Carl Maria von Weber an Friedrich Kind in Teplitz
Dresden, Montag, 16. Juli 1821

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S. Wohlgebohren

dem Herrn Hofrath

Friedrich Kind

aus Dresden

dermalen

zu

Töplitz.

Mein hochverehrter Freund und MitVater!

Wie traurig war mir zu Muthe als ich den Tag nach meiner Ankunft d: 2t huj: an den Elbberg* eilte, so recht vollen Herzens mich zu entladen gedachte, und – alles verschloßen fand. Wie ich dann erfuhr wo Sie wären*, mußte ich freylich dazu Amen sagen, und innigst die besten Folgen wünschen, aber mich hinzusezzen und Ihnen zu schreiben, so ganz Nahe, dazu konnt ich mich nicht entschließen, denn nun wollte ich einmal erzählen, ordentlich, ausführlich. – Es währt mir aber doch zu lange, und ich muß Ihnen wenigstens einen Willkomen Gruß zurufen, und fragen wie es geht, und wann Sie wiederkommen. d: 27t ist Liederkreis bei uns*. vergangenen Freytag war er bei Herrmanns. darüber mündlich. Ein ganzes Paket Zeitungen* erwartet Sie. ich wollte sie erst nach Töplitz zu Ihrer Unterhaltung schikken, ich fürchtete aber die Mauth-Ansichten bei einem solchen Paket Zeitungen, das sie vielleicht nicht hätten paßiren laßen. ich habe seitdem Briefe über die folgenden Vorstellungen* wo man mir schreibt daß der Beyfall, wenn es möglich wäre, sich bei jeder Aufführung steigere.

H: v: Könner: hat mir scharf zugesezt wegen einer Aufführung hier. ich arbeite also frisch darauf los an Winklers Pintos*. Der Freyschütz ist nach Kopenhagen verlangt* zum Geburtstag der Königinn*, und nach Leipzig*. die andern werden nun wohl nach kommen.

Ich habe nebst meiner Lina große Sehnsucht nach Ihnen, laßen Sie mich ja mit 2 Zeilen wißen wann Sie kommen daß ich gleich da bin, und mich im Voraus freuen kann. ich umarme Sie und die lieben Ihrigen in treuer Liebe, und bin wie immer und ewig Ihr Weber

Apparat

Zusammenfassung

vergeblicher Besuch bei Kind, da dieser nach Teplitz gereist war; erwähnt Liederkreis, ein Paket Zeitungen für Kind, Arbeit an den Pintos, Versendung des Freischütz nach Kopenhagen und Leipzig; bittet um Nachricht, wann er zurückkomme

Incipit

Wie traurig war mir zu Muthe als ich den Tag

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A b, Nr. 16

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelspur u. -loch
    • auf Umschlagseite neben dem Ortsnamen von frd. Hd. ergänzt: „Göon Hause[?]“ oder Haase[??]
    • PSt: DRESDEN | 17. Jul. 21
    • unter Bezugnahme auf die Nummerierung im Freischütz-Buch von F. W. Jähns auf der Adressenseite als „K. 29“ gezählt (Bleistift), auf der Briefseite unten rechts mit „29“ (Bleistift)

    Provenienz

    • F. W. Jähns erwarb Anfang Juli 1847 bei T. O. Weigel als erste Weber-Briefe für seine Sammlung Weberiana eine Serie von 25 Schreiben Webers an Kind; vgl. Max Jähns, Familiengemälde, S. 279. Davon gehören noch 22 (darunter dieser) zum Bestand, ein weiterer wurde von Jähns dem Hosterwitzer Weber-Haus gestiftet.

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Friedrich Kind: Briefe von Karl Maria v. Weber, an Friedrich Kind, in: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 32, Nr. 122 (25. Juni 1832), Sp. 973–974
    • Kind: Freischütz-Buch, S. 164–165 (Nr. 29)
    • MMW II, S. 330–331

Textkonstitution

  • Sie„sie“ überschrieben mit „Sie
  • Sie„sie“ überschrieben mit „Sie
  • s„ß“ überschrieben mit „s

Einzelstellenerläuterung

  • „Elbberg“Kind wohnte lt. Dresdner Adreß-Kalender auf das Jahr 1822 (S. 91) „P[irnaische] V.[orstadt] Elbb.[erg] 47a.“; vgl. auch die Adressenangaben auf Webers Briefen vom 27. Mai und 21. Juni 1821.
  • „wo Sie wären“Zu Kinds Kuraufenthalt in Teplitz vgl. auch den Brief von Weber an Kind vom 21. Juni 1821.
  • „d: 27 t … Liederkreis bei uns“Der vorgesehene Termin wurde offensichtlich wegen Carolines Kur in Schandau verschoben; ein Liederkreis in Webers eigenem Hause ist erst wieder am 5. Oktober im Tagebuch vermerkt.
  • „Paket Zeitungen“Im Brief an Kind vom 21. Juni 1821 hatte Weber Kind die Berliner Besprechungen des Freischütz angekündigt; vgl. dazu Dokumente.
  • „die folgenden Vorstellungen“Nach den von Weber selbst geleiteten drei Berliner Aufführungen (18., 20. und 22. Juni) stand der Freischütz vor dem 16. Juli nur noch einmal auf dem Spielplan: am 4. Juli 1821; vgl. Tagebuch der deutschen Bühnen 1821 (S. 223–225, 285–287) sowie die Theaterzettel (D-B, Yp 4824/2100-1821 R).
  • „arbeite also frisch … an Winklers Pintos“Die drei Pintos nach dem Libretto von Karl Theodor Winkler waren für den Dresdner Hof bestimmt. Laut Tagebuch hat Weber am 14. Juli 1821 und danach erst wieder am 8. August an diesem Werk gearbeitet.
  • „nach Kopenhagen verlangt“Vgl. Brief von Weber an Zinck vom 11. Juli 1821.
  • „Geburtstag der Königinn“Königin Marie von Dänemark hatte am 28. Oktober Geburtstag, der Freischütz wurde allerdings erst am 26. April 1822 erstmals gegeben, vgl. den Kommentar zum Brief von Weber an Zinck vom 11. Juli 1821.
  • „nach Leipzig“Weber hat laut Tagebuch am 14. Juli 1821 an Karl Theodor Küstner nach Leipzig geschrieben und vermerkt am 18. Oktober die Absendung der Partitur des Freischütz nach Leipzig (im Ausgabenbuch als Nr. 5, Partitur nicht mehr nachweisbar), am 6. November 1821 folgten die Singstimmen. Das Werk hatte am 23. Dezember 1821 in Leipzig Premiere, vgl. Zeitung für die elegante Welt, Jg. 21, Nr. 255 (31. Dezember 1821), Sp. 2039f.

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