Friedrich Wilhelm Jähns an Marie Lipsius in Leipzig
Berlin, Montag, 21. Mai 1883

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Hochverehrte Freundin!

Ihr vorgestern empfangenes Schreiben v. 19. d. hat mir eine ebenso unerwartete wie große Freude bereitet. Alles, was Sie mir in dessen Eingange sagen, daß sich bei Ihnen in Betreff meiner seit der langen Zeit, daß wir uns nicht schrieben, nichts geändert, kann ich Ihnen auf Herzlichste u. Vollkommenste zurückgeben. – Ihre Leistungen auf dem Gebiete literarischen Schaffens, wie ich sie durch die ganze Zeit, daß wir uns nicht schrieben, stetig verfolgt habe, haben mich mit immer höherer Werthschätzung für dieselben erfüllt. Stehen Sie doch weit weit über so Vielen, u. bei diesen an Sie nur zu denken, ist fast ein Frevel, denn was wird jetzt auf Ihrem Gebiete leichtfertig, locker u. lückenhaft, ja frivol oberflächlich in die Welt geworfen! Sie sind unbezweifelt zu einer wahrhaft hochgeach[te]ten Autorität emporgewachsen | u. ich habe mich in stillem Stolze als Ihr Freund tief daran erfreut. – So habe ich denn auch mehr je Ursach, wo Sie es nur erwünschen mögen, und so weit ich es vermag, Ihnen nicht nur collegialisch sondern von ganzem Herzen dienstlich zu sein. Ich sage „so weit ich es vermag“.Daß ich es eben nicht in allen Ihren Fragen ausreichend vermag, betrübt mich aufrichtig. Aber es findet leider seine Erklärung darin: daß ich zuvörderst an einem schweren Augenleiden – Doppelsichtigkeit – kranke, wobei Lesen u. Schreiben auf ein Minimum beschränkt werden muß – sodann daß ich an schlimmen Schreibekrampf leide, der mir das Schreiben zuweilen total unmöglich, stets aber höchst angreifend macht, namentlich mit der Feder, weshalb ich Sie sehr um Verzeihung bitte, wenn ich Ihnen alles auf Ihre Fragen Bezügliche nun in Bleistift folgen laße, dessen Benutzung mir meist leichter wird.

Und nun drücke ich Ihnen die liebe Hand zum Abschiede! – Beikommendes Adagio nehmen Sie freundlich auf. Vielleicht spielen wir es bei Ihnen in diesem Sommer. Treu Ihr F. W. Jähns

Nachschrift
Meinen Supplement=Band zum „Weber in seinen Werken“ habe ich so ziemlich vollendet. Nur die Freisch., Prec., Eury. u. Oberon betreffenden Abhandlungen fehlen noch, mit denen es unter den vorliegenden körperlichen Hindernissen sehr mühevoll u. langsam geht, was mich äußerst betrübt u. drückt.

Seit April 1881 ist meine Weber-Sammlung (gegen 5000 Piecen aller Art) im Besitz der Königl. Bibliothek hier.

Apparat

Zusammenfassung

persönliche Mitteilungen, bemüht sich, ihre Fragen zu beantworten, leidet an Schreibkrampf und Doppelsichtigkeit. Teilt ihr mit, dass seit April 1881 seine Weberiana-Sammlung in der Kgl. Bibliothek ist

Incipit

Ihr vorgestern empfangenes Schreiben v. 19. d.

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Weimar (D), Stiftung Weimarer Klassik, Goethe- und Schiller-Archiv (D-WRgs)
    Signatur: GSA 59/440,2

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

Textkonstitution

  • „laße“über der Zeile hinzugefügt
  • „=Band“über der Zeile hinzugefügt
  • „geht“über der Zeile hinzugefügt

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