Ignaz Franz Edler von Mosel an Friedrich Rochlitz in Leipzig
Wien, Freitag, 17. Oktober 1823

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Sr Wohlgeboren

Herrn Hofrath Friedrich Rochlitz

in

Leipzig

durch Güte

Obschon überhäufte und dringende Geschäfte mir für dießmal nur einen Augenblick gestatten, glaube ich doch, Ihr liebes, durch Haslinger erhaltenes Briefchen vom 5t d. unverzüglich, und schon in kürzester Kürze, beantworten zu sollen.

Daß Sie den Sommer so angenehm zubrachten und so heiter u. vergnügt sind, freut mich herzlich: daß Sie so gesund sind, ist recht schön von unserm lieben Herrgott, und daß Sie so fleißig waren, ist recht schön von Ihnen! – Was darf die musikalische Welt nicht Interessantes von Ihrem neuen Werke hoffen, und wie sehnlich erwarte ich es!* – Was die Zusendung eines Exemplares an Se kaiserl: Hoheit u. Eminenz betrifft, so wissen Sie, daß ich mich der ausgezeichneten Huld dieses liebenswürdigen Prinzen erfreuen darf, mit dem ich erst noch bei seiner letzten Anwesenheit allhier, im August d. J. von Ihnen sprach. Scheint es Ihnen daher angemessen, wenn der Erzherzog das Exemplar durch mich erhält, so biete ich mich mit Freuden dazu an; Sie dürfen das Buch nur – vielleicht mit einer Begleitung an Se kaiserl: Hoheit – an mich senden; ich besorge dann das Weitere in Ihrem Sinne, und melde Ihnen seiner Zeit den Erfolg.

Daß Sie mit meiner Uibersetzung des Paria* zufrieden sind, freut mich sehr; die Recension des 2t Heftes meiner Lieder ist mir bisher noch nicht zu Gesichte gekommen*.

Carl Maria v. Weber ist hier, um seine neue Oper Euryanthe in die Scene zu setzen*. Was ich davon am Clavier hörte, ist in hohem Grade vortrefflich. Verstand u. Gefühl, die in den jetzt grassirenden Opern zum Entbehren verdammt sind, finden dabei vollauf Genuß. Weber speiste vorigen Dienstag bei mir*; Graf Dietrichstein, Abbé Stadler, Dr v. Portenschlag u. Schreyvogel waren die übrigen Gäste: wir haben Ihre Gesundheit getrunken, und alle grüssen Sie vielmal.

Leben Sie recht wohl, hochverehrter Freund; meine Frau u. Kinder empfehlen sich Ihrem Andenken, u. innig umarmt Sie im Geiste Ihr Mosel.

Editorial

Summary

hat durch Haslinger R’s Brief vom 5. Oktober erhalten; das Exemplar der “Freunde der Tonkunst” wolle er gerne an den Erzherzog überreichen; freut sich, dass R. mit seiner Paria-Übersetzung zu frieden ist; hat die Rec. seines 2. Liederhefts noch nicht gesehen; Weber sei da, um seine Euryanthe einzustudieren; was er davon kenne, sei vortrefflich; Weber habe vorigen Dienstag bei ihm gespeist

Incipit

Obschon überhäufte und dringende Geschäfte mir für dießmal

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Wien (A), Österreichische Nationalbibliothek (A-Wn), Handschriften und Inkunabelsammlung
    Shelf mark: 7/131-8

    Physical Description

    • 1 DBl. (2 b. S. einschl. Adr.)

    Commentary

    • “… wie sehnlich erwarte ich es!”Meint: Für Freunde der Tonkunst, Band 1, Leipzig bei Carl Cnobloch 1824, von Friedrich Rochlitz, dem Großherzog Ludewig I. von Hessen und bei Rhein gewidmet.
    • “… mit meiner Uibersetzung des Paria”Der Paria. Trauerspiel in 5 Acten mit Chören aus dem Franz. des Cas. Delavigne (Leipzig 1823, Brockhaus).
    • “… noch nicht zu Gesichte gekommen”Mosels Sechs Gedichte für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, 2. Sammlung, gewidmet Friedrich Rochlitz, erschienen bei Steiner in Wien (VN: 3848) sind rezensiert in der AmZ, Jg. 25, Nr. 37 (10. September 1823), Sp. 610–612.
    • “… in die Scene zu setzen”Die UA der Euryanthe fand am 25. Oktober 1823 im Kärtnertortheater unter Webers Leitung statt.
    • “… speiste vorigen Dienstag bei mir”Vgl. Webers TB vom 14. Oktober 1823.

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