## Title: Joseph Genser to Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin. Wien, Friday, March 31, 1876 ## Author: Genser, Joseph ## Version: 4.13.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A043827 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Wien 31. März 1876 Verehrtester Herr von Jähns! Sie werden mir schon sehr zürnen, daß ich Ihr geschätztes Schreiben vom 10 Febr. noch immer nicht beantwortet u. Sie haben sehr Recht, denn theilweise ist es meine Schuld, daß sich mein Bericht bis heute verzögerte. Ich stehe nicht an, pater peccavi zu rufen u. mir Ihre Verzeihung zu erbitten überzeugt, daß Sie mir dagegen wieder Glauben schenken werden, wenn ich Ihnen mittheile, daß zum nicht geringen Theile an dieser Verspätung eine Krankheit Ursache war, die mich durch ca 3 Wochen ans Zimmer kettete. Ich wurde dadurch verhindert, in der hiesigen Hofbibliothek die gewünschten Nachforschungen anzustellen. Was ich nun endlich erfahren habe ist aber leider so viel wie Nichts, denn | in der Hofbibliothek finden sich weder Partituren noch einzelne Nummern oder Bücher der bezeichneten Operetten. So viel steht fest, daß Haydn niemals eine Operette des Namens: Der Freibrief schrieb, was mir der neueste Biograph deßelben – Herr Pohl, Bibliothekar der Gesellsch. der Musikfreunde, der sich nebenbei gesagt, Ihnen empfehlen läßt – auch bestätigte. Daßelbe gilt von Fritz Weber, wenigstens ist mit Sicherheit Nichts nachweisbar. Dagegen ist es richtig, daß Julius Miller unter anderen zwei Operetten: „Der Freibrief“ und „Die Verwandlungen“ schrieb. Erstere Operette componirte er während seines Engagements in Schleswig, woselbst auch deren erste Aufführung stattfand. Später ging Jul. Miller nach Charlottenburg u. dürften Sie vielleicht an Einem der beiden genannten Orte mehr u. Näheres erfahren, vielleicht auch die betreffenden Werke erhalten können. | Daß Josef Weigel keine Operette des Namens: „Die Verwandlungen“ schrieb ist wohl außer allem Zweifel, denn dessen Sohn übergab der Hofbibliothek außer vielen Partituren ein vollständiges Verzeichniß der Werke seines Vaters, worin die genannte Operette, wie ich mich selbst überzeugte, nicht aufgeführt erscheint. Anton Fischer war ehemals Kapellmeister an den Theatern Josephstadt und Wieden hier u. habe ich an beiden Orten einleitende Schritte unternommen, ohne bisher Etwas erfahren zu haben; vielleicht komme ich noch darauf zurück. Dieß Alles ist allerdings eine magere Ausbeute meiner Bemühungen, indessen sind Sie versichert, dass ich sehr erfreut war, Ihnen wenigstens meinen guten Willen documentiren zu können. Verfügen Sie nur immerhin über meine Künste, die ich Ihnen je | derzeit mit Vergnügen widmen werde u. empfangen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung in welcher ich verharre als Ihr ganz ergebener Jos. Genser