Neu aufgetauchte Dokumente zur Familiengeschichte der Webers

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Am 2. November 2023 erreichte uns eine Mail aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Frau Dr. Anna-Katherina Mayer vom dortigen Historischen Archiv war bei Recherchen auf unseren Themenkommentar zum Adelstitel der Familie von WeberT aufmerksam geworden und hatte bei der Angabe zu einem angeblich verlorenen Attestat aus dem April 1804 gestutzt; sie schrieb: „Ich glaube, dieses Attestat könnte bei uns im Archiv liegen […]. Ist es relevant für Sie?“ Aus dem sich anschließenden Mailwechsel ging hervor, dass nicht nur dieses verschollen geglaubte Dokument ins Nürnberger Archiv gelangt war, sondern eine Mappe mit fünf aus Familienbesitz stammenden Schriftstücken, nur zwei davon waren bisher inhaltlich bekannt (aus Berichten bzw. einer – wie sich herausstellte – unzuverlässigen Kopie), drei Dokumente waren der Weber-Forschung bislang gänzlich unbekannt, ebenso die Umschlagmappe mit Aufschrift Franz Anton von Webers.

Der Provenienzweg der Sammlung lässt sich in Grundzügen rekonstruieren: Aus zwei Schriftstücken geht durch entsprechende Zusätze hervor, dass Franz Anton von Weber sie zu einem unbekannten Zeitpunkt an seinen Sohn Edmund geschickt hatte; in dessen Familie dürften sie auch weitergegeben worden sein. Die bereits zuvor bekannten Dokumente befanden sich, wie einem Brief Ernst Hellwags an Max Maria von Weber vom 29. Oktober 1853 zu entnehmen ist, noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts bei Edmunds Enkel Friedrich von Weber, der sie allerdings bald darauf veräußert haben dürfte, denn das Nürnberger Museum erhielt die kleine Dokumentensammlung, wie das Zugangsjournal übereinstimmend mit entsprechenden Notizen auf den Originalen bezeugt, am 12. April 1861 als Geschenk vom Mannheimer Musikalienhändler Carl Ferdinand Heckel. Derselbe Heckel war seit 1857 Besitzer des heute in Tokio befindlichen Stammbuchs von Edmund von Weber (vgl. Higuchi/Ziegler in Weberiana 18, S. 6) und trennte sich 1861 offenbar von jenen Familienpapieren, die aus seiner Sicht weniger bedeutsam waren.

Für die Weber-Forschung schließt die Mappe jedoch eine wichtige Lücke; sie beleuchtet Franz Anton von Webers Bemühungen, 1804 in Wien die Bestätigung seines (erfundenen) Adelstitels zu erreichen. Dabei erwiesen sich erstaunlicherweise nicht die bislang unbekannten Papiere als in erster Linie ertragreich, sondern der eigentlich bekannte, in der Kopie aber verfälschte Auszug aus den Adelsmatrikeln. Nach dem Wortlaut der in der Weberiana-Sammlung von F. W. Jähns überlieferten Abschrift waren die Wiener Beamten auf Vater Webers Manipulationen um den Adelstitel nicht „hereingefallen“, sondern hatten diesen darauf hingewiesen, dass die freiherrliche Familie von Weber aus Niederösterreich, von der Franz Anton von Weber seine Abkunft ableitete, im Mannesstamm erloschen sei. In der Nürnberger Vorlage findet sich kein Wort davon, im Gegenteil: Franz Anton von Weber wird sogar ausdrücklich als „Urenkel“ des letzten Freiherrn von Weber bezeichnet, man hatte Webers Behauptungen also Glauben geschenkt. Der ThemenkommentarT konnte somit korrigiert werden. Franz Anton von Webers Trixereien werden durch den selbst gefertigten Umschlag zu den Nürnberger Familienpapieren aber auf andere Art deutlich: Dort unterschrieb er selbst im Namen des Registrators der Reichshofkanzlei Nikolaus von Wolf.

Zu den bislang unbekannten Dokumenten gehört auch eine von Edmund von Weber aufgesetzte Geburtstagsliste, doch wer sich daraus eine Klärung des ungewissen Geburtstags von Carl Maria von Weber erhoffte (vgl. den ThemenkommentarT), der wird enttäuscht. Die nach 1817 entstandene Liste nennt den 18. November als seinen Geburtstag, Gewissheit bringt sie jedoch nicht, da sie zwei nachweislich falsche Geburts-Termine (zum Bruder Fridolin von Weber sowie zum Schwiegersohn der Schwester Jeanette, Friedrich Sebald Ringelhardt) enthält, sie kann somit nicht als verlässlich gelten.

Frank Ziegler, Samstag, 9. Dezember 2023

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