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„Morgen ist mein Geburtstag, was kann ich bessers thun als ein paar Worte in der grössten Eile mit Dir schwazzen“ – so schrieb Carl Maria von Weber Die Briefe Webers an Caroline Brandt 1814–1817. Marginalien zur Edition, Biographie und Aufarbeitung des Erbes, in: Beiträge zur Musikwissenschaft, Jg. 30 (1988), S. 73–77, speziell S. 75f. Dort weist Bartlitz auch auf den ein seltsames Konglomerat zweier Eintragungen aus verschiedenen Taufregistern
darstellt (ebd., S. 76).t November getauft worden sein soll, und
Aber weder ließ Weber sich in seiner Treue zu Caroline von diesem Auseinanderrücken
beeindrucken, noch Eveline Bartlitz, die ihr Herz für Weber auch schon lange vor diesen Enthüllungen
entdeckt hatte: Während ihres im Dezember 1948 angetretenen Dienstes als Bibliothekarin der Musikabteilung der Berliner Staatsbibliothek war sie ab 1952 für die Handschriften und Sonderbestände zuständig – Generationen von Musikforschern wissen noch heute von ihrer bescheidenen und uneigennützigen Hilfsbereitschaft bei der Ermittlung und Erschließung dieser Kostbarkeiten zu erzählen. Wie Eveline Bartlitz zum Siebzigsten, in: Weberiana, Heft 6 (1997), S. 3–8; vgl. dort S. 5. Der Artikel enthält auch eine kleine Bibliographie bis 1997. Dort sind auch die im folgenden genannten Titel nachgewiesen.Musik in Geschichte und Gegenwart (Bd. 14, Sp. 296–302). Einen Schub für die Weber-Forschung und letztlich auch mit ein Anlass für die Entstehung der Weber-Gesamtausgabe bedeuteten das von ihr zum Jubiläum 1986 vorgelegte Autographen-Verzeichnis und ihre Briefedition Mein vielgeliebter Muks. Hundert Briefe Carl Maria von Webers an Caroline Brandt aus den Jahren 1814–1817. Von nun an häuften sich die Weber-Beiträge und Eveline Bartlitz war dann 1991 auch Gründungsmitglied der Internationalen Carl-Maria-von-Weber-Gesellschaft und deren langjährige Schriftführerin. 2005, im Jahr ihres Rückzugs von diesem Amt, wurde sie zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt. Gewissermaßen mit der Gründung der Weber-Gesellschaft 1991 endete ihr offizieller Dienst in der Staatsbibliothek, aber als freie Mitarbeiterin blieb sie der nun entstehenden Weber-Gesamtausgabe (WeGA) nicht nur – wie es floskelhaft oft heißt – verbunden
, sondern war eine stets umsichtige, mahnende und außerordentlich emsige Weber-Magd
, die vielfach uns jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufzeigte, wo unser Einsatz gefordert war und welche Erschließungsmöglichkeiten unsere Pläne sinnvoll ergänzen konnten.
Mit großem Erstaunen muss man aus heutiger Sicht das Motto ihres 1977 veröffentlichten Rückblicks auf die ersten zehn Jahre des bibliographischen Unternehmens RILM zur Kenntnis nehmen, der unter dem Titel
erschienComputerwunder sind Mythen Computerwunder sind Mythen – 10 Jahre RILM, in:
Computer-Beihilfefür bibliographische Zwecke zwar kritisch, aber sowohl mit einem wachen Blick auf die Probleme als auch die sich bietenden Möglichkeiten und schließt S. 219 mit dem Satz:
Wer weiß, vielleicht sind Computerwunder eines Tages keine Mythen mehr.
