## Title: Adolf Schöll an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Samstag, 9. Mai 1868 ## Author: Schöll, Adolf ## Version: 4.13.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043375 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Weimar d 9t Mai 1868 Sehr gerne, hochgeehrter Herr, hätt’ ich die Notiz über C. M. v. Webers Autograph der Variationen das er 1812 der Großfürstin Maria Paulowna geschrieben, Ihnen dem Wunsche gemäß, den Ihre freundliche Zuschrift vom 9t d. mir aussprach, besorgt. Leider standen mir dazu nicht die genügenden Mittel zu Gebot und konnte ich nur schwache Versuche anstellen. Serenissimus hat nämlich von der Bibliothek seiner verewigten Frau Mutter keinen ausführlichen, das Einzelne nachweisenden Katalog, Manches Unverzeichnete in Mappen und Fascikeln, Ander[e]s in verschlossenen Kisten. Auch ist kein Bibliothekar dafür vorhanden. Eine provisorisch-summarische Ordnung dieser Bibliothek ist vor Jahren einmal | vorgenommen worden unter Beihilfe des Sekretärs [der] Großh.n Bibliothek Skel. Diesen fragte ich also zunächst, ob ihm dabei Musikalien vorgekommen, unter welchen sich diese Variationen befinden könnten. Nach seiner Erinnerung vermeinte er dies bestimmt Einige Autographen aus dem Besitz der Frau Großhzgn Großfürstin läßt Serenissimus im Staats-Archiv bewahren. Die Archivare, bei welchen ich deßhalb Nachfrage that fanden die fragl Variationen nicht unter den ihnen bezeichnet übergebenen Fascikeln. Sehr wohl aber, meinten sie, könnten sich dieselben in einer der verschlossenen Kisten befinden, die in Gemächern des Schloßes stehen. Es gibt nun keinen andern Weg, zur sichern Auskunft über die Frage zu gelangen, als den Großherzog selbst um Veranlassung der Nachsuchung zu bitten. Dies kann ich thun und glaube, daß er sie gewähren wird, aber nur bei seinem Hiersein. | Denn in seiner Abwesenheit läßt er kein Siegel lösen und ist der Schlüsselschrank nicht zu öffnen. Leider weiß ich nicht, ob der Großherzog von Petersburg zurück sich hierher wenden oder unmittelbar auf die schlesischen Güter der Frau Großherzogin nach Heinrichsau sich begeben wird. Das aber weiß ich, daß mir Berichte in die Ferne doch nur die Verweisung auf Sr Hoheit Wiederanwesenheit hier einbringen würden. Ich bin daher zu meinem Bedauern außer Stande Ihnen zu sagen, auf wie lange ich Ihr Anliegen vertagen muß, und fürchte, Ihr trefflicher kritischer Katalog der Werke Webers wird mit seinem Erscheinen auf diese Notiz nicht warten können. Indessen behalte ich doch Ihre Anfrage und das | Beschreibungs-Formular unter Händen und will ungesäumt, sobald mein Gebieter hier eintrifft, ihn unmittelbar bitten eine kleine Commission Sachverständiger zum Aufsuchen des Autographs unter den Musikalien seiner verewigten Frau Mutter höchstselbst zu instruiren. Glauben Sie, sehr verehrter Herr, dass es mir ungleich größeres Vergnügen gemacht hätte, wenn ich promter zu dienen im Stand gewesen wäre, und daß ich mit aufrichtigster Hochachtung bin Ihr ergebenster Schöll. großh. S. Oberbibliothekar.