Georg Joachim Göschen an Friedrich Kind
Leipzig, Samstag, 1. August 1795

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Mein theuerster Herr und Freund!

Eine Cur meiner etwas hypochondrischen Umstände und die damit verbundene Sorglosigkeit für Geschäfte hat meine Antwort auf ihren lieben Brief so lange verschoben. Diese Antwort trift nun in einen Zeitpunct, wo Ihr Herz in Schmerz versunken ist. Zeit und Arbeit sind einzig Balsam für jene Wunden. Vielleicht zieht die kleine Schrift, welche ich zu meiner Rechtfertigung entworfen habe, Ihre Aufmerksamkeit von dem Gegenstand Ihrer Trauer einige Augenblicke ab; ein Gewinn der mir theurer wäre als Geld, da ich Sie seit dem Augenblick da ich Sie kenne, liebe und jetzt die innigste Theilnahme bey Ihrem Verlust fühle. Getrost mein Freund! das was Sie lieben lebt in Ihrer Seele – Ihre glücklichen Bande sind nicht zerrißen – Der Mann kann | seine Standhaftigkeit und Tugend nur in Prüfungen äußern und der Himmel weis seinen edlen durch Unglück gegangenen Sohn zu belohnen. Eine Pflanze die Sich durch Wartung und Pflege erzogen ist verblüht! O des süßen Gedankens, die Vollendung welche Sie auf Erden erhielt war zum Theil Ihr Werk – Sie haben einen Abschößling von ihr erhalten der Ihnen einmal das Abbild wieder darstellen wird. Genung damit meine Tröstungen nicht Nahrung Ihres Kummers werden.

Hier haben Sie nunmehr die Gräffische Schrift*, die Rezensenten derselben in der Litteraturzeitung, eine Abhandlung über den nehmlichen Gegenstand im Genius der Zeit Monat May* und meine eigene Ausarbeitung. Vielleicht können Sie letztere als Beilage zu Ihrer Vertheidigungsschrift gegen die Appellation benutzen und den Acten beylegen oder die Ideen in Ihrer Schrift mit aufnehmen. Ich weiß nun nichts mehr über die Sache zu sagen und überlaße sie nunmehr dem Schicksal.

Meine Frau empfiehlt sich Ihrem freundschaftlichen Andenken und ich bin mit hochachtungsvoller Freundschaftder IhrigeGöschen.

Apparat

Zusammenfassung

drückt sein Beileid über den Tod von Kinds Frau aus; übersendet ihm die „Gräffische Schrift“ mit Rezension, einer weiteren Abhandlung. und seiner eigenen Ausarbeitung darüber, die Kind hoffentlich bei seiner Verteidigungsschrift gegen die Appellation nützlich sei

Incipit

Eine Cur meiner etwas hypochondrischen Umstände

Überlieferung

  • Textzeuge: Verbleib unbekannt

    Quellenbeschreibung

    • Vermerk laut Kind, S. 172: „erh. am 6. August 1795.“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kind: Freischütz-Buch, S. 171–172 (Nr. 38)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Sie nunmehr die Gräffische Schrift“Versuch einer einleuchtenden Darstellung des Eigenthums und der Eigenthumsrechte des Schriftstellers und Verlegers und ihrer gegenseitigen Rechte und Verbindlichkeiten, Leipzig: Heinrich Gräff, 1794.
    • „… Genius der Zeit Monat May“Der Genius der Zeit. Ein Journal herausgegeben von August Hennings. Fünfter Band. Mai bis August 1795. Altona, bei J. F. Hammerich. Darin S. 69–100: Ueber das Eigenthumsrecht der Schriftsteller an ihren Werken, nachdem sie dieselbe einem Verleger überlassen haben. (Ungezeichnet).

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