Therese Thun an Helmina von Chézy
Tetschen, Sonntag, 9. Juni 1822

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Liebe Frau von Chezy!

Ich glaubte Sie seit Donnerstag Nachmittag in Dresden, und erfuhr erst gestern daß Sie noch hier seyen. Unendlich leid thut es mir, daß Sie nun selbst so leidend, und für Ihren Sohn besorgt seyn müssen. Wollen Sie nicht vielleicht unsern alten Arzt zu Rathe ziehen? Er ist wirklich nicht ungeschickt; nur muß man sich durch sein unnützes und oft ein wenig einfältiges Schwätzen nicht abschrekken lassen.

Die fatale Geschichte mit Ihrem Koffer ist wirklich höchst unangenehm! Meine Hoffnung ist indessen nur noch, daß sich vielleicht die fehlenden Gegenstände in Dresden doch vorfinden werden. Mein Mann*, welcher sich Ihnen bestens empfiehlt, wird die Sache, Ihren Wünschen gemäß, geheim halten, bis Antwort auf Ihre Briefe kömmt; diese, mit der Post, können erst morgen nach Außig ge geschickt werden, und auf keine Weise vor Mittwoch Abends in Dresden seyn; sollte Ihnen das zu spät seyn, so müßte ein eigner Bothe nach Dresden geschickt werden, worüber ich mir durch den Uiberbringer Antwort erbitte.

Ihre sanfte, liebliche Eurianthe folgt hierbey; mir scheint der Gegenstand sehr zur Musick geeignet, und ich hoffe der gefühlvolle Weber wird ihn würdig zu behandeln wissen. Für die gütige Mittheilung des Stückes sage ich Ihnen den herzlichsten Dank. Sie haben mir eine Tanzmeister Annonce von Ohngefähr beygelegt die mich sehr beglückt hat!!      Wir wollten morgen auch eine kleine Reise antretten, aber eine kleine Unpäßlichkeit eines meiner Kinder zwingt uns sie auf einen oder zwey Tage aufzuschieben. Sollten Sie, liebe Frau von Chezy, indessen Etwas für Ihren kranken Kleinen bedürfen, so würde ich mit Vergnügen Ihnen zu Hilfe kommen, wo es in meinen Kräfften steht. Ich hoffe Sie werden bald in jeder Hinsicht beruhigt seyn, und wünsche Ihnen einen freundlichen Gutenmorgen, in größter Eile –

Ihre ergebenste Therese Thun.

Apparat

Zusammenfassung

empfiehlt ihr ihren alten Arzt, bedauert sie wegen der Geschichte ihres Koffers, schickt ihr die Euryanthe zurück

Incipit

Ich glaubte Sie seit Donnerstag Nachmittag in Dresden,

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Solveig Schreiter

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (D-Bbbaw)
    Signatur: NL H. von Chézy 658

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (1 b. S. o. Adr.)

Textkonstitution

  • „ge“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… doch vorfinden werden. Mein Mann“Franz Anton, Graf von Thun und Hohenstein (1786–1873).

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