Dramaturgisches Wochenblatt in nächster Beziehung auf die königlichen Schauspiele zu Berlin, Jg. 2, Nr. 47 (24. Mai 1817), S. 374

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Prag den 19. April 1817.

So oft ich auch die Schweizer-Familie gesehn, so oft hat sie neuen Werth für mich, und das Spiel der Dem. Wilhelm trug nicht wenig bei, denselben zu erhöhen. Wer nur einigermaßen Liebe für die Heimath hat, mußte durch ihre Darstellung, von der Sehnsucht nach derselben, ergriffen werden; wer je ein liebend Herz zurückgelassen, verstand das tiefe Gemüth der Emmeline, die in süßer Schwermuth an Jakob dachte; und doch so gern die kindliche Liebe hätte den Sieg über die für Jakob erringen lassen. Ihre Bewegungen waren leicht, sittig und grazieuse, und wenn ihr Gesang durch die hohe vollendete Kunst ihrer Mitschwestern leicht übertroffen werden kann, so darf man nicht vergessen, daß die Einfachheit des Schweizer-Mädchens, das wahre Gefühl unmöglich in unendliche Laufer, Kadenzen, oder Triller umher irren kann, um endlich wieder mit allem Pomp der Tonkunst den Weg zur schön vorgetragenen Melodie zu finden. Jakob spielte mit eben der Wahrheit und Richard mit herzlicher Wärme. Die übrigen wurden von den Ersteren verdunkelt, und unangenehm störten die Scenen, die Paul und der Haushofmeister des Grafen hatten; es war vieles eingelegt, um den Kasperle nicht fehlen zu lassen; das Publikum wußte diese Aufmerksamkeit zu würdigen, und rufte Hr. Löwe, der die Rolle des Pauls ganz zu dessen Zufriedenheit durchgeführt hatte, mit vielem Ungestüm heraus, während Dem. Wilhelm die stille Bewunderung des gebildetern, wenn auch kleinern Theil der Zuschauer mit sich nahm.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Dramaturgisches Wochenblatt in nächster Beziehung auf die königlichen Schauspiele zu Berlin, vol. 2, issue 47 (24. Mai 1817), pp. 374

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