Carl Maria von Weber an Johann Philipp Samuel Schmidt in Berlin
Dresden, Mittwoch, 30. April 1823

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Ach Nein! mein verehrter Freund, Sie sind viel zu gut als ein unbedingter Partheygänger zu sein, und wenn auch, was gienge das mich an bey aller persönlichen Freundlichkeit die Sie mir je erwiesen? Wenn ich nicht schreibe so suchen Sie das ja nirgend anders als in dem einfachsten Grunde. ich habe keine Zeit.      Täglich mehr umschlingt mich das Weltnezz, der angenehmen und unverschämten Anfoderungen werden immer mehr an mich gemacht, und da bin ich denn nicht der lezte der etwas von mir fodert; aber auch der erste der darunter leidet.      dem lieblichen Geschwäz mit Freunden sterbe ich ganz ab.      die liebsten begrüße ich kaum jährlich einmal, und wer nicht Nachsicht mit mir hat der ist für mich, und ich für ihn verlohren.

Haben Sie Dank für die intereßante Beschreibung Ihrer Reise, und halten Sie Wort uns zu Pfingsten zu besuchen, dann wollen wir was rechtes zusammen plaudern*.      Sie verwechseln aber Pfingsten mit Ostern.      zu Pfingsten giebt es keine Oratorien sondern 3 Tage hintereinander Meßen zu hören. d. 18. 19t und 20t.      Wenn Sie im Gasthof zum goldnen Engel abtreten so finden wir uns am schnellsten, denn ich ziehe in diesen Tagen nach Pillnitz.

     Somit erspare ich mir alles aufs mündliche, und dieß soll nur ein herzlicher Gruß voraus sein, der Sie versichert, wenn es anders deßen vonnöthen, daß ich immer der Alte bin in treuer Anhänglichkeit an meine Freunde und also auch gewiß Ihr
CMvWeber

Editorial

Summary

ausführliche Klage über seine Belastungen in Dresden; dankt für Schmidts Reisebeschreibung; verschiebt Weiteres auf die Begegnung in Dresden an Pfingsten

Incipit

Ach Nein! mein verehrter Freund, Sie sind viel zu gut

Responsibilities

Übertragung
Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats– und Universitätsbibliothek Dresden, Musikabteilung (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. t 4202

    Physical Description

    • 1 Bl. (1 b. S. o. Adr.)

    Provenance

    • nach Jähns Anmerkung war das Autograph 1871 im Besitz von Richard Zeune

    Corresponding sources

    • Anonym: Drei weitere Briefe von C. M. v. Weber an Herrn Hofrath J. P. Schmidt, in: Caecilia, Bd. 9 (1828), Heft 35, S. 143-144
    • Copy: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
      Shelf mark: Mus. ep. C. M. v. Weber Varia 6, Nr. III

      Physical Description

      • Abschrift von fremder Hand (spätestens 1847) aus dem Besitz von Aloys Fuchs mit Annotationen von F. W. Jähns
    • Copy: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
      Shelf mark: Weberiana Cl. II B, S. 863–865

      Physical Description

      • Abschrift von F. W. Jähns (1871)

Text Constitution

  • “Ihrer”von fremder Hand Einfügezeichen und am Rande vermerkt: ita-linischen
  • “ita-linischen”sic!

Commentary

  • “… wir was rechtes zusammen plaudern”Schmidt kam nicht zu Pfingsten, sondern erst im Juni 1823 nach Dresden; vgl. Tagebuch.

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