Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin
Dresden, Donnerstag, 10. Juli 1817

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An Mademoiselle

Friederike Koch.

Wohlgebohren

zu

Berlin

durch Güte*.

Meine liebe Koch!

Ich hätte wohl Lust ein wenig mit Ihnen zu zanken daß Sie so gar nichts von sich hören laßen, wenn ich nicht befürchten müste daß Sie mir daßelbe zurükgeben. Aber, nehmen Sie mirs nicht übel, es ist doch kein Vergleich, zwischen Ihrer und meiner Arbeit, und Sie könnten daher wohl so barmherzig sein, und mir zuweilen die Freude machen, mich etwas von Ihnen hören zu laßen; aber so seid ihr Weiber, nur kein Haar mehr geben, als ihr bekomt, und wo möglich umgekehrt. doch ich will nicht rechten, sondern diese Zeilen sollen Sie nur recht freundlichst grüßen und an den fernen Freund errinnern. die Grünbaum hat mir viel von Ihnen erzählt, und hat sie es umgekehrt auch ordentlich gethan, so wißen Sie genau wie es mir geht, und wie ich lebe. Sehr still, thätig, und nicht ganz wohl. ich arbeite in den wenigen Stunden die ich übrig habe, und wo die Lust da ist, fleißig an meiner neuen Oper, die ich gar zu gerne künftigen Winter auf die Bretter bringen möchte. wahrscheinlich in Berlin zuerst.      daß des braven thätigen redlichen Gürrlichs Tod mich vielleicht zu Euch bringen kannT, müst ihr wohl nicht recht glauben, sonst würde doch einer meiner Freunde, seinen freudigen Wunsch darüber ausgesprochen haben. Nun wir wollen sehen was der Himmel und die Intendanten verfügen. ich habe jezt freilich manche andere Rüksicht zu nehmen als ehemals, wo ich noch ganz allein stand. Ich sehne mich recht nach dem Ende September, wo ich meine liebe Lina heimholen will. Werde gleich mit ihr eine Reise machen, und die Mutter zum Sohn nach Manheim bringen. So sind wir ihrer Pflege gewiß und der Schmerz der Trennung ist auch beiderseits erleichtert. Es ist mir unheimlich und leer zu Muthe, bis das alles in Ordnung ist; jezt muß ich mich in meinen häuslichen Einrichtungen von einem Tage zum andern behelfen, und kann mich noch nicht gehörig einnisten. Bitten Sie Gott daß wir nicht nach Berlin kommen, denn da würden Sie wahrlich sehr geplagt sein, von den jungen frischen Eheleuten die nicht gix noch gax wißen.

     

Nun leben Sie wohl, meine gute liebe Köchin, Grüßen Sie mir bestens Jordans, die Türk, Kistings Seebalds pppp und behalten Sie lieb Ihren alten Freund Weber.

Editorial

Summary

arbeite an einer neuen Oper, die er im Winter auf die Bühne zu bringen hoffe; sehe ungeduldig dem Tag entgegen, an dem er sich mit Caroline Brandt verbinden werde und sich seine häuslichen Verhältnisse endlich ordnen

Incipit

Ich hätte wohl Lust ein wenig mit Ihnen zu zanken

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. II A e, 17

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)

    Corresponding sources

    • Virneisel/Hausswald, S. 81–82

Text Constitution

  • Seebaldsadded above

Commentary

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