Aufführungsbesprechung Mannheim: „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart am 26. Mai 1811 in Mannheim

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Hof- und National-Theater in Mannheim.

Sonntag, den 26. May: Die Zauberflöte*, Oper in 2 Aufzügen.

Madame Werner als Gast* gab die Pamina mit Naivetät und ohne Ziererey. Ihre Stimme ohne groß zu seyn, ist darum nicht schwach, ihre Schule ist, wie sich von einer so jungen Sängerin denn auch erwarten läßt, freilich noch lange nicht vollbracht: doch thut sie wohl, nicht mehr versuchen zu wollen, als ihre Kräfte zu leisten ihr gewähren. Ref. empfiehlt ihr besonders, auf die Besserung der Töne e’’ – g’’ und as’’ viele Sorgfalt zu verwenden, welche bey ihr meistens spitz und widrig klingen. Ihre Intonation ist rein, und ihre Aussprache ziemlich verständlich.

Der Gesang der Mad. Beck* als Sternenkönigin übertraf alle ihre bisherigen Darstellungen dieser Rolle, welche meistens sehr mittelmäßig gewesen waren, heute in hohem Grade.

Auch Herr Gerl als Sarastro schien sich mehr Mühe zu geben als gewöhnlich, und zeigte sich von einer vortheilhaften Seite. Sein Gesang war mehr gerundet und voller; doch vermißte man im Terzett des 2ten Aktes* die Kraft welche dem Sarastro besonders hier ziemt, wo er, entscheidend wie das hohe Fatum, mit dem Gebote

„Nun muß er fort“*

zwischen die beiden Liebenden tritt, und die ästhetische Wirkung in dem Contraste seines sanften aber kräftigen Ernstes gegen die schmachtenden Accente der Liebenden liegt.

Herrn Singers* Gesang sowohl im Recitativ vor dem Tempel*, als in den Ensembles that uns wohl, und hob manche Stelle hervor.

Die Genien sangen rein und auch sonst ziemlich richtig: weniger die drey Damen. – Herr Hoffmann* war besonders bey guter Laune.

G. Giusto.

Apparat

Generalvermerk

Zuschreibung: Sigle

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Badisches Magazin, Jg. 1, Nr. 76 (29. Mai 1811), S. 303–304

    Einzelstellenerläuterung

    • „Die Zauberflöte“EA Mannheim: 29. März 1794.
    • „Madame Werner als Gast“Das Ehepaar Corona und Friedrich Werner vom Hoftheater in Weimar trat zudem am 3. Juni (vgl. 1811-V-29) und 6. Juni als Myrrha bzw. Murney in Das unterbrochene Opferfest von Peter Winter in Mannheim auf. Auf eine Beurteilung der Darstellung des Tamino durch Herrn Werner verzichtet G. Weber hier offensichtlich aus Höflichkeit, wie seine Bemerkung in 1811-V-29 andeutet.
    • „Mad. Beck“Josepha Beck trat als Königin der Nacht auf; Die Zauberflöte war zuletzt am 26. August 1810 gegeben worden.
    • „Terzett des 2ten Aktes“Terzett Pamina, Tamino und Sarastro (Nr. 19) „Soll ich dich Teurer nicht mehr sehn?“
    • „Nun muß er fort“G. Weber bezieht sich wohl auf T. 39ff. („Tamino muß nun wieder fort“) und nicht auf T. 47ff. („nun muß er fort!“).
    • „Herrn Singers“Karl Singer ist auf dem Theaterzettel nicht vermerkt, vermutlich trat er als Priester auf.
    • „Recitativ vor dem Tempel“Finale (Nr. 8), T. 39ff.
    • „Herr Hoffmann“Franz Hoffmann trat als Papageno auf.

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