Rezension: 1. Konzert für Klarinette in f-Moll (WeV N.11) von Carl Maria von Weber, Stimmendruck Berlin: Schlesinger

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Primo Concerto per il Clarinetto principale composto da C. M. di Weber. Berlino A. M. Schlesinger. P. 2 Thlr. 12 ½ Sgr.

Das Streben in dem Gebiete der Kunst war bei dem dahingeschiedenen C. M. v. Weber, ein so ernstliches fleissiges und allseitiges, dass, abgesehen von den vortrefflichen Werken, die ihm den Ruhm bei der Nachwelt sichern, sein Wirken und Schaffen, auch wenn es nicht zu der bedeutenden Höhe gekommen wäre, die es wirklich erreicht hat, von grossem Vortheil für die Bildung der Tonkunst gewesen wäre. Es giebt wohl keinen Zweig in der Tonkunst, über den sich Weber in Schrift oder Tönen nicht ergossen hätte. Er umfasste Alles, denn ihn bewegte die Kunst, und durch die Tonkunst verwirklichte er seine Kunstgebilde. In allen seinen Werken liegt eine Idee znm Grunde, aus der die Theile und Zweige des Ganzen heraussprossen, und aus der sie Leben und Nahrung erhalten. So war es und so wird es bei allen grossen Geistern sein, denn sie können nicht anders; das Höchste waltet in ihnen.

Es ist ein herrlicher und beseligender Genuss, wenn der Virtuos durch sein Spiel uns in uns hineinversenkt, und ein Ahnen, Hoffen und Sehnen in unserem Innern erregt, das sich endlich in Lust und Freude ausströmt. Doch dieser hohe Genuss wird uns in unsern jetzigen Konzerten höchst selten oder gar nicht zu Theil, denn unsere jetzigen Virtuosen sind, mit geringer Ausnahme, Seil¦tänzer geworden, und hoch erfreut und beglückt, wenn ihnen nach ihrem salto mortale, der in der Regel in einen forschen Triller ausläuft, ein rasendes Geklatsch zu Theil wird. C. M. v. Weber sagt bei der Gelegenheit, wo er den weltbekannten Zuckerbäcker Rossini striegelt „auf den Triller schlecht und übel, folgt das Gepatsch wie die Thräne auf die Zwiebel,“ und in der That so ist es auch. Die feinen Nasen, die in unseren Konzertsälen jetzt bei dem Virtuosenspiel herum schnuppern, und da sehr viel Vortreffliches finden, wo nichts als Kehrigt aufgetischt wird, machen ihrem grossen Kunstgefühl dadurch Luft, dass sie tüchtig die Hände zusammen schlagen. So wie viele unserer Virtuosen sind, so sind auch die Werke die sie vortragen, denn gleich und gleich gesellt sich gern. Die Klavierkonzerte von Mozart und Beethoven, und einigen anderen, wenn auch minder grossen Komponisten, sind so gut wie verschollen, und lassen sich in unseren Konzerten nicht mehr finden, wenn auch hin und wieder eine Stimme aus der Wüste sie hervorruft. Eben so geht es auch mit den Konzerten für andere Instrumente, und daher hören wir auch das vorliegende vortreffliche Klarinettkonzert nicht. Dieses Konzert, welches ganz aus einem Gusse besteht, in allen Theilen höchst originell vom Tondichter ausgeführt ist, und welches Weber seinem Freunde Bärmann gewidmet hat, sollte jeder bedeutende Klarinetbläser besitzen, studiren und dann öffentlich vortragen, und er darf des Beifalls aller wahrhaft Musikverständigen und Musikliebenden gewiss sein. Das erste Allegro F-moll ¾ Takt ist ein sehr karakteristisches Musikstück. Der Bass tritt gleich in den ersten 10 Takten als Sprecher auf, und trägt das Seinige kurz und bestimmt vor. Sein Satz endigt mit einer Fermate. Nach dieser Fermate nimmt die erste Violine den Hauptsatz auf, der früher im Basse lag, und der Bass antwortet ihr darauf mit einer neuen recht bedeutungsvollen Figur. Nachdem das Tutti 36 Takte hindurch kunstvoll durchgeführt ist, tritt die Klarinett klagend, in Liebe und Sehnsucht sich ergiessend, auf, und in | diesen Gefühlen bewegt sich das ganze Allegro und läuft in einem morendo aus. Auf dieses Allegro folgt ein Adagio C-dur C Takt. Der vorher Klagende ist jetzt getröstet, und schwelgt in süsser Ruhe und Behaglichkeit. Reizend und lieblich ist das ganze nicht lange Adagio. In der ersten und zweiten Violine, desgleichen in der Viola, ist im Adagio D-dur vorgezeichnet, da dasselbe doch C-dur ist. Dieser Fehler ist dem Notenstecher sehr zu rügen, indem er für die Proben sehr störend ist, und ungeübte Begleiter zu recht wiederlichen Fehlern hinführt. Der letzte Satz des Konzerts, ein Rondo Allegretto, zeigt, dass der vorher Klagende, dann Getröstete, sich jetzt in Lust und Freude bewegt, doch aber noch dann und wann seinem vorherigen Trübsinn sich ergiebt, gewiss, um sich seines jetzigen Glückes recht zu freuen. Das ganze Konzert fordert einen Bläser von recht gutem vollen Ton und tüchtiger Fertigkeit, denn es wird ihm für beides recht Vorzügliches, aber auch Schweres geboten. Die Begleitung besteht in einem vollständigen Orchester ausser den Klarinetten.

b.

Apparat

Zusammenfassung

Rezension: 1. Konzert für Klarinette (WeV N.11) von Carl Maria von Weber, Erstdruck der Stimmen (ED-st) bei A. M. Schlesinger in Berlin

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Berliner allgemeine musikalische Zeitung, Jg. 4, Nr. 9 (28. Februar 1827), S. 67–68

    Einzelstellenerläuterung

    • znmrecte „zum“.

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