Notizen aus Berliner Blättern

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Notizen.

In einem der neuesten Blätter der Voßischen Zeitung* finden wir Nachrichten von einem Concert spirituel, welches der preußische Kapellmeister Weber zu Berlin gegeben hat.* In diesem Concert hat eine lyrische Rhapsodie „Gott und die Natur“, vom Professor Schreiber zu Heidelberg, als musikalisches Oratorium componirt von Meyer Beer, einem Eleven des Geheimenraths und Kapellmeisters Vogler zu Darmstadt, die glänzendste Aufnahme gefunden. In mehreren Beurtheilungen dieses Concerts* finden wir einstimmig das Lob des Dichters und des Componisten ausgesprochen. Ihre Bescheidenheit wird es uns vergeben, wenn wir zwey in denselben Blättern befindliche Gedichte* in das Badische Magazin aufnehmen. Wir dürfen nicht zweifeln, daß das Vaterland es uns Dank wissen werde, wenn wir auswärtige Anerkennung von Talenten, die zu den unsrigen gehören, ehren, und, unserem Plane getreu, in dem Kreise, wo wir nützlich zu wirken streben, sie weiter verbreiten. Beym Namen Vaterland klopft es stärker in der Brust des Redlichen. – Jeder trachte, des Vaterlandes werth zu seyn.

An Herrn Maier Beer in DarmstadtSeine Freunde zu Berlin.Wir sahen Deiner Bildung erste zarte Spuren,Sahn Deinen Genius in Frühlingsblüthenschöne,Bewundernd einst den Knaben, da erfuhrenWir die Gewalten Deiner mächt’gen Töne.*Dann zog der Jüngling nach des Rheines Fluren,Zu den geweihten lieblichen Naturen,Daß bey dem Veteran gelehrter Musensöhne *)Er nun das Werk des edlen Fleißes kröne.Und was Du dort in hoher Kraft vollendet,Hast Du der guten Vaterstadt gesendet,Die Hymne dem Erschaffenden gesungen.Von Wonne fühlten wir die Busen tief durchdrungen!Du wirst, verkünden wir, dahin empor noch steigen,Wo Mozarts Bild des Ruhmes Hallen zeigen.Der 8te May. –An Herrn Professor Schreiber in Heidelberg.Voll des ewigen Geistes, der über Sternen dort waltet,Ward Dir, herrlicher Sänger! des Liedes himmlische Gabe;Seelenvoll griffst Du zur Lyra, mächtig ertönten die Saiten,Aufwärts schwang sich Dein Genius, Gott und Natur zu besingen.Herrliches Loos! Wohl bist Du glücklich zu preisen, Rhapsode:Weil’s Dich die Muse gelehrt. Doch wir sind selig zu nennen,Da sie vereint mit der Tonkunst Herzen besiegendem Zauber,Heute die doppelte Muse uns, die Hörer, entzückte.Mit dem Chor der Camönen* singst Du des Ewigen Ehre;Würdig des heiligen Liedes, sey auch o Sänger! dein Beifall.x


Auch unsere Louise Frank fand in Berlin auszeichnenden Beifall;* auch auf sie, die in der nicht leicht zu befriedigenden Königsstadt vorzüglich als Emmeline in der Schweizerfamilie* von Weigl alle Stimmen gewonnen hat, enthält dasselbe Blatt* ein Epigramm, das lauter den Werth der Künstlerin ausspricht als all die lobpreisenden Berichte, welche die freimüthigen – Morgen – und eleganten Blätter* in der letzten Zeit über dies liebenswürdige Mädchen lieferten.

A Emmeline – Frank.J’admire ton pouvoir, il est irrésistible;Tu séduis tous les coeurs. – – Aux accens de ta voixLa froide indifférence, autrefois insensible,S’étonne de pleurer pour la première fois.B . . . r.


Wir haben Gründe zu hoffen, daß es uns nicht an Stoff gebrechen werde, anderes Gute, das unsern Landsleuten angehört und widerfährt, in der Folge zu berichten. Was unserer Aufmerksamkeit entgeht, werden die Freunde des Badischen Magazins, deren Häuflein sich mehrt, gütigst zu unserer Kunde bringen.

Die Redaction.

[Originale Fußnoten]

Apparat

Generalvermerk

Zuschreibung: Brief von G. Weber an Meyerbeer vom 28. Mai 1811; Text enthalten im Nachlaß Meyerbeer (Berlin SBB, N. Mus. Nachl. 97, A/108)

