Beantwortung von Fragen zur Euryanthe-Dichtung
Wien 1825

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Beantwortung zweyer Fragen
in No 151 u 152 der A. Z.

Warum ich Euryanth u Hand u Unterpfand zusammengereimt?

Doch wohl aus Unbehülflichkeit u Mangel an Sachkenntniß, wenn nicht aus dem Grunde daß der Componist diese drei Zeilen, auf welche er im Voraus beschlossen ein Musikstück von 10 Minuten zu begründen, genau so, wie sie sind, gestellt wünschte, u den nämlichen Schluß verlangte, in welchem ihm der Vokal a willkommen war. Ueberdem heißt der Name auf altfranzösisch Euriant, u Namen darf man abkürzen. Der Grundton der Zeile: Ich bau auf Gott u meine Euryanth!* sollte das Stück durchwehen, u in seinem höchsten u gediegensten Vollklang den Schluß krönen, so wollte es Weber, u ich meine er hatte Recht. deshalb die Schlußzeile des Chors am Ende des Stücks.

Warum ich das Veilchenmahl verworfen? Weil es Freunde von der ersten Autorität im Kunsturtheil zugleich mit Dichtern u Componisten undramatisch u unmusikalisch fanden.

Man lege es mir nicht für Hochmut aus, wenn ich bei Weitem nicht alles beantworte, noch mir zu Herzen nehme, was die Kritik über meine Euryanthe laut macht. Bei unserm Reichthum an Journalen – und Kunstrichtern – giebt es kaum einen bessern Versteck als diesen, um dem Dichter auf ewig unbekannt zu bleiben. Vespertian wird mir gütig zugeschickt. Höchst zufällig bekomme ich einmahl ein anderes Blatt zu sehn.

Noch nie hatte ich zuvor auf eine poetische Arbeit solchen Fleiß gewandt als eben auf die Euryanthe von welcher Eilf Versionen bei mir liegen. Gleichwohl ist diese das erste Werk von welchem hie u da gesprochen wird, wie von einem zwar nicht durch u durch mißlungenen, jedoch mangelhaften u schwachen Versuch, dem der Componist mit großer Anstrengung nur auf die Beine geholfen – Es muß mich überraschen, im zweiten Vierteljahrhundert meiner poetischen Bestrebungen nun gar noch die Galanterie zu erfahren als junge Dilettantin behandelt zu werden! doch muß ich als Frau unmöglich […] dankbar seyn, | wenn man sich mich so jung, als möglich denkt! Um, wo möglich, alle bestehenden u künftigen Zweifel über meine Operndichtung zu heben, dies zur Nachricht. Sie wurde im Oktober 1821 begonnen, u die letzte Version am 31 May 1823 vollendet. Nächstdem hat der Componist selbst noch hineingearbeitet. Ich selbst habe in dem benannten Zeitraum nichts andres vorgenommen. Zeugen von dieser Behauptung sind Stöße von Concepten, die bei mir liegen. Das Werk ist in seinen Gestaltungen größtentheils von mir ausgegangen, doch ist es aus viel verschiedenen Formen, die ich dem genialen Weber vorschlug, von Ihm Silbe für Silbe, so wie es ist, bestimmt worden zu bleiben. Die Silbenmaße: Fröhliche Klänge – Trotze nicht Vermessener – zu Ihm zu Ihm! u. v. a. noch, hat Er selbst angegeben, u aus den Rezitativen ausgeschnitten, u hinein gestaltet, was Ihm taugte, ich wollte ihm weder eigensinnig, noch kleinlich auf meinen Ruhm erpicht, gegenüberstehn, ich ließ ihn gern gewähren, u lade jeden ein, der es versteht, seine Aufgabe besser zu lösen, als Weber u. ich gethan.

Helmina von Chezy
geb v Klencke

Apparat

Zusammenfassung

Rechtfertigung zur Kritik in der Abend-Zeitung betreffs Veilchen und Reimstruktur

Entstehung

nach 27. Juni 1825

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Veit, Joachim

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (D-Bbbaw)
    Signatur: NL H. von Chézy 100

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)

Textkonstitution

  • „u“durchgestrichen
  • „der“über der Zeile hinzugefügt
  • zu„ins Haus“ durchgestrichen und ersetzt mit „zu
  • muß„kann“ überschrieben mit „muß
  • „unmöglich […]“durchgestrichen
  • „viel“sic!
  • „gestaltet“unsichere Lesung

Einzelstellenerläuterung

  • „… Gott u meine Euryanth !“Szene I/1 (Nr. 4 Terzett mit Chor).

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