## Title: Großes Deklamatorium zum Namenstag Heinrich Baermanns am 15. Juli 1815 ## Author: Wohlbrück, Johann Gottfried ## Version: 4.9.1 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031178 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Grosses Deklamatoriummit untermischten Kantariden#lb# /: oder kantatenartigen Gesangstückwerken, :/#lb# verfaßt und declamirt und abgeschrieben von einem Vielbekannten aber Ungenannten;#lb# Die Musik ist aus dem Mozartschen treu übersetzt;#lb# die Execution von einigen schaamhaften Dilettanten,#lb# die weiter keine Ehre davon haben wollen. #lb# #lb# München.#lb# zur Feyer des St: HeinrichsTages.#lb# 1815. | Seit Heinrich dem Vogler im zehnten Jahrhundert, Ist schon so mancher Heinrich bewundert, Gepriesen, geliebt und besungen worden. Daß dieser Name, gleich wie ein Orden, – Wenn auch nicht immer pour le mérite – Steht in dem allerschönsten Kredit. Wer also diesen Namen thut führen, den kann man wahrhaftig gratuliren. Und wünschen, daß er’n mit Gesundheit verträgt, bis er sich endlich mal schlafen legt. Zu diesem Zweck sind wir hier versammelt, Und was meine schüchterne Muse stammelt, Ist für einen Heinrich gesagt und geleyert, der heute seinen Namenstag feyert; Wir kennen ihn alle und haben ihn gern, Wie Kinder Rosinen und Mandelkern; Das heißt: wir schätzen ihn ohn Ermeßen, Und möchten ihn gern vor Liebe freßen. Das muß ihm, natürlich, gar sehr gefallen – doch wird er wirklich geliebt von allen, So seh ich doch, hol mich der Teufel! nicht ein Warum ich mich abarbeite allein. Es kann ihm ein andrer auch was sagen Und weiß er’s nicht rednerisch vorzutragen – – denn das Talent hat nicht jederman – So fügt sich’s wohl daß er singen kann. Nun Madame Harlas, Herr von Poißl und Weber Singen Sie einmal ein Wort von der Leber Zu unsers Heinrichs Ruhm und Preis; Aber ich bitte, mit bestem Fleiß. | Terzett. Drey Knäbchen lieblich ausstaffiret Hat unser Freund schon fabriziret, sie sollen immerdar gedeihn, und bald tret' auch der Vierte ein. Das hat unsern Freund gewaltig ergriffen! Nun, wer gern tanzt dem ist leichtlich gepfiffen; Die Sache lag auch außerm Scherz, Sie kniff ihn gerade ins Vaterherz. – Ja, theurer Freund! was diese drey gesungen, Es treffe ein, bei deinen wackern Jungen, Doch was Du sä’st, auch außer Kindereyn, Mag Dir zum Heil und zum Profit gedeihn. – Wir wißen es, Du willst uns bald verlaßen, Sieh unsre Augen an, die Thränen naßen, Sie sagen Dir den Kummer, den wir fühlen; Ach, könnt’ ihn nicht der Punsch hinunterspülen, Ich würde, statt zu reden, trostlos schluchzen, Den Hals verschnürt, vermögt ich nicht zu mucksen. Hin, willst Du, weg, von dannen willst Du ziehn In jenes Land, wo die Cytronen blühn; Ach Freund, ich schaudre vor der weiten Reise, Und dann: Citronen sind n’e saure Speise; Die Nudeln, die gedämpften, welch ein Eßen! Wie könnt’ ich sie und Baiern je vergeßen? Doch leider reizt Dich mehr das Land der Kunst, Als Nudeln, Eier und selbst des Rettigs Dunst; Ach denk’ auf Deiner Reise früh und spät Des weisen Spruchs: Wann: was davon hät, Doch nicht mit Warnung will ich Dich beschweren Nur Wünsche sollst Du, fromme Wünsche hören: So zolle Dir die Heymath der Cytronen Ein Scheffelsäckchen voll Brabanter Kronen, Und während wir nach Deiner Rükkunft weinen Bereichre Dich mit Ruhm und Edelsteinen. | Terzett. Zum Ziele führt dich diese Bahn Nur laß dich Freund durch nichts geniren; Mach' dir die Welschen unterthan, Laß reden, schreiben, cabaliren; Kommst du mit vollem Beutel an, So wird dir Deutschland applaudiren. Das klang wahrhaftig, wie Offenbarung! Ich glaube die drey singen aus der Erfahrung. Beherzige, o Heinrich! diese Lehren; Und bist Du gleich noch nicht hinweggegangen, Seh’ ich Dich doch im Geist schon wiederkehren, An Deinen Fingern Mordsbrillanten prangen, An Deinen Uhren schwere Klunkern hangen, In Deiner Kaße, Rollen, von den langen, Womit so etwas Rechtes anzufangen. Da wird die Gattin, die geliebte, schalten! Das Hausgeräthe wird sich umgestalten! Ich sehe schon kostbare Sophas stehen, Wie sie sich unterm Druck elastisch blähen; Die Lüster, Spiegel, Schränk’ und Secretair, Aus Nürnberg schickt sie Bestelmeyer her; Und, alle Welt! welch eine Kleiderpracht! Wer hat den Stoff und wer den Schnitt erdacht? – Verhüllt in Spitzen, seh ich Perlenschnüre, Es scheut der Blick am Glanze der Bordüre, In Diamanten schließt sich die Ceinture, Und mahlerisch wallt der Schawl von Kaschemire; Verbannt ist Gingann Pers und solche Bettel, Das Haar gerollt mit Wiener Bankozettel – So weit seh’ ichs – kann unser Wünschen frommen – Noch mit der Kunst und mit dem Künstler kommen. | Recitatif. Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht, Das heißt aus der Baarschaft wird alles gemacht. Schlusschor. So geh' nach Venedig und hole brav Geld, Das ist was in München am mehrsten gefällt.