Aufführungsbesprechung: „Wer sucht, Findet auch, was er nicht sucht“ von Ernst August von Steigentesch am 4. August 1811 in Mannheim

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Mannheim, den 5. August. Auf unserm Theater sahen wir gestern zum erstenmal: Wer sucht, findet auch was er nicht sucht; Lustspiel in 1 Aufzug von A. v. Steigentesch.

Dieses Produkt des Herrn v. Steigentesch, dem wir sonst artige Kleinigkeiten verdanken, ist eine in jeder Hinsicht mißlungene Arbeit, und hätte kein Debüt auf unserer Bühne verdient. Es ist weder Charakter- (falls man nicht Hrn. Müllers Role* für einen solchen nehmen will) noch Intriguen-Stück, – wiewohl es unter die letzte Gattung gehören soll – und die Anlage des Ganzen ist höchst zweck- und planlos, ohne noch des alle Augenblicke stockenden Dialogs zu erwähnen. – Eben so wenig kann man es als ein blos fantastisches Spiel der Laune betrachten, dessen Zweck gerade im Zwecklosen läge, d. h. welches nichts bezweckte als eben den Scherz selbst; denn wenn Hr. v. Steigentesch Laune bey Verfertigung dieses Stücks gehabt hat, so war es gewiß keine gute, und trotz der sichtbaren Jagd nach Witz und komischen Ausdrücken bringt der Verfasser nichts in seiner Jagdtasche nach Hause als höchstens ein paar Sperlinge. Das einzige komische welches in dem Stücke vorragte, und welches mehr der Darstellung zu verdanken ist, war Hrn. Müllers Bauch, welcher die Role des Gutsbesitzers gut ausfüllte.

Soll ich endlich noch fragen, wozu die beiden Szenen zwischen Goll und Gr. Wartfeld*, wozu die Duellirparthie* ec., so hör ich schon daß man mir einfällt, wozu das ganze Stück? und ich billige es.

Ueber die Darstellung schweigen wir, da das Ganze nicht merkwürdig genug ist, und wir nichts besonderes zu bemerken wissen. Uebrigens leben wir der Hoffnung, daß ein solches Produkt keiner weitern Aufführung* sich erfreuen werde, um so mehr, da das ganze Publikum seine Meinung darüber deutlich geäußert hat.

the unknown Man.

Apparat

Generalvermerk

Zuschreibung nach Sigle.

An diesen Text schließt sich G. Webers Kritik über Das Tal von Barcelonetta von Peter Ritter (1811-V-57) unmittelbar an mit der Bemerkung Auf dieses Lustspiel folgte […]. Der Text ist damit das einzige Dokument für eine Zusammenarbeit von G. Weber und Dusch bei den Theaterkritiken für das Badische Magazin. Beide Kritiken stehen unter der gemeinsamen Überschrift Correspondenz und nicht wie bisher Hof- und National-Theater in Mannheim – möglicherweise eine Reaktion der Redaktion auf das Epigramm im Mannheimer Intelligenzblatt, Nr. 61 (30. Juli 1811), das die anonymen Kritiken Duschs und G. Webers aufs Korn nahm und unter Kenntlichmachung des holpernden Versmaßes nachgedruckt wurde in: Badisches Magazin, Nr. 131 (3. August 1811), S. 524.

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Badisches Magazin, Jg. 1, Nr. 133 (6. August 1811), S. 531

    Einzelstellenerläuterung

    • „Hrn. Müllers Role“Karl Müller trat als Goll auf.
    • „die beiden Szenen … und Gr. Wartfeld“Szenen 2 und 10–12.
    • „Duellirparthie“In Szene 22 verabredet Wartfeld und Seten, sich um Julie zu schlagen; eine Regieanweisung für ein Duell gibt es jedoch nicht.
    • „keiner weitern Aufführung“Duschs Wunsch wurde erfüllt.

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