Julius Benedict an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
London, Samstag, 26. Februar 1870

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Hochverehrter Herr

Es ist mir leider mit dem besten Willen nicht möglich eine Korrespondenz selbst mit meinen ältesten und theuersten Freunden im Ausland zu unterhalten, ich will aber versuchen, Ihre Fragen kurz zu beantworten. − Oberon mit meinen Rec.n welche größten Theils Euryanthe und Preziosa entlehnt sind wurde unter meiner Leitung zum erstenmal in Her Majesty’s Theatre am 3ten Juli des Jahres 1860 aufgeführt – mit enthusiastischem Beifall aufgenommen und bei ausverkauftem Hause am 5, 7, 9, 19, 21, 23, 24, 26 u. 28 wiederholt, womit die Saison schloß.*

Die Rec. d. h. eine Abschrift davon sind im Besitz der Schlesingerschen Musikhandlung in Berlin, wo Sie dieselben leicht einsehen können*. Das Original verbrannte im Theater of Her Majesty im Jahr 1868*. −

Da ich während meines ersten Aufenthalts in Wien Beethoven fast täglich bei Steiner im Paternostergäßchen begegnete*so oft er nehmlich von Baden kam und später als er ganz in Wien blieb, so hätte mir unser gemeinschaftlicher Besuch mit Weber, Pieringer u. Tobias Haslinger nicht den bleibenden Eindruck gelassen als wenn ich ihn damals zum ersten Mal gesehen hätte − aber die Andeutungen aus jener Zeit in Weber’s Tagebuch brachten mir die Erinnerung an den mir jetzt unvergeßlichen Regentag in Baden* so lebendig zurück, daß mir wieder Alles klar vor den Augen stand. Ich werde mit Vergnügen auf 2 Exemplare Ihres interessanten Werks unterzeichnen

Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung
Ihr
ergebenster
Jv. Benedict

Die Besetzung von Oberon war

  • Oberon Sig. Belart (seitdem gestorben)
  • Huon Sig. Mongini (der die Oper seitdem jedes Jahr in London singt)
  • Rezia Frln. Tietjens* do
  • Fatima Mm Alboni* jetzt Preballi
  • Scherasmin Sig. Everardi* (jetzt Santley)*
  • Babekan Sig. Gassier*
  • Puck Mm Lemaire (jetzt Scalchi)*
  • Fee oder Nymphe (mit dem Trauerlied in E dur 6/8) Mlle Vaneri*

[quer zur Schriftrichtung an der linken Seite Bl. 2v:] Da weder Euryanthe noch Preziosa dem englischen Publikum bekannt waren, so benutzte ich diese Opern vorzugsweise

Apparat

Zusammenfassung

Oberon mit Recitativen von Benedict (größtenteils aus Euryanthe u. Preciosa entnommen, da beide Werke dem englischen Publikum unbekannt) wurde erstmals am 3. Juli 1860 in Her Majesty’s Theatre aufgeführt mit 9 Wiederholungen im gleichen Monat, mit enthusiastischem Beifall aufgenommen, Abschrift der Rec. befindet sich bei Schlesinger in Berlin, Original verbrannte im Theater 1868. Er sei Beethoven sehr oft in Wien begegnet und konnte sich erst auf Grund der ihm offensichtlich von J. übersandten Tagebuchstelle genauer an den unvergeßlichen Regentag in BadenVgl. Webers Tagebucheintrag vom 5. Oktober 1823 und seinen Brief an seine Frau vom 5./6. Oktober 1823. erinnern. Subskribiert 2 Exemplare des Werkverzeichnisses und gibt abschließend die Besetzung der Londoner EA des Oberon mit seinen Rec. an.

Incipit

Es ist mir leider mit dem besten Willen nicht möglich eine Korrespondenz

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 51

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Eveline Bartlitz, „Verzeihung für den schlimmen Frager!“ Der Briefwechsel zwischen Friedrich Wilhelm Jähns und Julius Benedict, in: Weberiana. Mitteilungen der Internationalen Carl-Maria-von-Weber-Gesellschaft e. V., Heft 20 (2010), S. 76–78

    Einzelstellenerläuterung

    • „… wiederholt, womit die Saison schloß.“Vgl. The Times, Nr. 23662 (3. Juli 1860), S. 8, col. D; Nr. 23663 (4. Juli), S. 9, col. E (review); Nr. 23664 (5. Juli), S. 8, col. A; Nr. 23666 (7. Juli), S. 9, col. A; Nr. 23667 (9. Juli), S. 8, col. D; Nr. 23676 (19. Juli), S. 8, col. A; Nr. 23678 (21. Juli), S. 8, col. B; Nr. 23679 (23. Juli), S. 8, col. A; Nr. 23680 (24. Juli), S. 9, col. A; Nr. 23682 (26. Juli), S. 8, col. A; Nr. 23684 (28. Juli), S. 8, col. C.
    • „… Sie dieselben leicht einsehen können“Das Manuskript ist im Verlagsarchiv nicht mehr nachweisbar.
    • „… Her Majesty im Jahr 1868“Das Theater brannte im Dezember 1867 ab; der Neubau wurde zwei Jahre später eingeweiht.
    • „… Steiner im Paternoster gäßchen begegnete“Vgl. dazu Eveline Bartlitz, Frank Ziegler, Julius Benedict. Ein Komponist zwischen Weber, Rossini und Mendelssohn. Biographische Notizen, in: Weberiana 19 (2009), S. 130f. und Anm. 17 und sowie Ziegler, […] wahr und genau aufgezeichnet – Webers Wien-Besuche 1822/23 und die Rezeption seiner Bühnenwerke in der Kaiserstadt 1821–1829 im Spiegel zeitgenössischer Erinnerungen, in: Weber-Studien, Bd. 8 (2007), S. 497–499.
    • „… jetzt unvergeßlichen Regentag in Baden“Vgl. Webers Tagebucheintrag vom 5. Oktober 1823 und seinen Brief an seine Frau vom 5./6. Oktober 1823.
    • „… Rezia Frln. Tietjens“Therese Tietjens (1831–1877).
    • „… Fatima M m Alboni“Marietta Alboni (1826–1894, ab 1854 verh. Pepoli).
    • „… Scherasmin Sig. Everardi“Camillo Everardi (1824–1899).
    • „… Sig. Everardi (jetzt Santley )“Charles Santley (1834–1922).
    • „… Babekan Sig. Gassier“Édouard Gassier (1820–1872).
    • „… m Lemaire (jetzt Scalchi )“Sofia Schalchi (1850–1922, ab 1875/76 verh. Lolli).
    • „… dur 6/8) M lle Vaneri“Hier ist der Gesang der Meermädchen im Finale II gemeint; vermutlich hat die Sängerin beide Strophen gesungen, die eigentlich für zwei Soprane gedacht sind.

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