Mannheim, E 52qw/k), abgebildet in: Musik in
Heidelberg 1777–1885, Heidelberg 1985, S. 297., seit 4
Monaten von hier abwesend, und seitdem durch öffentliche
BlätterVgl. 1811-V-26
uns als vorzügliche Künstlerin bekannt geworden, erwarb sich bey ihrem ersten
Wiedererscheinen als Emmeline lauten Applaus. Es
ist nicht zu verkennen, daß sie auf ihrer Kunstreise merklich an künstlerischer
Ausbildung, besonders rücksichtlich ihres Spieles gewonnen hat. In ihrer ersten SzeneSzene I/8 hielt sie gar wohl die Vergleichung gegen unsere
Mad. GervaisZu
Katharina Gervais als Emmeline vgl. 1810-V-19 (Teil 3) und 1811-V-05 aus –
weniger in der zweyten, in der CavatinaCavatina der Emmeline (Nr. 7) Wer hörte wohl
jemals mich klagen?
, wo die Kraft des Organs sie verließ, und wo sie
die erzwungene Fröhlichkeit viel zu ungezwungen gab, und den Effekt blos im
Contraste schnellen Wechsels zwischen Fröhlichkeit und Schmerz suchte, statt
(was freilich schwerer aber hier das einzig richtige ist,) diesen durch jenen
durchschimmern und, scheinbar unwillkürlich, vorherrschen zu lassen. Weit
glücklicher gab sie hingegen wieder die Hauptszene des
dritten AktesSzene III/16, darin
das Melodram (Nr. 17), in deren letzten Hälfte jedoch wieder ihre
Stimme sie verließ.
In wiefern Mlle. Frank, welche die Dauer ihrer
UrlaubszeitLuise Frank hatte
im Anschluß an die Vorstellung vom 14. Februar 1811 eine nicht genehmigte
Gastspielreise angetreten, die sie nach Frankfurt a. M., Weimar, Berlin,
Breslau und Darmstadt führte. Am 10. Juli 1811 kehrte sie nach Mannheim
zurück und erhielt von der Intendanz zehn Tage Hausarrest. In der hier
besprochenen Vorstellung trat sie erstmals wieder auf. überschritten
hatte, einen noch mehr oder weniger günstigen Empfang vom Publikum verdient
hätte, liegt außer dem Gebiete der Kritik, und wir unterdrücken daher unsre
Stimme über diese Frage, um so lieber, da der Zweck ihres längern Ausbleibens
(wie sie sich selbst beim Fora rufenHerausrufen, vor den Vorhang, an die Rampe rufen ausdrückte) – so edel war.
Von der übrigen Aufführung ist nichts Neues zu sagen, als daß die Herren Kaibel und MayerKarl Ludwig Kaibel und Carl Mayer traten als Paul bzw. Durmann
auf. sich durch pöbelhafte Spässe, zu großem Vergnügen der Gallerie,
auszeichneten, als da sind: dem andern die Perücke vom Kopfe reissen, – sie ihm
um den Kopf herum schlagen u. s. w. – Spässe – oder vielmehr Possen, welche mit
der Prätension auf den Ehrentitel: Künstler, doch gar zu sehr contrastiren.
G.
Giusto.