Albert Gottlieb Methfessel to Friedrich Kind in Dresden
Rudolstadt, Tuesday, October 26, 1819

Show markers in text

Absolute Chronology

Preceding

Following


Direct Context

Preceding

Following

Liebster Freund,

Ich zeige Ihnen hierdurch den wichtigen Empfang des Taschenbuchs* an, das mir ungemein gefallen hat. Ich würde unbedingt dem Apian* u. den Fastnachtsträumen* den Vorzug vor allen anderen Beiträgen einräumen, auch wenn Sie nicht der Verf. wären. Meine hiesigen Freunde theilen dieß Urtheil mit mir, u. besonders sind die Fasn. Tr. der Gegenstand häufiger u. intereßanter Unterredungen gewesen. Möge die reiche Quelle Ihres Geistes noch recht lange strömen in ungeschwächter Kraft. Sollten und wollten Sie gern den Uiberfluß derselben durch ein durstendes Land leiten wollen, so zeige ich Ihnen, ohne Metapher, an, daß die 2te Aufl. meines Commersbuches* nächstens erscheint, u. die Vorarbeiten dazu bereits begonnen haben. – Wissen Sie also für die Rubriken:

Burschen-Trink-Vaterlands-Kriegs-u. Volkslieder irgend ein hübsches Lied, eignes | oder fremdes, mir zu empfehlen, so sey Ihnen dankbarer Gebrauch verbürgt. Da diese Ausgabe eine sehr gereinigte u. verbeßerte wird, so kommen Sie auf jeden Fall nur in gute Gesellschaft.– Was Sie aber thun wollen und können – geschehe bald; periculum in mora*. Damit mein Supplik einen gewißen Nachdruck erhalte, komme ich auch nicht mit leeren Händen, sondern überweise Ihnen meine neueste Liedersammlung, worin Sie auch 2 Ihrer lieben Geisteskinder finden werden*. Mögten Sie Ihnen einen heitern Augenblick geben u. mein Andenken bei Ihnen erfrischen. – Was macht die Kunst, und, speciell, die Oper in Dresden? Hat Weber die Ihrige noch vollendet?* Geben Sie mir doch einige Nachricht darüber, so wie auch überhaupt von Dresden. |

Hartknochs Tod habe ich mit tiefster Betrübniß vernommen, und dem Trefflichen ein stilles herzliches Requiem gebracht. Sein so plötzliches Ende hat hier wie überall die lebhafteste Theilnahme erregt, da er bei seinem frühern Aufenthalte in R. sich die Liebe aller Guten in hohem Grade erworben hatte. – Haben Sie Gelegenheit, den Hinterlaßnen meine Theilnahme zu versichern, so thun Sie es doch ja recht innig und herzlich. –

An Weber bitte ich meinen freundschaftlichen Gruß zu bringen. Auch ihn bat ich, wenn er etwas für mein Liederbuch Paßendes vorräthig hätte, mir es mitzutheilen. Er versprach es halb u. halb. Wollen Sie ihn wohl gelegentlich dran erinnern? – Immer komme ich nun meinem Wunsche, Dresden zu sehen, (das liebe, unvergeßliche Dresden) um einige | Schritte näher. Wie schlägt mein Herz! Werden [mich] wohl meine Freunde mit derselben Herzlichkeit aufnehmen, die mir den Abschied so erschwerte? Diese Hoffnung ist eine der mächtigsten Triebfedern zu dieser Reise! Möchte sie mich nicht täuschen, und möchte ich auch in Ihnen den alten treuen Freund wieder finden, den ich immer in Ihnen liebe und lieben werde. Einstweilen mögen (recht bald) innige freundliche Zeilen von Ihnen die Sehnsucht beschwichtigen, die mich, so oft ich an Dresden denke, so mächtig befällt.

Herzliche Grüße den Ihrigen von Ihrem alten getreuen AMethfeßel.

Editorial

Summary

erkundigt sich nach der Dresdener Oper und nach dem “Freischütz”

Responsibilities

Übertragung
Prof. Dr. Götz Methfessel

Tradition

  • Text Source: Wolfenbüttel (D), Niedersächsisches Staatsarchiv (D-Wa)
    Shelf mark: NLA WO, 298 N, Nr. 375

    Physical Description

    • 1 DBl. (4 b. S.)

    Provenance

    • Eingang in das Wolfenbütteler Staatsarchiv laut Bleistiftnotiz auf S.4 am “22.10.98
    • Liepmannssohn, 24. Verst. (12. Okt. 1898), Nr. 292

Text Constitution

  • “wollen”crossed out
  • “mir”added above
  • “so”uncertain transcription
  • “wie überall”added above

Commentary

  • “… den wichtigen Empfang des Taschenbuchs”W. B. Beckers Taschenbuch für das gesellige Vergnügen auf das Jahr 1820 , hg. von Friedrich Kind, Leipzig: Göschen.
  • “… Ich würde unbedingt dem Apian”Petrus Apianus oder: Achtung der Wissenschaft. Schauspiel von Friedrich Kind (UA: Burgtheater Wien am 12. Augsut 1818), in: Beckers Taschenbuch auf das Jahr 1820, S.287–349.
  • “… dem Apian u. den Fastnachtsträumen”Die Fastnachtsträume, Erzählung von Friedrich Kind, in: Beckers Taschenbuch auf das Jahr 1820, S. 141–217.
  • “… 2 te Aufl. meines Commersbuches”Allgemeines Commers- und Liederbuch, Dr. Carl Friedrich Fröbels Hofbuchdruckerei Rudolstadt 1820, 2. Aufl.
  • “… geschehe bald; periculum in mora”Rechtslatein: Gefahr bei Verzögerung bzw. Gefahr liegt in der Verzögerung.
  • “… Ihrer lieben Geisteskinder finden werden”Sechs deutsche Gesänge mit Begleitung des Piano-Forte: in Musik gesetzt und dem Herrn Capellmeister Louis Spohr zugeeignet von Albert Methfessel. Mainz: B. Schott’s Söhne o. J. [1819] Op. 46 (s. Ex. BSB ), darin enthalten: Nr. 1 „Pilgerlied“ und Nr. 5 „Lenchens Lied“ auf Texte von Friedrich Kind; vgl. auch Brief vom 30. August 1818 von Methfessel an Schott, D-B, Digitalisierte Sammlungen , (Übersendung einer Liedersammlung).
  • “… Weber die Ihrige noch vollendet?”Es ist der „Freischütz“ gemeint, am 18. Juni 1821 im Berliner Schauspielhaus uraufgeführt.

    XML

    If you've spotted some error or inaccurateness please do not hesitate to inform us via bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.