Ludwig Ottwald: Korrespondenzbericht zur Leipziger Oberon-Einstudierung (Teil 1 von 3)

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Aus Leipzig.

Von der durch die Direktion getroffenen Schlußveränderung im Oberon hätte ich Ihnen gewiß schon früher geschrieben, wenn es mir möglich gewesen wäre, einen Platz in dem stets überfüllten Hause zu bekommen, was mir nämlich in voriger Woche erst und in der siebenten Vorstellung der Oper* gelang. So vielmal ist sie binnen circa zwanzig Tagen und am voriger Mittwoche zum 8tenmale gegeben worden*; wer mehrere Tage vor einer Aufführung sein Billet nicht schon holen läßt, der bekommt keins; dieß und der Umstand, daß trotz der jetzigen großen Kälte das Haus stets von 3 Uhr an schon von der Menge belagert wird und sich dieser Zudrang eher zu vermehren als zu vermindern scheint, wird Ihnen als erfreulichstes Resultat hinsichtlich des Triumphes dieser unserer neuen vaterländischen Tondichtung dienen. So oft und so schnell hinter einander ist selbst der Freischütz hier nicht gegeben worden, und währt es in gleichem Maße fort, so erlebt der Oberon bis zur Ostermesse 21 Vorstellungen, während der Freischütz im gleichen Zeitraume nur 14 mal über die Bretter ging. – Kaiser Karl, der Reichssaal und der schöne Marsch sind zum Schlusse weggeblieben; dafür zeigt sich, da Oberon mit Titania unter „Lebewohl“ aufschwebt, der Hintergrund einer Tempelrotunde vor, in und neben den Nischen stehen und schweben die Elfen in zauberisch-schönen Gruppen, in der Mitte erhöht Puck und Droll, Genien halten Festons an der Wölbung; ein sprühendes Rothfeuer beleuchtet über alle Beschreibung prachtvoll die Scene mit ihrem herrlichen Hintergrunde; wie ätherisch durchschimmernd sind die Elfen von der phantastischen Beleuchtung angehaucht, und während ihres Chores, den sie nun, statt früher die Ritter, singen, geht leise der Vorhang herab. – Wenn eine Abänderung getroffen werden mußte, so ist jedenfalls diese, wie ich meine, die zweckmäßigste. [Die Fortsetzung folgt.]

Apparat

Zusammenfassung

Teil 1 von 3

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank; Jakob, Charlene

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 11, Nr. 44 (20. Februar 1827), S. 176

Textkonstitution

  • „voriger“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… der siebenten Vorstellung der Oper“Am 24. Januar 1827.
  • „… Mittwoche zum 8tenmale gegeben worden“8. Vorstellung am Mittwoch, dem 31. Januar 1827.

    XML

    Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
    so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.