Gustav Mahler an den Verlag B. Schott’s Söhne in Mainz
Wien, zwischen Donnerstag, 14. und Freitag, 22. April 1904

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Verehrter Herr Geheimrath!

Die musikalischen Änderungen sind — wie schon ein Blick auf das Textbuch beweist — sehr geringfügig, wenn auch einschneidend. Es läßt sich jedes vorhandene Material dazu benutzen. Der Orchesterpart ist unverändert geblieben — bis auf einige große Striche, und 4 Einlagen. — Allerdings kämmen hiezu noch die beiden von Weber selbst weggelassenen Szenen im 1. u 3. Akt, | die in der Partitur wol stehen geblieben sind, dagegen wol in allen Orchesterstimmen wahrscheinlich fehlen werden. Kämen also in diesem Falle noch 2 Einlagen hinzu. Die Textänderungen mussten allerdings, da sie durch die ganze Oper sporadisch vertheilt sind (also z. B. auch an solchen Stellen, wo musikalisch nicht das geringste geändert ist, Worte, oder auch ganze Sätze geändert sind) mit rother Dinte im Gesangspart (also Clavierauszug) auffällig bemerkt werden; sonst könnten sie leicht von den Sängern übersehen werden, was manchmal sehr sinnstörend werden könnte. | Am besten wäre es: ich schicke Ihnen einen von mir eingerichteten Clavierauszug von Peters*. Da werden Sie mit einem Blick sehen können, was noth thut.

Daß es keine gedruckten Stimmen zu Euryanthe giebt erwähne icht nicht nur als Curiosum*, sondern weil Sie vielleicht es in Betracht ziehen könnten, daß es endlich an der Zeit wäre das Versäumte nachzuholen.

Die Partitur ist bisher nur bei Schlesinger erschienen*; es wäre also vielleicht | auch eine billige Volksausgabe in Betracht zu ziehen. (wie solche bei Peters existiren) Wenn Sie meine Bearbeitung derselben zu Grunde legen wollten, so könnte man in einem Anhang das Original bringen.

Ich bitte, alle diese meine Vorschläge ohne die geringste Rücksicht auf meine Person in Betracht zu ziehen. — Ich bin weit entfernt, Ihnen, der die Bedürfnisse der Gegenwart jedenfalls viel besser zu taxiren weiß, hier einen Rath ertheilen zu wollen. Nur bitte ich jedenfalls um freundliche baldige Entscheidung, damit ich | eventuell für diejenigen Bühnen, die sich an mich gewandt, eine (sehr leicht auszuführendes) Arrangement des vorhandenen Materials vornehmen lassen kann, — so wie ich es bereits für Leipzig und Mannheim gethan habe, die eben eine solche Neuaufführung vorbereiten.

Mit herzlichsten GrüßenIhrsehr ergebener
Mahler

Jedes vorhandene Material kann ohne Weiteres mit wenigen und geringfügigen Änderungen adaptirt werden.

Editorial

Summary

geht auf seine Neueinrichtung der Euryanthe ein, die, von Strichen und Einlagen abgesehen, weitgehend auf musikalische Eingriffe verzichte; fragt nochmals an, ob Schott an einer Drucklegung (Volksausgabe der Partitur, Orchesterstimmen) auf Grundlage seiner Bearbeitung interessiert wäre

Incipit

Die musikalischen Änderungen sind – wie schon ein Blick auf das Textbuch beweist

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: 55 Nachl 100/B, 17025

    Physical Description

    • 3 Briefkarten (5 b. S.)
    • Karten mit Prägung: “DER DIRECTOR | DES | K. K. HOF-OPERNTHEATERS.”
    • Registraturvermerk des Verlages auf separater Beilage vom 22. April 1904 (vermutlich Empfangsdatum)

Text Constitution

  • “kämmen”sic!
  • “giebt”added in the margin
  • “es”crossed out
  • “e”crossed out

Commentary

  • “… mir eingerichteten Clavierauszug von Peters”Bei Peters waren seit 1871 verschiedene Ausgaben des Klavierauszugs mit Singstimmen erschienen (Edition Peters 292, PN: 5299 bzw. 8221).
  • “… icht nicht nur als Curiosum”Tatsächlich gab es lediglich Orchesterstimmen zur Ouvertüre der Oper vom Wiener Verlag Steiner (PN: S: u: C: 4513.). Im 1890 erschienenen Katalog des Verlags Schlesinger (mit Haslinger, Wien) sind lediglich Chorstimmen sowie Orchester-Leihmaterial (möglicherweise handschriftlich?) nachgewiesen.
  • “… bisher nur bei Schlesinger erschienen”Partiturausgabe von Ernst Rudorff, bei Schlesinger erschienen 1866 (VN: S. 4791).

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