Carl Maria von Weber an Franz Danzi in Stuttgart mit Nachschrift von Friedrich von Lehr
Ludwigsburg, im Oktober 1808

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An Danzi.
Donnerwetter, was bin ich erschrockenAls ich vermerkte an den HausglockenDaß wieder ein Brief an mich da sey;Ich dacht’ es wär’ so eine DammereyVon irgend einem edlen Schuldherrn,Und die hör ich bekanntlich verflucht ungern.So aber war ich um so mehr überroschen,Und zahlte mit Freuden meinen Groschen.Euer Brief hat mich sehr amüsoren,Ich kratzt mich alsobald hinter den Ohren,Und rief den treuen Gehann herbei,Erklärte ihm wovon hier die Rede sey,Lobte im Suchen sein großes TalentUnd fix wie der Teufel war er davon gerennt,Denn ich sagt ihm, er müsse gar sehr sich beeilen,Und am besten (wo möglich) in zwei Hälften sich theilen.Bevor nun die ersehnte Nachricht ankommt,Bin ich (als im Beantworten prompt,)Zu dem nur mir eigenen Schreibtisch geronnen,Und habe einstweilen zu schreiben begonnen.Das ist wahr, der Gehann ist ein ganzer Kerl,Flink und schnell wie ’n Schokoladen Querl,Kaum war eine Stunde in’s Land gekrochen,Hatt’ er schon zwei Zimmerchen ausgerochen.Das eine ist nicht sehr groß, doch’s zweite ist klein,Inzwischen gehn viele geduldige – hinein,Und wenn am End’ alle Stricke zerreißen,So werden Rapunzel und ich uns nicht beißen;Ich hab ein’ chinesischen Hofrath im Haus,Der fuhr um die Welt herum, ’s ist gar ein Graus –Nun kann ich denn so einen Herrn einquartieren,So wird ein Kapellmeister mich auch nicht genieren.Mit einem Wort, alles ist gut eingerochenTragen’s nur gefälligst heraus Ihre Knochen,Denn was meiner Anstalt die Krone verleiht,Ist das, daß von meinem Pallast es nicht weit –Sobald Ihr in unserer Stadt angekommen,So wird bei mir erstens der Abtritt genommen,Dann könnt Ihr Euch drehen und wenden nach LustIndem Ihr verzehrt eine kälberne Brust,Denn Hunger auf Reisen beständig thut quälen,Und Wein wird den Sängerinnen auch hier nicht fehlen.Finaliter also, Ihr dürft nur erscheinen,Und einstweilen Thränen der Dankbarkeit weinen,Denn alles was nöthig, besorgt in der That,Der immer Euch liebende FreundKrautsallat.Ludwigsburg in demjen’gen September,
Der zwei Monat früher kommt als der December*.
1808.
Da kommt der astrachan’sche Hofrath daherSo’n Kerl kommt mir alle Augenblick in die Quer –Mein lieber Veit Weber, das kränkt mich nicht sehr. Und wenn ich so sage, es kränkt mich nicht sehr,So versteh’ ich darunter – es kränkt mich nicht sehr.Hofrath Lehr.

Editorial

Summary

gereimte Einladung, nach Ludwigsburg zu kommen

Incipit

Donnerwetter, was bin ich erschrocken

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Max Maria von Weber, Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild, vol. 1, Leipzig 1864, pp. 150–151

    Corresponding sources

    • KS 3 (S. 523–525, ohne die Nachschrift von Lehr)

    Commentary

    • “… früher kommt als der December”Möglicherweise scherzhafter Bezug auf einen Datierungsfehler in Danzis Brief; der gereimte Antwortbrief dürfte somit im Oktober 1808 geschrieben sein.

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