Webers Sommerdomizil in Hosterwitz

Das Ehepaar Weber war gerade ein halbes Jahr verheiratet und wohnte am Dresdner Altmarkt, als der Komponist im Frühjahr 1818 zusätzlich zur Stadtwohnung nach einem ruhigen Sommerquartier Ausschau hielt. Es sollte in der Nähe des Schlosses Pillnitz liegen, damit er seine Verpflichtungen bei Hofe auch in der warmen Jahreszeit, in der die königliche Familie dorthin übersiedelte, bequem erfüllen konnte. Die Gegend war ihm nicht fremd, er kannte sie von Ausflügen und schätzte die Vielfalt der Landschaft mit Wäldern, Hügeln und der Elbe.

Sein Entschluss, Zimmer in der oberen Etage eines kleinen, 1725 errichteten Winzerhäuschens von Johann Gottlieb Felsner1 in Klein-Hosterwitz (damals Äpfelallee, heute: Dresdner Str. 44) für die Sommermonate 1818 zu mieten, fiel im Mai d. J.; seiner Frau zeigte er das Anwesen erst bei einem Spaziergang 14 Tage später. Dass seine Wahl die richtige war, beweisen die wiederholten und langwährenden Sommeraufenthalte dort:
1818 vom 18. Juni bis 28. August,
1819 vom 5. Mai bis 6. September,
1822 vom 15. Mai bis 28. September,
1823 vom 10. Mai bis 11. September,
1824 vom 29. April bis 26. September (Abwesenheit Webers vom 27. Juni bis 5. Juli infolge seiner Konzertreise nach Quedlinburg und vom 8. Juli bis 14. August wegen seines Kuraufenthaltes in Marienbad).

Lediglich in den Jahren 1820 und 1825 wählten die Webers einen anderen Standort für ihr Sommerquartier (im Coselschen Garten)T; 1821 war wohl der längere Aufenthalt in Berlin (4. Mai bis 30. Juni) ausschlaggebend dafür, dass man im Sommer in der Dresdner Stadtwohnung blieb.

Die Umzüge nach Hosterwitz bzw. zurück nach Dresden (inkl. Hausrat, Klavier etc.) umfassten stets mehrere Wagenladungen.

Auch 1826, während des London-Aufenthalts ihres Mannes, zog Caroline von Weber mit ihren beiden Söhnen Max und Alexander am 5. Mai in das übliche Domizil, obgleich Weber am 14. November 1825 ein alternatives „Sommer Quartier“ in Augenschein genommen hatte. In Hosterwitz erhielt Caroline von Weber schließlich die Nachricht vom Tod ihres Mannes in London.

Da Weber häufig in Dresden zu tun hatte und nicht immer den weiten Weg zu Fuß machen konnte, benutzte er bisweilen Mietwagen (seltener einen Elbkahn), bis er am 6. Juni 1822 ein eigenes Pferd kaufte. Am 17. Februar 1824 erwarb er schließlich zwei PferdeT und stellte einen KutscherT ein, nachdem er seinen Hosterwitzer Wirt dafür gewinnen konnte, einen Stall samt WagenremiseT zu bauen, zu dem er ihm 30 Taler lieh. Im Jahr zuvor hatte er Felsner bereits Geld zum Bau eines Brunnens vorgestreckt. Mehrere Rückzahlungen sind im Tagebuch dokumentiert, vermutlich hat sich Weber allerdings durch Verzicht auf die gänzliche Tilgung des Darlehens an den Bauvorhaben beteiligt.

Die Webers waren sehr gastfrei und empfingen häufig Besucher, mit denen sie gemeinsame Ausflüge unternahmen und die sie in Ausnahmefällen auch in Hosterwitz beherbergten, so 1818 Friederike Koch. An der Hosterwitzer Abgeschiedenheit schätzte Weber vor allem die Ruhe, die zahlreichen Kompositionsarbeiten zugute kam, insbesondere 1822/23 der Oper Euryanthe2.

Friedrich Wilhelm Jähns setzte sich nachdrücklich dafür ein, das Winzerhaus als Weber-Erinnerungsstätte einzurichten. Er stiftete zu diesem Zweck 1836 ein Weber-Bildnis und ein Gästebuch, 1847 zwei Weber-Autographen und initiierte die Anbringung einer Gedenktafel (1865). Seit 1948 befindet sich im Haus ein Weber-Museum.

Einzelnachweise

  1. 1Felsner hatte das Haus 1816 von Johanne Christiane Herzog, geb. Goldammer, aus Markersbach erworben; im Januar 1844 erbte es der Sohn Karl Gottfried Felsner; vgl. Eveline Bartlitz, „Quartier in Pillnitz gemiethet“. Eine Chronik des Weber-Museums Dresden-Hosterwitz aus Anlaß des 600jähruigen Ortsjubiläums von Hosterwitz 2006, in: Weberiana, Heft 16 (2006), S. 5–28, speziell S. 5 und 14.
  2. 2Vgl. Eveline Bartlitz, ebd., speziell S. 9f.

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