Besprechung von Webers Konzert am 26. August 1814 in Berlin

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Concert

Herr C. M. von Weber. Opern-Direktor und Kapellmeister des Königl. Böhmischen Ständischen Theaters zu Prag, gab am 26sten d., ein vorzüglich durch seine neuen Kompositionen ausgezeichnetes Concert.

Nach einem Simphonie-Satz, welcher eher eine Phantasie für das ganze Orchester zu nennen gewesen wäre, trug Hr. v. W. auf einem Kistingschen Pianoforte von schönem Ton sein neuestes Concert, (Es dur) selbst mit großer Fertigkeit vor; der erste Satz war groß gedacht und ausgeführt; das Adagio (H #) rührte durch Zartheit und war weniger als der letzte Satz chargirt. Propre spielen werden indeß Wenige dies Concert, und auch nur wenige Orchester, es der Idee des Komponisten gemäß – wie es hier der Fall war – begleiten. Als ein vorzügliches und neues Werk muß indeß dieses Pianoforte Concert, bei irgend guter Ausführung, gewiß überall erkannt werden. – Die folgende Italienische Scene von C. M. v. Weber, trug nicht minder das Gepräge der Originalität und tiefen Empfindungen; Mad. Schulz sang solche mit Sicherheit und Mitgefühl, der zu besiegenden Schwierigkeit ungeachtet, und theilte den Beifall mit dem verdienstvollen Tonsetzer, der so voll überströmender Phantasien ist, daß er sich nur für Ueberladung zu hüten und die Grenzlinie zwischen dem wahrhaft originellen und barocquen schärfer zu ziehn haben dürfte. Der zweite Theil des Concerts begann mit einer brillanten Scene im neuern Italienischen Opern-Styl, von Herrn Fischer mit vieler Haltung und seltener Rundung gesungen. Einer freien Phantasie auf dem Pianoforte, welche Herr v. Weber, reich an Modulationen und sein schönes Crescendo-Spiel benützend vortrug, lag meistens das beliebte Himmelsche Thema:„An Alexis“ zum Grunde, welches sehr vielseitig (beinahe etwas zu lange) durchgeführt wurde und Ref. an den frühen Verlust dieses zarten, lieblichen Spielers und Komponisten erinnerte. Die Hymne „In seiner Ordnung schafft der Herr“ von Friedrich Rochlitz, hat der geniale Tondichter planmäßig und gelungen durchkomponirt. Die Bäße beginnen unisono das Ritornell und deuten das Entsteigen der Wunderwerke aus dem „Grund der Ewigkeit“ an. Die Frage: „mag das Geschöpf den Schöpfer übereilen?“ wird vom Chor sehr bedeutungsvoll herausgehoben; dann kehrt das Thema: „in seiner Ordnung schafft der Herr“ wieder. Nun wechseln die Solo-Stimmen, Sopran, Tenor und Baß: (von Demoiselle und Herrn Eunicke, Herrn Gern ausdruckvoll gesungen). Besonders lieblich ist der Gesang der „Jungfrau“ – leise an Haydn’s Arie in der Schöpfung „Mit Würd’ und Hoheit angethan“, vielleicht nicht zwecklos erinnernd. – Bei dem Baß-Solo: „So schwebt die dumpfe Nacht der Geister heran“ dominirte die Violoncell-Begleitung und wahrhaft tröstend tritt der choralmäßige Satz ein: „Drum lerne still dich faßen“ welcher ohne alle Begleitung noch mehr wirken dürfte. Das verstärkte Eintreten des Chors und Orchesters in der letzten Strophe: „Gelobt sey Gott!“ so wie die prachtvolle, aber sehr schwere Fuge am Schluß, ist von großem Effekt und bewährt den Meister. Nur kam dem Ref. der Schluß zu groß gegen die vorherige Haltung der Hymne vor, welche bis zur Fuge Kantatenmäßiger behandelt zu seyn scheint. Doch hat darüber der denkende Tonsetzer wahrscheinlich mit dem gelehrten Dichter nähere Abrede genommen. – Die Ausführung war höchst lobenswerth. Allgemeiner Beifall der zahlreichen Versammlung dankte den Künstlern für ihre gelungenen Bemühungen.

„Die Kunst! o Mensch, hast du allein.“ Schiller.

Apparat

Zusammenfassung

Besprechung von Webers Konzert am 26. August 1814 im Kgl. Schauspielhaus Berlin; auf dem Programm standen u. a. Webers Klavierkonzert Nr. 2 Es-Dur, Szene und Arie der Athalia und die Hymne „In seiner Ordnung schafft der Herr“

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Dubke, Esther

Überlieferung

  • Textzeuge: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 105 (1. September 1814)

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