Bericht aus Nürnberg: Februar 1824

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Correspondenz-Nachrichten.

Nürnberg, Febr. 1824

Wenn heutzutage der Zustand der Provinztheater inmmer tiefer und tiefer sinkt, der unsinnige Aufwand auf den größern Bühnen an die Stelle der Schauspielkunst tritt und jedem warmen Verehrer derselben den Besuch des Theaters verleidet, so ist es wahrhaft erfreulich, eine Anstalt entstehen zu sehen, die schon jetzt, nur noch im Beginnen begriffen, zu den erfreulichsten Aussichten berechtigt. Unser Theater, das von einem unserer Mitbürger, dem ¦ geachteten Herrn Auernheimer vor 24 Jahren erbauet wurde, ist seither mit abwechselndem Glücke und nach den verschiedensten Ansichten verwaltet worden. Herr Braun, der am Schlusse des vorigen Jahres einem Rufe nach München folgte, war der letzte Unternehmer, dem der Freischütz eine goldne Aernte brachte, der aber, diese Oper abgerechnet, sich wenig um die hiesigen Theaterfreunde verdient gemacht hat. Dem Manne fehlten die Mittel, um das Werk, das im Sinken war, kräftig zu stützen und wieder in die Höhe zu bringen. Die Leitung des Ganzen war Schauspielern überlassen, die, eben weil sie die Leitung hatten, auch die ersten Rollen spielten. So wenig sie auch hiezu, ihrer Kunstfähigkeit nach, berufen seyn mochten, war die Gewohnheit, sie stets in den beliebtesten Parthieen zu sehen, im Stande, daß selbst Gebildete sie darin duldeten, und der Haufe sogar glaubte, so und nicht anders dürften diese Charaktere dargestellt werden. Wie leicht die Eitelkeit der Mimen sie bei sich selbst zu großen Künstlern erhebt, darf wohl nicht erst erwähnt werden. Hieraus mag man urtheilen, welchen schweren Stand die neue Direktion hatte, als sie, das Streben nach dem wahrhaft Künstlerischen im Auge, vor allen Dingen den Augiasstall (ein leider bezeichnender Ausdruck) zu reinigen begann. Jede Neuerung, bevor sie nicht augenscheinlich ein besseres Resultat darthut, hat Widersacher. So ging es auch hier. Allein die neuen zweckmäßigen Einrichtungen bewährten sich nur gar zu bald als solche, und obgleich noch kein Vierteljahr verflossen ist, zählt die neue Direktion eine Mehrzahl von Gönnern und Freunden unter dem hiesigen Publikum, das seinen hohen kunstsinnigen und kunsttreibenden Vorfahren ähnlich, gar bald das Bessere einsah und seinen feinen Geschmack durch häufigen Besuch des Theaters bewährte.

[…]

Apparat

Zusammenfassung

über das Nürnberger Theater unter Leitung von Georg Braun und dessen Verbesserung nach dessen Weggang

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Dubke, Esther

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 8, Nr. 87 (10. April 1824), S. 348

Textkonstitution

  • „Haufe“sic!

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