Kommentar: Nach der Aufführung von Gott und die Natur forderte Meyerbeer am 22. Mai 1811 G. Weber auf, er solle 8 bis 10 pompöse Zeilen ins „Badische Magazin“ von der Musik einrücken lassen; vgl. Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 108, und legte seinem Brief die Rezensionen der Berliner Zeitungen bei. G. Weber äußerte zunächst Bedenken und antwortete am 23. Mai 1811: Das hiesige Bad[ische] Mag[azin] hat nie auswärtige Kunstnachrichten, es war also zu auffallend u merklich (a. a. O., S. 111). Schließlich veranlaßte er aber doch diese Notiz und bat Meyerbeer am 28. Mai 1811 mit Blick auf dessen bevorstehende Reisen um einige Notizen über die Städte, kurz u schlecht, nur etwas, für d. B[a]d[ische] M[a]g[a]z[in] damit ein Anfang gemacht wird mit Notizen u die über Dich nicht allein stehen bleibt (a. a. O., S. 112) – eine Bitte, auf die Meyerbeer erst im folgenden Jahr einging (vgl. 1812-V-13). Die Funktion der Notizen über Luise Frank dürfte demnach primär darin zu sehen sein, ein Umfeld für den Bericht über Meyerbeer zu schaffen. Die zitierten Gedichte sind mit geringen orthographischen Veränderungen aus den Berliner Zeitungen (vgl. Kom.) übernommen. Zu Meyerbeers Oratorium vgl. auch G. Webers ebenfalls nach den Berliner Kritiken angefertigten Auszug in der Zeitung für die elegante Welt (1811-V-32), den nach diesen Kritiken und Gottfried Webers unveröffentlichter Rezension erstellten Bericht von C. M. v. Weber in der AMZ (1811-V-61) und eine Notiz in der Münchener politischen Zeitung (1811-V-35) sowie die von Gänsbacher in der Kaiserlich Königlich privilegirten Prager Oberpostamtszeitung publizierte Notiz (1811-V-60).

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Badisches Magazin, Jg. 1, Nr. 75 (28. Mai 1811), S. 299–300

    Einzelstellenerläuterung

    • „einem der neuesten … der Voßischen Zeitung“Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 58 (14. Mai 1811), gez.: J. C. F. R. (Johann Carl Friedrich Rellstab).
    • „Concert spirituel , … Berlin gegeben hat.“Bernhard Anselm Webers Konzert fand am 8. Mai 1811 im Berliner Schauspielhaus statt. Neben dessen Ouvertüre zu Regulus und Meyerbeers Gott und die Natur wurden der Psalm De profundis von Christoph Willibald Gluck, der Trauergesang auf Haydns Tod von Luigi Cherubini (vgl. dazu 1811-V-73) und B. A. Webers Gang nach dem Eisenhammer (vgl. dazu u. a. 1811-V-74) aufgeführt.
    • „mehreren Beurtheilungen dieses Concerts“Neben der Kritik von Rellstab erschien auch eine Kritik in: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 58 (14. Mai 1811).
    • „in denselben Blättern befindliche Gedichte“Das erste Gedicht erschien unter der Überschrift An Herrn Meier Beer in Darmstadt, seine Freunde zu Berlin, in: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 58 (14. Mai 1811); unmittelbar anschließend ist dort auch das Gedicht an Schreiber abgedruckt, das allerdings übernommen ist aus: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 57 (11. Mai 1811), dort unter der Überschrift: Der 8te Mai. An Herrn Professor Schreiber in Heidelberg. Dieses Gedicht ist gezeichnet mit der Sigle – x –.
    • „Deiner mächt’gen Töne.“G. Weber hat hier die originale Form mächtigen an den jambischen Rhythmus angepaßt.
    • „Camönen“Camenae, altital. Quellennymphen, von den römischen Dichtern mit den griechischen Musen gleichgesetzt.
    • „Louise Frank fand … Berlin auszeichnenden Beifall;“Luise Frank gastierte mit großem Erfolg vom 7. April bis 3. Mai 1811 in Berlin und vom 24. Mai bis 4. Juni 1811 in Breslau, u. a. als Myrrha in Das unterbrochene Opferfest von Peter Winter. Zum Berliner Gastspiel vgl. Zeitung für die elegante Welt, Jg. 11, Nr. 85 (29. April 1811), Sp. 980; Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 5, Nr. 119 (18. Mai 1811), S. 476, und Nr. 127 (28. Mai 1811), S. 508; Privilegirte gemeinnützige Unterhaltungs-Blätter, Jg. 6, Nr. 24 (11. Mai 1811), Sp. 191 sowie AMZ, Jg. 13, Nr. 18 (1. Mai 1811), Sp. 315, und Nr. 23 (5. Juni 1811), Sp. 398 (mit Verzeichnis der Rollen).
    • „Emmeline in der Schweizerfamilie“G. Weber hat kurze Zeit später über die Mannheimer Darstellung der Emmeline durch Luise Frank in Die Schweizerfamilie von Joseph Weigl berichtet; vgl. 1811-V-44.
    • „dasselbe Blatt“Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 58 (14. Mai 1811) unter der Überschrift A Emmeline – Frank, gez. B – r –
    • „freimüthigen – Morgen … und eleganten Blätter“Gemeint sind die Zeitschriften Der Freymüthige, Morgenblatt für gebildete Stände und Zeitung für die elegante Welt. Außer den Kritiken zum Berliner Gastspiel von Luise Frank erschienen folgende Berichte zu ihrem Gastspiel in Breslau: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 11, Nr. 120 (17. Juni 1811), Sp. 959; Der Freimüthige, Jg. 8, Nr. 123 (21. Juni 1811), S. 492, und Nr. 131 (2. Juli 1811), S. 524; Privilegirte gemeinnützige Unterhaltungs-Blätter, Jg. 6, Nr. 38 (29. Juni 1811), Sp. 304 sowie AMZ, Jg. 13, Nr. 26 (26. Juni 1811), Sp. 442–445 (mit Übersicht der Rollen).

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