Konradin Kreutzer an Friedrich Kind in Dresden
Weißöhlhütten, Sonntag, 27. August 1826

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Herrn

Herrn Fr: Kind

Hofrath Hochwohlgebohren

in

Dresden

franco Gränze

Mein verehrtester Herr und Freund

Seit 4 Wochen bin ich hier in der Heimath meiner lieben Frau auf dem Lande! wohl habe ich zur Zeit noch Ihr werthes Schreiben in Wien erhalten, allein ich wollte immer auf irgend eine Antwort von Seiner Ex: dem Minister oder auch des Hℓ: Intendanten, an den ich mich ebenfalls Ihrem Rathe gemäß wandte, abwarten – und so kam es, daß die Antwort bis jezt in der Feder blieb; und ich bis zur Stunde nicht nur ohne alle Antwort von Dresden bin, sondern auch seither über die ganze Angelegenheit des Kapellmeisterthums nicht eine Silbe vernahm – unlängst schrieb mir ein Bekannter aus Carlsruhe, daß der dortige Kapellm. Strauss einen Antrag von Dresden erhalten, allein nicht angenohmen, wovon ich nun aber weder das eine, noch das andere zu glauben Lust habe.

Sie würden mich dahero, mein Freund, gar sehr verbinden, wenn Sie die Güte hätten, mir etwas näheres über diesen Gegenstand zu schreiben, im Falle nemlich etwas verlauten möchte! – Ist vieleicht gar der Minister zur Krönung nach Rusland gereißt und also abwesend – sonst kann ich mir das Stillschweigen gar nicht anders erklären, da Er mir sonst* sein gnädigstes Wohlwollen schenkte! – –

Und – was macht denn unsere projectierte Oper? – haben Sie seither nicht mehr daran gedacht? – mit dem schönen liebℓ: Kätchen von Heilbronn geht es nun einmal nicht – Duport will so viel wie möglich einen Original Opern Text – und hat mir gesagt, daß er dem Hℓ: Hoffmann den Auftrag gegeben hätte, an Sie deshalb zu schreiben, und Sie zur Bearbeitung eines andern Stoffes aufzufordern! – Es kann Ihnen ja an Stoff nicht fehlen – wäre ich nur auf etwelche Monathe bey Ihnen in Dresden. – Der 2t mir projectirte Stoff – Herman von Unna will mir gefallen, und [in] Hinsicht des Vehmgerichts dürfte die Wiener Censur keinen Anstand machen – könnte ich nicht etwas Näheres über ihren Plan erfahren! – Ich wünschte gar zu gern mit Ihnen etwas Bedeutendes zu schaffen – und ich glaube es wir werden uns sehr gut verstehen! –

Nun ist Carl Maria Weber todt – und die deutschen glüklichen TheaterCompositeurs sind bald zusamengezählt. – nur durch ein recht gutes Opernbuch kann ich mich emporschwingen! –

Drum bester Freund beherzigen Sie auch ein bischen meine Muse und mein Glück – und erfreuen Sie auf jeden Fall Ihren Sie hochschäzenden und bereitwilligsten Freund mit ein paar Zeilen – und zwar hieher, wo mich Ihr Brief noch bis zum 15 September treffen kann, dann später wieder in Wien in der CarlsgasseC. Kreutzer Kapellm.

Apparat

Zusammenfassung

Kreutzer hatte sich offensichtlich auf Anraten Kinds in Dresden beworben, hat aber nichts gehört und bittet Kind um Nachricht; auch bittet er ihn, ihm einen guten Operntext zu schreiben

Incipit

Seit 4 Wochen bin ich hier in der Heimath meiner lieben Frau auf dem Lande

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. K. Kreutzer 11

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Papierausriss durch Siegel auf der Adressenseite
    • links über der Anschrift von fremder Hand: Littau

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Till Gerrit Waidelich, „Ich will es nicht, wie weiland Carl Maria, machen“. Conradin Kreutzer, Weber, Meyerbeer und Friedrich Kind. Vier Skizzen, in: Weberiana 21 (2011), S. 94f.

    Einzelstellenerläuterung

    • „… erklären, da Er mir sonst“Folgt ein unleserliches Wort, evtl. versehentlich das vorhergehende gedoppelt?

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