Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig
Berlin, Dienstag, 14. Juli 1812

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S: Wohlgebohren

dem Herrn Hofrath

Friedrich Rochlitz

zu

Leipzig

Verehrtester Freund!

Ihren lieben Brief vom 1t huj: habe ich d: 4t richtig sammt seiner mir so erfreulichen Einlage* erhalten, und würde ihn sogleich beantwortet haben, wenn ich nicht den Erfolg meiner Oper hätte abwarten wollen. dieser Erfolg war nun so glänzend, daß ich oder vielmehr das Recht, einen so herrlichen Triumph über Kabalen pp feierte als man nur wünschen kann*. ich werde Ihnen seiner Zeit mündlich die Details liefern, so viel ist gewiß daß ich ganz Ergeben in mein Schiksal in das Orchester trat, und dirigirte. es gieng alles vortrefflich, und die Aufnahme war rauschend nach jedem Akte und besonders am Schluße der Oper ein allgemeines Bravo Weber.

Dryberg hatte mir früher schon selbst angeboten eine Rez: darüber zu schreiben aber leider nöthigten ihn Familien Verhältniße schon mehrere Tage vor der Aufführung auf seine Güter* zu reisen, Er ist mein lieber Freund, ein trefflicher Mensch, und ich werde ihn mit Freuden veranlaßen an der M: Z: Theil zu nehmen.      An seiner Statt wird der JusitzKomiß: Wollanke ein braver gebildeter Componist, und vorzüglicher Mensch eine Rezension über Silvana schreiben, und Ihnen künftigen Posttag zusenden*. Sie gewinen an ihm einen trefflichen Mitarbeiter, der alle Musikalischen Verhältniße Berlins genau kennt, und auf deßen ruhiges Partheiloses Urtheil sie sich verlaßen können.      Ueber alles dieses ausführlich mündlich, denn ich hoffe Sie in den ersten Tagen des Augusts zu umarmen.

Ihre herrliche Cantate ist ein Fang den man so bald nicht wieder los läßt, wenn er einem gezeigt wird, wie können Sie glauben daß ich nicht mit der grösten Liebe eine Ihrer Dichtungen umfaßen, und alles übrige darüber liegen laßen würde! ich danke Ihnen herzlich für diesen Vorzug und für das aus demselben leuchtende Vertrauen zu mir. ich habe bey dieser Aufführung wieder vieles gelernt, ein paar neue Arien die ich an die Stelle der Alten schrieb, und ein paar kleine Schnitte haben der Oper sehr aufgeholfen*, und mich wieder über Effekt und Zuschnitt neu belehrt.      Die Rez: der Finkschen Lieder habe ich bereits gelesen.      Ich werde in den wenigen Stunden der Muße die ich jezt habe die Kantate fleißig überdenken, damit ich dann recht ausführlich mit Ihnen darüber sprechen kann.      Ihre Anmerkungen dabey sind ganz aus meiner Seele gesprochen, und ich hoffe wir werden uns bald über das Ganze einigen.

     nun leben Sie glüklich und zufrieden bis ich Sie sehe, können Sie, so schreiben Sie mir noch ein paar Worte, bringen Sie Ihrer theuren Gattin meine herzlichsten Grüße, und vergeßen Sie nicht Ihren Weber. Berlin d: 14t July 1812.

Editorial

Summary

berichtet über die Silvana-Aufführung, Wollank werde dazu eine Rezension für die AmZ schreiben; empfiehlt ihm Drieberg und Wollank als Mitarbeiter; lobt Rochlitz’ Hymnentext; hat Arien in Silvana verändert

Incipit

Ihren lieben Brief vom 1t huj:

Responsibilities

Übertragung
Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. II A c, 2

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)

    Provenance

    Corresponding sources

    • MMW I, S. 354 f.

Text Constitution

  • “so”added above
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  • S“s” overwritten with “S
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Commentary

  • “… seiner mir so erfreulichen Einlage”Dem Brief lag Rochlitz’ Textvorlage für Webers Hymne bei; vgl. Tagebuch.
  • “… als man nur wünschen kann”Zur Berliner Erstaufführung der Silvana am 10. Juli 1812 vgl. die Aufführungsberichte.
  • “… der Aufführung auf seine Güter”Cantow bei Wusterhausen/Dosse.
  • “… und Ihnen künftigen Posttag zusenden”Vermutlich ist die mit „X..“ gezeichnete Besprechung der Oper gemeint, die in AmZ, Jg. 14, Nr. 535 (26. August 1812), Sp. 572–581 erschien (datiert mit 16. Juli 1812).
  • “… haben der Oper sehr aufgeholfen”Zu den Änderungen an der Silvana (inklusive der Ersatz-Arien für Nr. 4 und 10) vgl. ausführlich WeGA, Bd. III/10c, S. 574–577, 581–609 und 666–668.

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