Gedicht: Als ich Weber’s „Euryanthe“ gehört

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Als ich Weber’sEuryanthe“ gehört.

Herbei! Herbei! Was Leben hat,Und was sich freut lebend’ger That,Und was sich freut an Menschenkraft,Die für die Menschen wirkt und schafft! –Sein Ruder faßt mit kühner HandDer Schiffer fest und stößt vom Land,Und schaut herum mit AdlerblickUnd alles wünscht zur Fahrt ihm Glück,Zur Fahrt, die selten Einer wagtNach einem Ziel, das fernher ragt,Nach einem Ziel, das Jeder nennt,Und das doch nur der Schiffer kennt! –Durch Stürme geht’s, durch Wogendrang,Der Sieg ist schwer, der Kampf ist lang,Und wem nicht Muth im Herzen lebt,Und wem der Arm am Ruder bebt,Und wer zum Heiligthume hinNicht schaut mit reinem, festem Sinn,Dem schwindelt bald, der stürzt hinabZum frühen Tod ins Wogengrab!Doch Er, der in den Kahn jetzt springt,Er weiß, daß ihm die Fahrt gelingt,Hat einmal schon die Kraft erprobt,Die Kraft, die ihren Meister lobt,Und treibt mit heil’ger MannesgluthSein Fahrzeug in die hohe Fluth! –Da schäumt’s, da bäumt sich’s ringsum auf,Zu hemmen seinen raschen Lauf –Umsonst! umsonst! er kämpft und ringt,Wie Welle auch auf Welle dringt;Und wo ein And’rer feig erbleicht,Da wird’s ihm wohl, da wird’s ihm leicht;Er fühlt sich frei, er fühlt sich stark,In allen Adern Lebensmark, ¦ Und mit der unbegrenzten FluthWächst auch sein unbegrenzter Muth;Als Herrscher trieb’s ihn hier hinaus,Der Einklang bringt ins Sturmgebraus! –Da wogt erzürnter auf das Meer,Ein zweites Meer schleppt es einher.Und schleudert so den leichten KahnMit neuen Kräften himmelan!Doch aus der Nacht wird doppelt Tag:Jetzt fühlt er erst, was er vermag,Und von den Wellen hoch erhoben,Blickt lächelnd er herab von oben;Und ordnet sie, und lenket sie,Und Zwietracht wird zur Harmonie!Gehorchend schmiegt die wilde MachtSich an die Kraft, die dies vollbracht;Zur Spiegelfläche wird das Meer,D’rauf Schwäne singend zieh’n einher,Und Friede! Friede! weit und breitNach langem Kampf, nach heißem Streit!Doch nicht darf jetzt schon Ruhe seyn,Ganz will er seiner Kraft sich freu’n;Und selber peitscht er auf die Fluth,Die wie ein Kind sich wiegt und ruht.Er ruft den Sturm sich kühn heran,Denn ruhmlos ist die flache Bahn;Die Wellen jagt er hier und dort;Auf Wogen wirft er Wogen fort,Bis die crystall’ne Kett’ sich schlingt,Den Kahn zum heil’gen Porte bringt!Da zieht er nun im AbendscheinAls Sieger still und groß hinein,Er zieht hinein zum zweiten Mal,Begrüßt von freud’gem Liederschall; | Die Göttin selbst reicht ihm die HandUnd führt ihn an ihr glücklich Land! –Am andern Ufer aber stehtDie Meng’ und schaut, und schweigt und geht.War mir die Fahrt denn auch Gewinn?“Fragt Einer dort in seinem Sinn;Doch fühlt er, eh’ er’s spricht noch aus:Gewinn sey, was er nimmt nach Haus!Ludwig Halirsch.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz, Jg. 7, Nr. 189 (26. November 1823), S. 917f.

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