Die Weber-Begeisterung, die Eveline Bartlitz ausstrahlt – und die wesentlich mit dem lauteren, integren, wahrhaften und herzensheiteren Wesen Webers zusammenhängt (wie sie selbst einmal bemerkte)Die Briefe Webers an Caroline Brandt 1814–1817., a.a.O., S. 74.ätherisches
Geschenk vorzubereiten: eine – genauer: die erste – Sonderveröffentlichung auf der Website der WeGA. Bei der Wahl des Gegenstandes kam uns die Arbeit der Jubilarin zu Hilfe: Mit Webers Prager Jahren hat sich Eveline Bartlitz nicht nur ausführlich durch die 1986 erschienene Muks-Briefausgabe beschäftigt, sondern später durch die Übertragung aller Briefe Webers an Caroline und in allerjüngster Zeit sogar sehr intensiv durch die Kommentare zur digitalen Brief- und Tagebuchedition der Jahre 1813 bis 1816. Dass wir ihre Arbeiten damit in unsere integrieren, dürfte aber ganz in ihrem Sinne sein, denn das gemeinsame und oft vergnügliche Werkeln an dem großen Gegenstand der WeGA ohne Anmelden individueller Ansprüche
auf Entdeckungen
gehörte immer zu den Dingen, die sie in ihrem Kreis der Webermägde und -knechte besonders schätzte. Und dass sie unbewusst an ihrem eigenen Geschenk mitgearbeitet hat, wird sie im Nachhinein – hoffentlich – mit ihrem unnachahmlichen Freudenzeichen quittieren.
Aber im Sinne der schon weiter oben erwähnten merkwürdigen Geburtstagskoinzidenzen
kam uns noch ein weiteres Argument für die Prager Zeit zu Hilfe: Genau heute vor 200 Jahren, am 17. Dezember 1816, berichtete Weber seinem Freund Johann Gänsbacher, dass er seine Prager Laufbahn
nun beschlossen und mit der letzten Vorstellung Abschied vom Orchester
genommen habe, wobei er hinzufügte, dass es mitunter wirklich rührend war, da sie nun sahen daß es Ernst wurde, und sich errinnerten doch oft von mir rühmlichst ins Gefecht geführt worden zu sein.
Dorfbarbier
Ein umfassender Rückblick auf diese Jahre der rühmlichen Gefechte
ist das Ziel unserer, Eveline Bartlitz zum 90. Geburtstag gewidmeten gemeinsamen Anstrengungen, die ein wenig Licht in die noch immer nicht sehr hell ausgeleuchteten Prager Jahre Webers, die Voraussetzungen und das Umfeld seines dortigen Wirkens bringen mögen. Selbstverständlich bleiben viele Lücken, von denen manche sicherlich kaum mehr zu schließen sind. Aber das digitale Medium hat den Vorteil, dass immer wieder ein wenig neuer Kerzenschein eingebracht werden kann und dieses Geburtstagsgeschenk so – hoffentlich – lebendig bleibt.
So schließen wir in tiefer Dankbarkeit für eine Zusammenarbeit, die uns jenseits des Wissenschaftlichen auch in unserem Miteinander nachhaltig geprägt hat, mit zwei sehr typischen Bemerkungen aus Webers Mund:
Erstens: Etsch! Etsch! Etsch! angeführt! übergerascht, Gelt!
Königlich Sächsischer Kapellmeister
: Puntum! Nun, was sagst du Mukenfuß!
.
Zweitens, geringfügig abgewandelt: „Heute, an diesem uns so theuren, hoch lieben Tage muß die Zeit genommen werden, wenn auch nur in wenigen Worten unserer so sehr verehrten Freundin unsere herzlichsten innigsten Glükwünsche zuzurufen, und den Himmel zu bitten daß noch lange Jahre er uns dieselbe Freude gönnen möge.“
Solveig Schreiter, Peter Stadler, Joachim Veit, Frank Ziegler,
Shino Funajama, Charlene Jakob, Ina Klare, Ran Mo, Sebastian Schaffer
Im Gegensatz zu Webers Tätigkeit als Hofkapellmeister und Leiter des deutschen Hoftheater-Departements in Deutschsprachiges Theater in Prag. Spielstätten und Quellen, in: Deutschsprachiges Theater in Prag. Begegnungen der Sprachen und Kulturen, hg. von Alena Jakubcová, Jitka Ludvová, Václav Maidl, Prag 2001, S. 505f.Carl Maria von Weber. Sämtliche Werke, Bd. III/11b (2009), S. 436f. und Bd. VIII/12 (2012), S. 215.Eine musikalische Theaterbibliothek auf der Reise nach Prag, in:
Erschwerend für die Forschung über die frühen Jahre der deutschen Oper am Prager Ständetheater (1807 bis 1813 unter Tagebuch der deutschen Bühnen (ab 1816, mit der Vorgängerpublikation Verzeichnisse der Darstellungen auf den vorzüglichsten Bühnen Deutschlands nebst andern das Theater betreffenden Gegenständen für Juli bis Dezember 1815) sowie Taschenbuch für Schauspieler und Schauspielfreunde (ab 1816, zunächst gemeinsam mit Fundgrube
erweisen, wie Cottas Morgenblatt für gebildete Stände, der Berliner Freimüthige, der Wiener Sammler oder die in Leipzig erscheinenden Periodika Zeitung für die elegante Welt und Allgemeine musikalische Zeitung weisen nicht selten erhebliche Überlieferungslücken auf: Korrespondenzen (auch und besonders solche aus Daniel Gottlieb Quandt, Carl Maria von Weber und der Allgemeine Deutsche Theater-Anzeiger, in: Weberiana, Heft 24 (2014), S. 88f.Dramaturgische Wochenblatt berichtete Ende 1816 erstmals aus Dramaturgisches Wochenblatt in nächster Beziehung auf die königlichen Schauspiele zu Berlin, 3. Halber-Jg., Nr. 24 (14. Dezember 1816), S. 190 (über den Tod von Theater-Zeitung stellte ihr Erscheinen vorübergehend (zwischen Mai 1808 und August 1811) sogar ganz ein.
Trotzdem finden sich, wenn auch teils verstreut, zahlreiche Quellen, die – über die noch immer grundlegende Überblicksdarstellung bei Oscar TeuberGeschichte des Prager Theaters. Von den Anfängen des Schauspielwesens bis auf die neueste Zeit, 3 Bd., Prag 1883–1888.
Beginnend mit dieser Sonderpublikation (und in der Folge auf der Homepage der Weber-Gesamtausgabe weitergeführt) sollen Dokumentationen zur Repertoire- und Personalpolitik des Prager Ständetheaters während der dortigen Tätigkeit Webers entwickelt werden. Kernstücke der vorliegenden Publikation sind die Neuedition von Webers Prager Notizen-Buch, das neben den Tagebuchnotizen des Komponisten die wichtigste eigenhändige Quelle zu seiner Tätigkeit als Operndirektor in der Moldaustadt darstellt, sowie die Rekonstruktion des Ständetheater-Spielplans zur Zeit von Webers dortiger Anstellung (inklusive Wiedergabe ausgewählter Presseberichte). Dabei wird das Musiktheater-Repertoire erstmals mit jenem der Jahre zuvor – den sechs ersten Jahren der deutschen Oper am Prager Ständetheater unter Leitung von Webers Amtsvorgänger
dramatisch-musikalischen Notizen, in denen Weber nicht, wie ihm gelegentlich vorgeworfen wurde, die Wahrnehmung und Würdigung seiner Arbeit beeinflussen und steuern wollte, sondern in denen er quasi als
Dramaturgdem Publikum Handreichungen zum besseren Verständnis wichtiger Werke geben wollte, so wie sie heute in Programmheften selbstverständliche Praxis geworden sind.
Folgende thematische Schwerpunkte seien nachfolgend erörtert:
Beteiligt haben sich an der Zusammenstellung der Dokumentation, deren technischer
Aufbereitung sowie den Korrektur- und Kommentararbeiten neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Gesamtausgabe auch
Darüber hinaus unterstützten uns bei der Arbeit
durch wichtige Hinweise auf Prager Quellen und die Bereitstellung von Materialien vor allem